blu liebt Kay Ray

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Er ist der vielleicht umstrittenste Künstler im Hamburger Comedy-Fach. Mit Sicherheit ist er aber auch einer der beliebtesten. blu jedenfalls liebt Kay und traf sich zu einem Interview am Krankenbett.

Foto: Anne de Wolf

DU BIST GERNE GESELLSCHAFTSKRITISCH

Es gibt zwei Sätze, die ich hasse. Das sage ich auch immer in meinen Shows. Der eine ist: So kann man das aber auch nicht sagen, und der andere ist: Da stehst du ja wohl drüber. Das sind so Sätze, mit denen man auch Deutschland erklären kann. Die Deutschen stehen ja über allem. Die werden beleidigt, gegängelt, misshandelt, aber da stehen die einfach drüber. Wenn dann mal jemand kommt und sagt: Du wirst aber gerade beleidigt, dann sagen die Deutschen: So kann man das aber auch nicht sagen. Deutsche ärgern sich ja gerne über alles und jeden. Ich finde wir sind etwas verRaabt und verPochert. Ich versuche Ärger auf den Punkt zu bringen und genieße den Rest im Spaß. (grinst)

WOHER NIMMST DU DIE THEMEN FÜR DEINE SHOWS? SIND DAS DANN EHER ERLEBNISSE ODER HOLST DU DIR DIE THEMEN AUS DER WELTPOLITIK?

Meine Themen ziehe ich mir aus meinem Umfeld. Es gibt jeden Tag etwas, das mich aufregt. Was ich nie getan habe, ist, mir meine Themen aus der schwulen Szene zu holen einfach weil mir die Szene nicht wichtig genug ist und weil es auch nicht die schwule Szene ist, die in meine Shows kommt. Es kommen natürlich auch Schwule in meine Shows, das sind dann aber die netten, mit denen man auch reden kann. Größtenteils kommen meine Themen aus dem Alltag, dem Politischen und dem Persönlichen und aus der Gesellschaft überhaupt. Ein ganz großes Thema war für mich zum Beispiel das Nichtraucherschutzgesetz. Das muss man sich mal Vorstellen, es gibt wirklich Leute, die sagen: Ich finde das Nichtraucherschutzgesetz gut, weil man lernt ja auch draußen vor der Kneipe nette Leute kennen. Also wenn ich so was höre, das ist so typisch deutsch, da krieg ich wirklich einen Knall. Wenn mir jemand sagt: Sie dürfen hier nicht rauchen, dann ist meine Standardantwort: Und sie durften vor siebzig Jahren bei einem Juden auch kein Brot kaufen, haben sie das dann auch gemacht? Also bitte, was soll denn das? Und dann haben wir wieder das Ja so kann man das auch nicht sagen. Es dreht sich immer alles um dasselbe: Hauptsache einheitlich. Ich habs lieber individuell, humorhaltig und unverbissen.

KANNST DU UNS SCHON WAS ÜBER DEIN PROGRAMM ERZÄHLEN, DAS DU AM 18.1. IM TIVOLI SPIELST?

Ich werde eine hochkarätige Band dabei haben, da bin ich sehr stolz drauf. Mein Bassist zum Beispiel spielt auch in der Band von Ina Müller. Mein Pianist und mein Gitarrist spielen in der Band von Rosenstolz. Mein Schlagzeuger hat maßgeblich am Udo-Lindenberg-Album mitgewirkt, also nur das Beste vom Besten.

Ich kann mit dieser Band Lieder verwirklichen die ich sonst nicht umsetzen kann. Es wird ein Liederabend. Ich werde viele Songs covern. Es wird einen Song geben, den ich selber geschrieben habe: der Titelsong von meinem Album Emerge (bei iTunes erhältlich). Es gibt noch viel, was bei mir vergraben liegt, das hole ich raus, und das werden wir an diesem Abend spielen. Fest steht aber: Es bleibt komisch!

*Interview: Christian Knuth

18.1., SCHMIDTS TIVOLI, SPIELBUDENPLATZ 2428, 20 UHR, U3 ST. PAULI, WWW.TIVOLI.DE

Internet: WWW.KAYRAY.DE

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