Mary J. Blige: „Ich bin aufgeblüht“

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Foto: Universal Music

Mary J. Blige hat mit The London Sessions ein für ihre Verhältnisse gerade zu fröhliches Album aufgenommen, mit dem sie an ihre Wurzeln anknüpft. Duette mit Sam Smith und Emeli Sandé inklusive. Ein Gespräch über Mut, Männer und warum man die Hoffnung nie aufgeben darf

MARY, WIE HAT ES DIR IN LONDON GEFALLEN?

Sensationell gut. Ich spüre jetzt noch, wie gut mir die Zeit menschlich und kreativ getan hat. Ich bin in jeder Hinsicht aufgeblüht.

VERGLEICHT MAN THE LONDON SESSIONS MIT DEINEN VORHERIGEN ALBEN, FALLEN DIE FRISCHE UND DAS TEMPO DER NEUEN SONGS AUF. WOLLTEST DU WIEDER EIN BISSCHEN MEHR SCHWUNG IN DEINE MUSIK BRINGEN?

Die Menschen sollen wissen, dass in mir noch mehr steckt als das, was ich bislang gezeigt habe. Ich habe mich entschieden meine eigene künstlerische Neugier zu befriedigen.

ENTSTAND SO DER PLAN, MIT BRITEN ZU ARBEITEN?

Anfang des Jahres sang ich auf einem Remix von Disclosure, F for You heißt das Stück. Wir wollten eine EP aufnehmen, und als ich Steve Arnett, dem Boss meiner neuen Plattenfirma von dem Plan berichtete, gefiel ihm die Idee, ein ganzes Album in London zu machen, noch besser. Also kontaktierten wir die besten Produzenten und Songschreiber der dortigen Szene, und ein paar Monate später war ich hier.

NEBEN DEN DISCLOSURE-BRÜDERN SIND UNTER ANDEREM SAM SMITH, EMELI SANDÉ, NAUGHTY BOY UND JIMMY NAPES AN DEM ALBUM BETEILIGT. WAS HABEN DIE ENGLÄNDER, DAS DIE AMERIKANER NICHT HABEN?

Mut. In den USA haben die Musiker, aber mehr noch die Plattenfirmen, Angst vor dem Risiko. Was hingegen gerade in England passiert, ist sehr spannend. Englische Künstler können das tun, was sie lieben. So war es bei mir selbst am Anfang auch. In den frühen Neunzigern waren wir hungrige junge Leute, die sich so ausdrückten, wie sie es wollten und die dafür viel Zuspruch erhielten. Für mich fühlt sich dieses Album wieder an, wie Whats the 411 oder My Life.

HAST DU IN VORBEREITUNG AUF DIESES ALBUM VIEL ENGLISCHE SOUL-MUSIK GEHÖRT?

Ich höre diese Musik ja schon sehr lange. Elton John, Soul II Soul, The Brandnew Heavies, George Michael, Wham! die fand ich als Kind schon super. Und Boy George natürlich auch. Später mochte ich Amy Winehouse. Und jetzt Sam Smith.

WIE HAST DU SAM SMITH KENNENGELERNT?

Ich habe an seinem Remix von Stay with Me mitgewirkt, und wir sind in den USA in ein paar TV-Sendungen aufgetreten. Im Apollo in Harlem haben wir auch gemeinsam gesungen. Sam ist ein wunderbarer Mensch.

DER SONG THERAPY, DEN DU MIT SAM SMITH GESCHRIEBEN HAST, ERINNERT STILISTISCH EIN WENIG AN REHAB VON AMY WINEHOUSE BLOSS DIE BOTSCHAFT IST DAS GEGENTEIL VON NO NO NO. DU SAGST WHY WOULD I SPEND THE REST OF MY DAYS UNHAPPY/ WHEN I CAN GO TO THERAPY.

Es geht um den Sieg über die Tragödie, die Zweifler und die Neinsager. Ich sage: Warum traurig sein, wenn du auch glücklich sein kannst?

DAS MARY-MANTRA ÜBERHAUPT, ODER?

Ha! Mary-Mantra. Das ist gut. Therapie ist für mich alles, was einem hilft, sich nicht selbst im Weg zu stehen. Meistens reichen ganz kleine Dinge. Ich zum Beispiel gehe gerne Laufen, wenn mich etwas beschäftigt.

DAS VON EMELI SANDÉ VERFASSTE WHOLE DAMN YEAR HANDELT VON EINEM RICHTIG MIESEN JAHR.

Die Protagonistin des Songs versucht sich zu erholen, die Seele und den Körper von einem Trauma zu reparieren und neu aufzubauen. Dieser Song ist kein Geheule und kein Gejammer, sondern es steckt sehr, sehr viel Hoffnung und Stärke darin.

HABT ZUVERSICHT IST ALSO IMMER NOCH DEINE BOTSCHAFT.

Die Hoffnung nie aufzugeben ist die wichtigste Botschaft die man haben kann. Das Leben ist ein Geschenk, und um dieses Geschenk sollte man sich kümmern, dann ist es auch schön.

*Interview: Steffen Rüth

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