Weihnachtlich: John Legend im Interview

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Foto: S. Schafer

Im Herbst sind die Temperaturen fast noch frühlingshaft in Basel, der Rhein reflektiert die Sonnenstrahlen. Die Geschäfte in der Altstadt haben sich allerdings schon auf Weihnachten eingestellt. Überall wird Christbaumschmuck angeboten, Engel, Schneemänner und Rentiere stehen in den Regalen.

Das stimmt einen perfekt auf ein Gespräch mit John Legend über sein Weihnachtsalbum „A Legendary Christmas“ ein, für das der Amerikaner sich nicht nur die Klassiker vorgeknöpft hat, sondern auch ein paar eigene Stücke komponierte. „Das sind die zukünftigen Klassiker“, witzelt er beim Interview im feinen Hotel Les Trois Rois.

Der 39-Jährige gilt zu Recht als ein Mann, der stets gute Laune hat: „Ich bin eher der entspannte Typ. Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe.“Dass er sein Weihnachtsalbum bei mehr als 35 Grad im Sommer in Los Angeles einspielen musste, bauschte er nicht zu einem Problem auf. Im Studio, sagt er, sei es eh dunkel und dank der Klimaanlage relativ kühl gewesen: „Wir haben einfach Lichterketten aufgehängt, um uns in die richtige Stimmung zu bringen.“ Das hat bestens funktioniert. „By Christmas Eve“ verströmt ein nostalgisches Flair. „Merry Merry Christmas“ flirtet mit dem Swing. „Wrap Me Up In Your Love“ gibt sich soulig-sinnlich. Bläser untermalen „No Place Like Home“. Die Bassistin Esperanza Spalding verstärkt John Legend bei „Have Yourself A Merry Little Christmas“. Für „What Christmas Means To Me“ stand ihm Stevie Wonder mit seiner Mundharmonika zur Seite: „Das war für mich ein ganz besonderer Moment. Schließlich zählt Stevie zu meinen Vorbildern.“

Nimmt man John Legends Karriere gründlich unter die Lupe, kommt man zu dem Ergebnis, dass er in den USA längst selber zum Superstar aufgestiegen ist. Seine Alben halten sich teilweise monatelang in den Charts, sie verkaufen sich millionenfach. Als erster männlicher Afroamerikaner – Whoopi Goldberg schaffte es bereits vor ihm – kann sich der zweifache Familienvater rühmen, in die Liga der EGOT-Gewinner aufgestiegen zu sein: Er wurde mit sämtlichen Preisen von Emmy über Grammy und Oscar bis zum Tony ausgezeichnet. „Jede dieser Trophäen“, räumt er nicht ohne Stolz ein, „erzählt Geschichten aus meinem Leben. Ich durfte mit den größten Talenten des Musikgeschäfts arbeiten.“

Einer seiner Förderer war Kanye West. Er nahm John Legend unter Vertrag, nachdem er sein eigenes Label gegründet hatte. Die beiden wurden gute Freunde. Vielleicht ist das der Grund, warum sich der Musiker nicht zu Kanye Wests Sympathiebekundung für Donald Trump äußern will. Fragen zu diesem Thema sind kategorisch verboten. Umso lieber redet John Legend über seine Frau, das Model Chrissy Teigen. Sie sei, sagt er, in der Kindererziehung die Konsequentere: „Ich lasse mehr durchgehen als Chrissy. Doch wenn es sein muss, kann ich auch mal streng sein.“

Das liegt aber nicht in seinem Naturell. Normalerweise setzt er auf ein harmonisches Miteinander. Der Familienfrieden ist ihm heilig. Niemals sollen seine Tochter Luna und sein Sohn Miles in so eine missliche Situation wie er geraten. Als John Legend zehn war, trennten sich seine Eltern. Er blieb mit seinen drei Geschwistern bei seinem Vater, zu seiner Mutter hatten sie eine Weile überhaupt keinen Kontakt mehr: „Das war eine sehr harte Phase für mich.“ Sie hat ihn logischerweise geprägt. Er ließ sich fünf Jahre Zeit, bis er seiner Chrissy einen Heiratsantrag machte: „In dem Moment wusste ich genau, dass wir für immer zusammenbleiben würden. Davon bin ich bis heute überzeugt.“

*Interview: Dagmar Leischow

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