Fergie: „Es ist meine Vision“

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Na bitte schön, wenn Taylor Swift neuerdings so klingen will wie The Black Eyed Peas mit ihrer Frontfrau und Sängerin Fergie vor gut zehn Jahren (und nein, nobody made her do that, das war ganz allein ihre Entscheidung), dann kann man sie schwer davon abhalten (so sehr man es auch gerne tun würde).

Foto: Mert and Marcus

Derweil hat nämlich sogar will.i.am (Kopf der Black Eyed Peas und Hitproduzent) stampfende Eurodance-Beats hinter sich gelassen und geht auf den Tracks, die er für Fergies „Double Dutchess“ produziert hat, zurück zum Old-School-Hip-Hop. Was schon deshalb clever ist, weil Fergies Rap-Flow eher als retro zu bezeichnen ist und bestens dazu passt. So nehmen die ersten drei Songs auf Fergies zweitem Album eine völlig unerwartete Richtung – Vintage Modern, könnte man es nennen.

Es hat schon seine Gründe, dass es elf Jahre gedauert hat, bis Fergie den Nachfolger zu „The Dutchess“ veröffentlicht. Damals hatte sie gerade ihre Meth-Abhängigkeit bekämpft (erfolgreich, wie man feststellen kann), dann kam ein Mann in ihr Leben – und dann ein zweiter, als sie ihren Sohn bekam. Natürlich hat sie sich in der Folgezeit vor allem ihm widmen wollen. Ganz nebenbei hat sie ihre Bisexualität öffentlich gemacht und natürlich weiterhin zusammen mit den Black Eyed Peas aufgenommen und Touren bestritten. Bei so viel Leben ist es auch kein Wunder, dass das eigene Musikmachen und die Solokarriere keine Priorität hatten.

Doch je länger die Pause andauerte, desto größer wurde das Bedürfnis, sich wieder auszudrücken. Als sie 2013 endlich die Muße und Inspiration für ihre eignen Songs gefunden hatte, warf sie sich dementsprechend motiviert in die neuen Lieder. Zu thematisieren gibt es ja genug, und das hört man dem Album auch an: „Es ist endlich fertig! Ich habe viele lange Nächte damit verbracht, daran zu schreiben und zu arbeiten“, erklärt sie. „Ich wollte nicht nur, dass ‚Double Dutchess‘ perfekt wird, sondern meinen Fans auch ein besonderes visuelles Geschenk machen. Hinter dem Album steckt eine Geschichte, die mir sehr am Herzen liegt. Es ist meine Vision. Es spiegelt mich auf allen Ebenen wider.“ Weshalb sie ihre alten Vertragsverhältnisse hinter sich gelassen hat, um auf dem eigenen Label „Dutchess Music“ zu veröffentlichen. So kann sie sich selbst um alle kreativen Fragen kümmern und ihre eigenen Entscheidungen treffen.

Daher hat „Double Dutchess“ diesen für sie völlig neuen Sound, der nach dem Old-School-Beginn in alle Richtungen greift, auf die Fergie Lust hatte. Das betrifft neben Hip-Hop ebenso Reggae und R ’n’ B. Daneben finden sich ebenso Pop-Hymnen, auf denen sie ihre volle Gesangskraft ausspielen kann – und mit „Enchanté (Carine)“ sogar ein Tropical House-Track. Als Gäste hat sie sich YG, Nicki Minaj sowie Rick Ross geholt, und auch ihr Sohn Axl Jack darf seinen ersten Auftritt haben. Man lehnt sich letztlich also gar nicht so weit aus dem Fenster, wenn man vermutet, dass Fergie vielleicht das bessere Album als Taylor abgeliefert hat. Schauen wir mal. *Christian K. L. Fischer

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