Gerichtshöfe Wedding voll auf #KUNST

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Foto: Kunst in den Gerichtshöfen / www.gerichtshoefe.de

Foto: M. Rädel

Ende September kann man in Berlin zwei Tage lang 34 offene Ateliers plus 16 Gastkünstler erleben. Wir chatteten mit einem der beteiligten Kreativen, Tobias Ecke.

Woran sitzt du gerade?

Momentan bin ich mit der Umsetzung einiger Bildideen, die ich bis spätestens 19. September fertiggestellt haben will, beschäftigt. Am 19. und 20. September stellen nämlich Anton Milagros und ich im Rahmen der Veranstaltung „KUNST Nacht & Tag IN DEN GERICHTSHÖFEN Wedding“ zusammen aus.

Alltagsrassismus ist dieses Jahr stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Wie verhältst du dich, wenn du Rassismus etwa auf Social Media bemerkst?

Social Media bieten ihren Nutzern Plattformen, um mit verschiedensten Meinungen und Weltanschauungen hausieren zu gehen. Diese Möglichkeit bleibt von der Mehrzahl der User auch nicht ungenutzt. Durch die Unmittelbarkeit von Social Media lassen die Nutzer ihre Hemmschwelle, menschenfeindliche Äußerungen von sich zu geben, hinter sich. Einem echten Diskurs können sie sich dabei jederzeit entziehen. Ich glaube, dass es sich hierbei um ein Grundproblem von Social Media handelt. Die Möglichkeit ist nicht gegeben, Nutzer durch Vernunft zur Überdenkung ihrer Ansichten zu bewegen. Leider überträgt sich dieses Problem auch in das echte Leben. Zunehmend verlernen die Menschen, eine gehaltvolle Unterhaltung zu führen. Ich selbst verleihe in meinen Bildern immer wieder gerne meinen Beobachtungen zu einseitigen Kommunikationen Ausdruck. Abschreckend und faszinierend zugleich, wie ich finde.

Foto: Kunst in den Gerichtshöfen / www.gerichtshoefe.de

Wurdest du aufgrund deiner Sexualität schon Zielscheibe homophober Häme? Verletzt dich das?

In Berlin ist mir so etwas noch nicht passiert. Als ich noch in Merseburg gewohnt habe, gehörte es fast zum Alltag, von Leuten auf der Straße schief angeschaut zu werden. Damit bin ich jedoch immer ganz gut klargekommen. Nach wie vor hat sich auch nichts daran geändert, dass ich einen Großteil der Dorf- und Kleinstadtmenschen mindestens als genauso schräg empfinde, wie sie möglicherweise mich wahrnehmen.

Inwiefern trifft dich die Corona-Pandemie, hast du Angst?

In erster Linie hat mich die Pandemie in der Art, wie ich Entscheidungen, sei es in beruflicher oder privater Hinsicht, treffe, beeinflusst. Dabei habe ich festgestellt, dass mir das Agieren aus dem Bauch heraus mittlerweile wesentlich leichter fällt und deutlich mehr Einsatz findet, als es noch vor Corona der Fall war. Wahrscheinlich die für mich beste Lösung, um in einer Zeit, die frei von Illusionen wie Gewissheit und Planungssicherheit ist, nicht von ständiger Sorge und Angst begleitet zu sein.

Foto: M. Rädel

Wie trifft die Pandemie den Geschäftsmann Tobias Ecke?

Es gibt so gut wie keine Aufträge mehr. Da geht es mir nicht anders als den meisten Solo-Selbstständigen. Das führte mit dazu, dass die Rolle des Geschäftsmanns eher in den Hintergrund gerückt ist. Im Vordergrund steht stattdessen der Künstler, meiner Auffassung nach konnte Kunst in krisenbehafteten Zeiten schon immer besonders gut gedeihen. Nach wie vor bleibt sie jedoch als Einnahmequelle sehr unsicher. Nichtsdestotrotz sagt mir aber mein Bauchgefühl, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde.

*Interview: Michael Rädel


Zwei Tage lang locken bei „KUNST Nacht & Tag IN DEN GERICHTSHÖFEN Wedding“ unterschiedliche Kunstformen wie Malerei, Zeichnung, Illustration, Collage, Holzschnitt, Paper­cut, Glas, Fotografie, Druckgrafik, Installation, Objekt, Skulptur, Schmuckdesign und Keramik in den „Problembezirk“. Hinzu kommen eine Open-Air-Performance, ein Konzert, eine Familien-Foto-Aktion sowie eine Sonderausstellung. Gut zu wissen: Der Eintritt ist frei.

19.9., 16 – 23:59 Uhr, 20.9., 13 – 18 Uhr, KUNST Nacht & Tag IN DEN GERICHTSHÖFEN Wedding, Gerichtshöfe Wedding, S Humboldthain, U Wedding, www.gerichtshoefe.de

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