INTERVIEW: Georgette Dee

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© Foto: SIMON WYSS

Nur zwei Vorstellungen gibt Georgette mit dem aktuellen winterlichen Zwischenprogramm Schneegeschichten und Kuschellieder, das eigentlich Dee Wintermärchen lauten sollte. Über genau diese Märchen sprachen wir mit der Grande Dame des musikalischen Kabaretts.

WAS ERWARTET UNS? WIRD ES EIN WIEDERSEHEN MIT DEM PRINZEN UND DEM SEEMANN GEBEN?

Nein, den haben wir ja nun reichlich gespielt. Für meinen Geschmack natürlich nicht reichlich genug, aber das ist eine andere Geschichte. Das Stück ist eine Art Zwischennummer passend zur Jahreszeit. Der Arbeitstitel war Dee Wintermärchen. Aber Schneegeschichten und Kuschelmärchen ist doch auch passend.

DU BIST ÖFTER IN HAMBURG SCHNEE IST DA LEIDER SELTENER. KANNST DU AUCH DEM SCHIETWETTER ETWAS ROMANTISCHES ABGEWINNEN?

Na ja. Winter ist Winter. Es gibt immer einen Grund, den Kamin anzumachen oder Grünkohl zu kochen. Ein Paket zu viel davon, meistens.

ALSO BIST DU EHER DER HÄUSLICHE WINTERTYP, KEINE SPAZIERGÄNGE IM SCHNEEGESTÖBER?

Wenn es denn Schnee geben würde! Aber ja, ich habe auch schon schöne Alsterspaziergänge im Dezember gemacht.

FOTO: S. WYSS

KUSCHELLIEDER. DARF MAN FRAGEN, OB DU IM MOMENT JEMANDEN ZUM KUSCHELN HAST?

Das ist jetzt aber sehr privat ...

... ES SOLL JA AUCH NUR EINE ÜBERLEITUNG ZUM KUSCHELTHEMA SEIN ...

Na gut. Ich bin noch zu haben.

HAST DU EINE GANZ BESONDERE KUSCHELANEKDOTE, DIE DU MIT DEM PUBLIKUM TEILEN WILLST?

Es gibt eigentlich nicht so wirklich Kuschelanekdoten. Ich erzähle in dem Programm Märchen so, wie ich sie in der Kindheit gerne gehört hätte. Also kommen selbstverständlich viele Jungs vor, die sich in andere Jungs verlieben. Einer muss dem doch mal einen Riegel vorschieben. Man sagt immer, Zwangsverheiratung sei so schrecklich. Aber schlag mal die Märchen auf. Da werden die Prinzen am Schluss ständig zwangsverheiratet. Haben den Drachen totgeschlagen und müssen dann irgendeine Prinzessin heiraten, die sie gar nicht kennen. Also ich erzähle bekannte Märchen, wie sie sich "wirklich" zugetragen haben. (lacht)

DU BIST VIEL UNTERWEGS. GIBT ES EINEN UNTERSCHIED ZWISCHEN DEM PUBLIKUM IN DEN METROPOLEN UND DEM AUF DEM PLATTEN LAND?

Ja. In den Metropolen ist das Angebot vielfältiger und grösser. Dementsprechend ist die Aufmerksamkeit auf dem Land eine andere. Wie man das atmosphärisch gestaltet, liegt dann an einem selbst. In den Metropolen kann man schon ein wenig mehr durchdampfen. Die Kommunikation, die Interaktion mit dem Publikum ist verschieden. Man möchte am Ende das Publikum auch nicht überfahren haben.

Foto: Lohse

IM WERKRAUM HAST DU IM VERGANGENEN ADVENT KEKSE GEBACKEN FÜRS PUBLIKUM. GIBTS IM TIVOLI AUCH WELCHE?

Nein, das war schon speziell für diesen privaten Rahmen im Werkraum gedacht. Ich mache das in diesem Jahr nicht wegen anderer Termine. Dafür ja unter anderem das Tivoli mit Dees Wintermärchen.

ARBEITEST DU SCHON AN EINEM PROGRAMM FÜR DAS NÄCHSTE JAHR? KANNST DU UNS VIELLEICHT SCHON ETWAS VERRATEN?

Ja. Der Arbeitstitel ist Fliegender Teppich. Es wird ein Reiseprogramm, das aber auch wieder eine Geschichte als roten Faden hat, die durch den Abend führt. Die Idee dahinter ist, sich dem Begriff Globalisierung anhand meiner Reiseerfahrungen anzunähern.

Bild: Ralf König

WIE MEINST DU DAS?

Ich frage mich zum Beispiel, ob Liebe und Zwischenmenschliches nicht schon immer globalisiert war. Nach meinen Erfahrungen ist es doch eigentlich immer der kulturelle Rahmen, in den man reingeboren wird, der viele Unüberbrückbarkeiten produziert.

ALSO DAS KULTURELLE TRENNT, NICHT DIE ENTFERNUNG ...

Um da an das Vorgängerprogramm anzuschließen: Ach ich bin um die Welt gefahren, habe sie alle abgeschleckt. Die Moslems, die Juden, die Atheisten, die Hindus und die Buddhisten, sogar Katholiken. Aber, es geht nicht ab. Die Patina bleibt. Selbst meine eigene. Ich bleibe dann doch immer Protestantin." Es hilft schon, wenn man versteht, dass man die Welt automatisch durch die eigene, in meinem Falle protestantische, Brille sieht. Es ist nicht so einfach, diese Brille abzulegen. Man braucht wohl große Größe, so viel Distanz zu sich selbst einzunehmen, dass man ohne die eigenen Konfigurationen auf die Welt schauen könnte. Es wäre interessant zu sehen, was dann zu sehen ist. Ob einen dann noch jemand versteht, ist eine andere Frage ... ohje ... wahnsinnig komplex ...

SEHR.

Keine Angst, ich verarbeite es hausfrauengerecht. Die Klugen können dazu ja noch Bücher wälzen, ums zu ergründen. Ich möchte unterhalten, anregen.

*Interview: Christian Knuth

8.12., GEORGETTE DEE SCHNEEGESCHICHTEN UND KUSCHELLIEDER, SCHMIDTS TIVOLI, SPIELBUDENPLATZ 24 28, HAMBURG, S REEPERBAHN. 20 UHR, WWW.TIVOLI.DE

11.12., GEORGETTE DEE SCHNEEGESCHICHTEN UND KUSCHELLIEDER. BERLINER ENSEMBLE, BERTHOLT-BRECHT-PLATZ 1, BERLIN, S FRIEDRICHSSTR., 20 UHR, WWW.BERLINER-ENSEMBLE.DE

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