#INTERVIEW: Carl Bean / DARE!

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Foto: Simon & Schuster

Wir hoffen doch, dass du nach dem 39. CSD in Hamburg am 3. August im Thalia Theater bei der DARE! zu Italo Disco,  Pop, Wave und Dance Classix abgehst. Los geht es um 22:30 Uhr, das Motto der Nacht gibt Carl Bean mit seinem 1977er-Disco-Klassiker „I Was Born This Way“ vor – über 30 Jahre bevor die Gaga auch dort zitierte, besang der queere Kirchenmann schon das Recht, so zu sein, wie man geschaffen wurde.

Hier ist unser Interview mit Carl Bean:

Endlich einmal ein Pride-Lied, dass den Namen verdient. Denn hier geht es nicht um eine Frau, die verlassen wurde („I Will Survive“) oder sich freischwimmt im Leben („I’m Coming Out“) – hier geht es um uns. Ein deutlicher Text, der Bezug nimmt auf homophobe Anfeindungen der heterosexuellen Mehrheit, der Mut macht, und der noch einen Tick religiös ist – schließlich ist der Sänger ein waschechter Erzbischof!

Ein Bischof, der eine Schwulenhyme singt.

Für meine Kirche war das überhaupt kein Problem. Ich wurde zum Priester als offen schwul lebender Mann geweiht. Meine Kirche, die „The Unity Fellowship of Christ“, engagiert sich stark in der Szene von Los Angeles. Und alle großen Schwarzenverbände erkennen mich als schwulen Priester an.

Braucht es NEUE Schwulenhymnen?

Die Lieder haben ihre Daseinsberechtigung. Kunst kann nicht durch etwas anderes ersetzt werden, denn sie kommt von Gott. Alles hat seinen Platz.

Viele Schwule und Lesben denken, dass sie überall besser aufgehoben sind als in einer Kirche ...

Die Kirchen müssen sich entschuldigen. Sie lagen so oft daneben in ihrer Geschichte, sei es in Fragen der Sklaverei, der Kreuzzüge, der Kriege oder der Forschung. Große Forscher wurden exkommuniziert! Was Homosexualität angeht, irren die meisten Kirchen wieder. Gott hat uns so erschaffen, wie wir sind. Punkt.

Klubs liegen dir am Herzen?!

Natürlich liebe ich Klubmusik und Klubs, vor allem damals, 1977, als das Lied komponiert wurde. Aber jetzt bin ich Bischof und habe eine Kirche und eine Gemeinde, daher liegt meine Klubzeit etwas in der Vergangenheit. Aber ich performe das Lied häufig in Klubs und genieße es. Ich denke, das ist meine Aufgabe: die kreative Seite von Gott zu zeigen.

Was sollte man deiner Meinung nach jeden Tag unbedingt tun?

Bewusst, ehrlich, positiv, nächstenliebend und nachsichtig leben! In den Augen von Gott gibt es keine Vorurteile, die sollten wir auch nicht haben.

*Interview: Michael Rädel

3.8., DARE! @ Nachtasyl, Thalia Theater, Hamburg, U Jungfernstieg/Mönckebergstraße, 22:30 Uhr


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