Ein gelungenes Comeback!

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Foto: V. Flumé

Deshalb ist auch nur Per Gessle zum Interview in Berlin. Seine Erinnerungen an die 80er – und ja, er erinnert sich – haben zwei Phasen. Phase Eins: Verwirrung. „Mit 20, mit meiner ersten Band, bekam ich einen Plattendeal. Das Album war ein großer Hit.“ Drei Jahre lang war er ein Star. „Es ist einfach passiert – und dann ist es kollabiert.“ Was rückblickend die beste Schule für ihn war, und den zweiten Teil ermöglichte: Roxette. Und obwohl niemand die Beiden auf den Erfolg vorbereiten konnte, den sie mit ihrem zweiten Album „Look Sharp“ hatten – ja, genau, dem mit „The Look“ und „Listen To Your Heart“ - hat der Ruhm sie nicht mehr verwirren können „Es hat sich so angefühlt, wie es sich zehn Jahre zuvor hätte anfühlen sollen.“ Beide waren erwachsen und Profis, mit einem Unterschied: „Ihre Karriere war auf dem Weg nach oben und meine auf dem Weg nach unten.“ Sie trafen sich im richtigen Moment. „Ich hatte die Lieder und sie die Stimme.“ Es folgten jahrelang Welthits wie „Sleeping in My Car“, „Joyride“, „Spending My Time“ und „Wish I Could Fly“.

Maries Krebsdiagnose 2002 schien das Ende zu bedeuten, doch 2011 gab es mit neuem Album und der Single „She's Got Nothing On (But the Radio)“ wieder Nummer Eins-Plätze. Jetzt, beim dritten Album seit dem Comeback stellte sich die Frage „Warum überhaupt ein neues Album?“, wenn auch nur rhetorisch, denn Per antwortet gleich selbst: „Du muss eine Idee haben, etwas tun, was du noch nicht getan hast.“ Das Neue bei „Good Karma“ ist, dass Per mit Addeboy vs Cliff zwei Produzenten gefunden hat, die ihn inspiriert haben, auch wenn sie letztlich nur auf drei Tracks wirklich mitgearbeitet haben. „Eigentlich wollten ich Texte für sie schreiben“, aber dann drehte sich das Ganze, und er begann mit ihren Ideen zu arbeiten. „Ich hätte dieses Song allein nicht machen können. Da ist eine andere DNA drin.“ Eine, die sich mit der von Roxette mischen konnte.

Dabei schreibt er sonst fast alle Lieder alleine. „Ich war immer offen für Kollaborationen, aber die meisten Ergebnisse mochte ich nicht. Ich bin ein Einzelgänger wenn es ums Schreiben geht.“ Doch der Input von Außen tut trotzdem gut, erklärt er, während er sich auf den Arm klopft, als würde er eine frische Injektion vorbereiten. „Ich will nicht wieder eine Art ,Listen To Your Heart' schreiben, das dann einfach eine neue, schlechte Variante wäre.“ Denn wenn man sein Leben lang Songwriter ist, wird es gleichzeitig einfacher und schwerer. Einfacher, weil man seinen Job beherrscht, schwerer, da diese Gefahr der Wiederholung und Stagnation besteht. „Deshalb sage ich immer, die beste Popmusik wird von sehr jungen Künstlern gemacht. Sie folgen ihren Instinkten.“ Er lächelt dabei, als wäre er gerade 20 geworden. *fis

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