Betty White: 100 Years Young – A Birthday Celebration

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Heute wäre sie 100 Jahre alt geworden, die Sendung „Betty White: 100 Years Young – A Birthday Celebration“ wäre das Geburtstagsgeschenk gewesen, auf das sie selbst sich noch Ende Dezember auf Twitter freute. An ihrem Jahrestag wollen wir daher um so lieber und mit viel Freude an ihr Leben und ihr Lachen erinnern. 

Star durch Zufall

Beinahe hätten wir sie nicht kennengelernt, denn Betty Marion White wäre lieber Wildhüterin oder Tierpflegerin geworden. Doch das war nicht möglich, also wollte sie Opernsängerin werden und nahm Gesangsstunden, nur um sich schließlich für die Schauspielerei zu entscheiden – und ungewöhnlicherweise ohne eine einzige Stunde Schauspielunterricht. Ein Glück für uns. Sie gewann unsere Herzen mit ihrem Optimismus, ihrem großen Herzen und ihrer einmaligen Fähigkeit, unglaublich charmant und gleichzeitig witzig und frech zu sein.

Betty die Antirassistin 

Eine frühe Episode aus ihrem Leben zeigt, dass Betty nie Verständnis für Diskriminierung hatte: Von 1952 bis 1954 war sie Moderatorin und Produzentin (eine der ersten weiblichen überhaupt in Hollywood) der „Betty White Show“ – einer Talk-Show mit Varieté-Elementen. Einer ihrer regelmäßigen Künstler war der afroamerikanische Stepptänzer Arthur Duncan. Als die Show landesweit ausgestrahlt werden sollte, weigerten sich die Fernseh-Stationen in den Staaten mit Rassentrennung, sie auszustrahlen, es sei denn, Duncan würde nicht mehr auftreten. Betty sagte in ihrer unnachahmlichen Art nur

„I'm sorry. Live with it.“

Sie räumte Duncan dann noch mehr Sendezeit in ihrer Show ein.

Die Schwulenmutti und später -omi

Betty wurde mit ihrer Darstellung der Sue Ann Nivens in der „Mary Tyler Moore Show“ in den 1970er Jahren zu einer Schwulenikone in den USA. Die Serienfigur Sue Ann, vor laufender Kamera süß und angepasst, doch sobald die Kamera aus war, ein Lästermaul und sexuell unersättlich, traf einen Nerv bei schwulen Männern.

Weltweite Bekanntheit erlangte sie als eines der „Golden Girls“. Die Geschichte, in der Freundschaften und damit also eine Wahlfamilie im Zentrum stand, war neu und für queere Menschen ansprechend. Genauso neu war der Umgang der Girls miteinander – gnadenlos gehen sie miteinander ins Gericht, weil sie sich so gut kennen. Von der Gesellschaft ausgeblendet – eine Erfahrung, von der die queere Gemeinschaft viel zu berichten weiß –, finden sie Menschen, die sie, ihre Fehler und alles andere besser verstehen als vielleicht jeder andere in ihrem Leben zuvor. Die Witze sind nicht nur lustig. Es sind Gesten der Liebe. Sie offenbaren die Persönlichkeiten, wie sie sind, ganz und gar. Ein großer Fan der Serie war laut Medienberichten auch die 2002 mit 101 Jahren gestorbene „Queen Mum“.

Cliquen schwuler Männer in den späten 1980er Jahren, als die Show ausgestrahlt wurde, wiesen sich einen der Charaktere aus The Golden Girls zu. Warst du dreist, nannte man dich Dorothy, warst du geil, Blanche, warst du schroff und krass, warst du Sophia, und wenn du süß und unschuldig warst, warst du Rose. Und auch hier hatten wir Glück, denn eigentlich wurde Betty White für Blanche gecastet. Und wir hätten folglich auf diese Erinnerungen heute keinen Zugriff:

Queer Girl Betty

Auch im Umgang mit queeren Themen war die Sitcom ihrer Zeit voraus, auch wenn die Figur des schwulen Hausdieners namens Coco nach der Pilotfolge wieder gestrichen wurde. Doch später widmeten sich einzelne Folgen Blanches schwulem Bruder, Dorothys lesbischer Freundin oder Roses Angst vor einer HIV-Infektion.

Es war wahrscheinlich kein Zufall war, dass Bettys Figur, Rose Nyland, eine Berührung mit HIV hatte. Sie war eine starke Unterstützerin der Elton John AIDS Foundation und anderer LGBTIQ*-Organisationen, darunter GLAAD. White hatte die große Liebe ihres Lebens, ihren dritten Ehemann Allen Ludden, 1981 an Krebs verloren und konnte die Verluste, die die AIDS-Krise in der queeren Community verursachte, sicher sehr gut nachvollziehen.

Wie sehr sie ihn selbst nach dessen Tod geliebt hat, geht aus ihren eigenen Aussagen hervor. 2010 erklärte sie James Lipton in einem Interview für „Inside The Actorʼs Studio“, dass sie im Himmel mit den Worten „Komm herein, Betty, ich binʼs, Allen“ begrüßt werden möchte.

