Sebastian Raetzel startet durch

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Wer das Line-up für die Abschlussveranstaltung des diesjährigen CSD in Berlin gesehen hat, ist wahrscheinlich erst einmal in Ohnmacht gefallen. Und auch beim zweiten Blick ist es mit Melanie C., Felix Jaehn, MIA. und vor allem Marianne Rosenberg ein Programm, das dem Jubiläum gerecht wird.

Doch neben den Stars und Legenden befindet sich auch ein ganz neues Gesicht im Programm, obwohl einigen dieser Sebastian Raetzel bekannt vorkommen könnte. Dieser neue Schlagersänger ist nicht nur Mitglied bei The Baseballs und queerer Fußballer bei Vorspiel SSL, sondern er hat schon lange vor seinem Solodebüt an vielen Schlagerhits der letzten Jahre mitgeschrieben, ob für Maximilian Arland, Ella Endlich oder auch gleich mal für Helene Fischers Hit „Nur mit dir“. Was aber noch lange keine Freikarte für die große CSD-Bühne bedeuten würde …

„Ich kenne eine der Organisatorinnen schon sehr lange, und wegen ihr haben die Baseballs bei einer Aids-Gala im Theater des Westens gespielt, das ist auch schon wieder Jahre her“, klärt uns der geborene Magdeburger lachend auf. „Wir sind immer im Kontakt geblieben und ich habe sie einfach angesprochen, wie es auf dem CSD mit einem Auftritt aussieht.“ Anfang des Jahres hat er ihr also schon mal die Lieder seines Debüts zugeschickt. „Und dann rief sie zurück und meinte, sie finden es total klasse und sie wollen mich dabei haben. Als dann das Line-up bekannt gegeben wurde, bin ich aber hintenübergefallen – in was für guter Gesellschaft bin ich denn da?!“

Aber nicht nur deshalb freut er sich auf diesen Tag. „Der Auftritt beim CSD ist natürlich ein Statement, denn es geht weiterhin um Sichtbarkeit. Es gibt ja wieder immer mehr Übergriffe, sogar in Berlin ... Und wenn man dann mal Berlin verlässt und zum Beispiel nach Osteuropa schaut, da herrschen noch mal ganz andere Zustände. Da ist dieser CSD weiterhin genau das Richtige, auch für alle, die immer noch Dinge sagen wie: ,Ich habe ja nichts gegen die – aber die müssen sich ja nicht in der Öffentlichkeit so zeigen!‘ Genau deswegen muss es gerade weiter nach außen getragen werden!“

Foto: M. Rädel

Und bitte nicht täuschen lassen, Sebastian ist kein Trittbrettfahrer, der sich einschleimen will, denn wie er selbst sagt, ist er schon lange in der Szene unterwegs. „Und ich bin seit vielen Jahren mit Nina Queer befreundet.“ Da unterstützt man sich gegenseitig, wie zum Beispiel auch später im Jahr: „Es wird im Oktober noch ein Konzert in Berlin geben, im Musik und Frieden – direkt vor der ‚Irrenhouse‘-Party von Nina. Eigentlich habe ich sie nur nach dem Kontakt zum Musik und Frieden gefragt, aber sie meinte: ,Warum machst du das nicht gleich einfach vor einer Party?‘“

So ist Sebastian also wirklich ganz authentisch, sogar der Wechsel vom Vintage-Rocker zum Schlagerschwiegersohn liegt näher, als man denkt: „Die Baseballs sind genau betrachtet Pop. Klar, Rock ’n’ Roll – aber die Songs sind Popsongs. Der Rock der 1950er und 1960er, das waren damals die Hits, das waren Schlager. Und ich war ja auch schon bei den Baseballs der Schwiegersohn. Sam ist der muskulöse Traummann, den alle heiraten wollen, Digger ist der Verrückte zum Spaßhaben und ich bin der, den man den Eltern vorstellen will“, lacht Sebastian. „Ich war der Schnulzenbasti, der Balladentyp – und das kann ich jetzt richtig ausleben!“

Er bekommt übrigens seit der Bekanntgabe seines Auftritts beim CSD auch immer mehr männliche Fans in den sozialen Medien, wie er erfreut feststellt. Ist ja auch kein Wunder – es gibt überall Liebhaber für so einen Schwiegersohntyp. 


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