Interview: Marianne Rosenberg „Im Namen der Liebe“

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Foto: S. Ludewig

Die in Berlin geborene Sängerin ist Kult. Und beständig erfolgreich. Marianne Rosenberg hatte in den 1970ern Hits wie „Lieder der Nacht“, „Fremder Mann“, „Herz aus Glas“, „Marleen“ und „Er gehört zu mir“. In den 1980ern war sie auch mit Coverversionen internationaler Hits populär, bevor sie sich für die Kultur-Avantgarde (Kai Hawaii, Rio Reiser) der Zeit entschied. Bis heute schafft sie es immer wieder in die Hitlisten – 2020 erklomm Marianne Rosenberg Platz eins der deutschen Albumcharts.

Foto: S. Ludewig

Es scheint, als ob Sie mit Ihrem aktuellen Album genau den Nerv der Zeit getroffen haben. Wie haben Sie den Spitzenplatz gefeiert?

Ich habe mich wirklich sehr gefreut, denn ich habe 2, 3 Jahre an den Kompositionen und den Texten gearbeitet und dann noch mal fast ein Jahr zusammen mit meinem Produzenten Alex Wende im Hansa-Studio die Songs produziert. Auch mit diesem Studio hatte sich ein Kreis für mich geschlossen, denn dort habe ich 1970 mein allererstes Album aufgenommen. Dabei habe ich bei der Auswahl der Songs auch an meine Fans gedacht, denn in den letzten Jahren habe ich einige Ausflüge in andere Genres unternommen. Jetzt wollte ich zurückkommen. Zurück zu meinen Roots. So habe ich für einige Songs auch einzelne Elemente aus der Discomusik und dem Phillysound der Siebziger wieder aufgegriffen, natürlich immer mit den aktuellen Grooves und Sounds, die ich heute toll finde.

Welches Lied würden Sie dem hektischen Spotify-Hörer denn empfehlen, damit er einen guten Eindruck vom Album bekommt?

Nun, man arbeitet natürlich nicht drei Jahre an einem Album, um einem ‚hektischen Spotify-Hörer‘ einen guten Eindruck zu vermitteln, aber ich denke, dass die erste Single und der erste Hit aus dem Album „Wann (Mr. 100%)“ trotzdem ein guter Einstieg ist.

Wie würden Sie das Album „Im Namen der Liebe“ beschreiben? Neben (fast klassischer) Disco finden sich ja auch mediterrane Popnummern drauf.

Auch wenn mein Album aus mehreren musikalischen Facetten besteht, so gibt es doch etwas, was alle verbindet. Wir erleben immer mehr Hass in unserer Gesellschaft. Dem wollte ich auch Respekt und Toleranz entgegensetzen. Beides ist in der Liebe eine Selbstverständlichkeit und die Liebe war schon immer mein wichtigstes Thema. „Hass hat Hass nie besiegt, lass es Liebe sein“ ist eine Zeile aus dem Titelsong meines Albums „Im Namen der Liebe“.

Textlich sind Sie weiterhin ernster und vielschichtiger als so viele Kollegen. Stört es Sie, wenn man Sie dann trotzdem zu Schlager zählt?

Früher hätte mich das vielleicht gestört, aber auch ich werde älter, vielleicht weiser, in jedem Fall gelassener. Der deutsche Schlager und die deutsche Popmusik haben heute längst fließende Grenzen. Außerdem gibt es in jedem Genre gute und schlechte Musik. Die Substanz der Musik lässt sich durch ein Etikett oder eine Schublade nicht beeinflussen. Insofern habe ich mit dem Schlager überhaupt kein Problem.

Wie erlebten Sie die erste Corona-Welle als Musikerin?

Das war schon ein Schock, den ich erst nach Wochen realisiert habe. Aber ich habe die Zeit genutzt und habe wieder Songs geschrieben, die ich gerade jetzt im Hansa-Studio produziere. Ich plane, zu meinem fünfzigsten Jubiläum als Musikerin im September eine besondere Edition meines Albums zu veröffentlichen, auf dem zusätzlich neue Songs, neu produzierte Klassiker aus meinem Repertoire und einige besondere Mixe zu finden sein werden. Das macht mir wieder sehr viel Spaß.

Freuen Sie sich schon, die neuen Lieder live zu spielen?

Natürlich freue ich mich sehr darauf, meine Musik auch wieder auf die Bühne zu bringen. Das direkte Feedback der Konzertbesucher ist etwas ganz Besonderes für jeden Musiker. Ich bin ja sonst nicht dabei, wenn die Menschen meine Musik zu Hause oder im Auto hören, aber bei einem Konzert sind wir alle zusammen. Da gibt es immer Gänsehautmomente, auf und vor der Bühne. Daher habe ich eine Tournee im April 2021 zunächst durch zehn deutsche Städte sehr gerne zugesagt.

Und welche Klassiker werden auf der Tour gespielt werden?

Alle. Alle, die ich singen möchte und meine Fans hören wollen. Aber ganz besonders freue ich mich auf eine Fortsetzung von „Marleen“, die ich zusammen mit dem original Textdichter von damals entwickelt habe und die jetzt auch im September auf der Jubiläums-Edition von „Im Namen der Liebe“ veröffentlicht werden wird.

*Interview: Michael Rädel

Tourdaten

6.4.2021 Dresden, Konzertsaal im Kulturpalast, 7.4.2021 Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle Frankfurt, 8.4.2021 Köln, LANXESS arena, 10.4.2021 Stuttgart, Liederhalle – Beethoven-Saal, 11.4.2021 Bochum, RuhrCongress, 13.4.2021 Erfurt, Messe, 14.4.2021 Hannover, Swiss Life Hall, 16.4.2021 Berlin, Tempodrom, 17.4.2021 Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig, 18.4.2021 Hamburg, Barclaycard Arena


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