Auch später trat sie immer wieder für LGBTIQ*-Belange ein. 2013 sprach sich Betty White bei einer von GLAAD veranstalteten Preisverleihung für die Gleichstellung der Ehe aus. Als scharfzüngige, scharfsinnige Seniorin in Projekten wie „Hot in Cleveland“ nannte sich White anlässlich des Spirit Day, eines Anti-LGBTIQ*-Mobbing-Aufklärungstages, einen Tag lang „Betty Purple“.

Betty und die Ausgestoßenen

Aber es waren nicht die einzigen Belange, für die sie sich einsetzte. Während des Zweiten Weltkriegs war sie Mitglied des American Women's Voluntary Services. White war eine lebenslange Tierenthusiastin und -schützerin, die mit Organisationen wie der Los Angeles Zoo Commission, der Morris Animal Foundation, der African Wildlife Foundation und Actors and Others for Animals zusammenarbeitete.

Das Geld, dass sie mit „I’m still hot“ einnahm, ging an den Zoo von LA.

Im Jahr 2018 unterstützte White als Hauptspenderin für Blindenführhunde die Rechte von Menschen mit Behinderungen und spielte in mehreren Spots für AARP (American Association of Retired Persons) mit, einer Organisation, die ältere Amerikaner*innen unterstützt.

Ihr großes Herz, das sie stets mit einer Portion Witz kombinierte, sah man auch im Persönlichen, ob sie nun Morgan Freeman beim Life Achievement Award des AFI (American Film Institute) überraschte ...

oder James Cordon einen Spielzeug-Porsche schenkte.

Es ist bemerkenswert – wie White in all ihren Charakteren und mit ihrer ganzen Persönlichkeit bewiesen hat –, dass Freundlichkeit und Frechheit sich nicht ausschließen müssen. Aus diesem Grund war sie auch ein allseits beliebter Gast in Talkshows, in denen sie uns unsterbliche Zitate hinterlassen hat.

„Wodka ist ein Hobby.“

„Oh, ich brauche keinen Schlaf. Ich bin stets ins Hotel gefahren und hatte dort einen kalten Hot Dog und einen eiskalten Wodka.“

„Ich mag eine Rentnerin sein, aber was soll's? Ich bin immer noch heiß.“

„Ich bin eine gesunde Nuss. Mein Lieblingsessen sind Hot Dogs mit Pommes. Und mein Training: Ich habe ein zweistöckiges Haus und ein sehr schlechtes Gedächtnis. Also laufe ich stets diese Treppen rauf und runter.“

„Der einzige Anspruch ans Berühmtsein, den ich erhebe, ist, dass ich die einzige Frau auf der Welt bin, die nicht mit Tiger Woods geschlafen hat.“

„Meine Antwort auf alles, zum Beispiel auf die Frage, ‚Was haben Sie noch nicht in diesem Business gemacht, was Sie schon immer machen wollten‘, ist stets: ‚Robert Redford‘.“

„Meine Mutter hat immer gesagt: ‚Je älter du wirst, desto besser wirst du. Es sei denn, du bist eine Banane.‘“

„Warum sagen die Leute: ‚Leg dir ein paar Eier zu‘? Eier sind schwach und empfindlich. Wenn du wirklich hart werden willst, dann lass dir eine Vagina wachsen. Diese Dinger müssen wirklich viel aushalten!“

„Die Leute haben mir erzählt, dass Facebook eine großartige Möglichkeit ist, mit alten Freunden in Kontakt zu bleiben. Wenn ich in meinem Alter mit alten Freunden in Kontakt bleiben wollte, bräuchte ich ein Ouija-Brett.“

„Schmetterlinge sind wie Frauen – wir sehen zwar hübsch und zart aus, aber Baby, wir können durch einen Hurrikan fliegen.“

Betty White: A Celebration

Betty White arbeitete über 75 Jahre im Film- und Fernsehbusiness und schaffte es damit auch ins Guinness-Buch der Rekorde, bekam vier American Comedy Awards, acht Emmys, einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame und viele, viele weitere Auszeichnungen. Zwei Ehrungen machten sie besonders stolz: Im Jahr 2010 ernannte der U.S. Forest Service sie zur ehrenamtlichen Försterin und 2013 das Los Angeles Chapter der American Association of Zoo Keepers zur ehrenamtlichen Tierpflegerin.

White freute sich noch am 28. Dezember über Twitter auf ihren 100. Geburtstag, aber vielleicht noch mehr darauf, ihren Mann wiederzusehen. Ihr letztes Wort war am 31. Dezember 2021 laut ihrer Assistentin „Allen“.

„Betty White: A Celebration“ wird dennoch gezeigt (und ist hoffentlich auch bald in Deutschland zu sehen) und es gibt natürlich die Möglichkeit, ihr mit einer Spende an ein Tierheim zu gedenken. *Christiene Metzger/sah/ck


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