25 Jahre Abseitz

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Foto: Abseitz

2018 war das Jubiläumsjahr für den Stuttgarter Sportverein Abseitz; 1993 von einer Gruppe Volleyballspieler gegründet, bietet der Verein heute sportliche Aktivitäten in 18 verschiedenen Abteilungen.

Der Verein organisiert außerdem den Stuttgarter „LebenSlauf“, den Volkslauf zu Gunsten der AIDS-Hilfe Stuttgart, und bringt mit der „Chicken Night“ eine Regenbogenparty ins Festzelt Göckelesmaier auf dem Stuttgarter Wasen.

2018 wurde Abseitz mit dem „Rosa Detlev“ ausgezeichnet; der Preis der „Salz der Erde MCC Gemeinde“ in Stuttgart wird an Menschen, Gruppen oder Organisationen verliehen, die sich um die LSBTT*IQ-Gemeinschaft besonders verdient gemacht haben.

Foto: Abseitz

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Was hat es mit der Baumpflanzaktion auf sich?

Im 25. Jahr unseres Bestehens fanden wir es wohl an der Zeit, uns in Stuttgart endgültig zu verwurzeln. Bereits gemäß unserem Motto zum 20-Jährigen „20 Jahre mittendrin“ hätte es schon gut gepasst, sich symbolisch einzureihen und mit einer Baumpflanzung Wurzeln zu schlagen. Doch mit 20 pflanzt man in der Regel keinen Baum, mit 25 dann schon eher.

In diesem Jahr heißt es „25 Abseitz – Vielfalt in Bewegung“. Die Baumpflanzaktion hat uns vor Augen geführt, was sich in den letzten fünf Jahren alles verändert hat.

Nachdem wir „mittendrin“ postulierten, hätte es 2018 heißen können „angekommen“. Wir wählten aber das Motto „Vielfalt in Bewegung“, weil wir festgestellt hatten, dass die gesellschaftliche Entwicklung der letzten fünf Jahre uns zwingt, wieder genauer hinzuschauen, und zu benennen, was das für eine Gesellschaft sein soll, in der wir „mittendrin“ sind. Sie soll vielfältig sein, und in Bewegung, und nicht monoton und erstarrt.

Sich für so eine Gesellschaft einzusetzen und zu streiten braucht es eine feste, verwurzelte Position. Dafür stehen die Wurzeln unseres Baums. Und wenn ich in die Krone unserer Silberlinde in der Johannesstraße in Stuttgart schaue, sieht man doch in jedem Ast, jedem Zweig und in jedem Blatt, dass keines sich gleicht und eine ungeheure Vielfalt zu entdecken ist.

Foto: Abseitz

Abseitz versteht sein Angebot für Schwule, Lesben und Freund*innen und auch der Vorstand zeigt mit zwei Frauen und einem Mann eine gute Mischung; war dieses Gemeinschaftsdenken von Anfang an Teil von Abseitz oder brauchtet ihr eine Quotenregelung?

Im Verein braucht es keine Quote, anders als im Berufsleben, wo es ja um Chancengleichheit gehen soll, die sich augenscheinlich ohne Quote nicht hinbekommen lässt.

Abseitz wurde von schwulen Männern gegründet und das drückt sich bis heute, und wie ich finde zurecht, im Namen noch aus. Die Schwulen stehen an erster Stelle. Frauen kamen wenig später dazu, ihr Anteil liegt aktuell bei 37 Prozent.

André, mein Vorgänger im Amt, hat viel dazu getan, die Frauen in den Verein zu holen. Dabei ging es nicht nur darum, die Frauen dafür zu interessieren, sich anzuschließen, sondern bestimmt mussten auch die Männer überzeugt werden, dass das eine gute Sache werden kann: Schwule und Lesben gemeinsam beim Sport.

Die Frauen bei Abseitz haben sich im Laufe der Jahre gut etabliert und sich auch mit ihren eigenen Interessen behauptet. Es gibt reine Frauenabteilungen, die ihren Sport ausüben, ohne dass es eine physisch bedingte Notwendigkeit dafür gibt. Aber Frauen benötigen nach wie vor ihre exklusiven Räume.

Langjährig bestehende männerdominierte Abteilungen wie Schwimmen und Fitness freuen sich über weiblichen Zuwachs, wiederum unsere „Präsentationstruppe“, die „Zackigen Zicken“ aus der Abteilung Dance-Aerobic, präferiert ausschließlich Männer.

Das alles und viel mehr ist bei Abseitz möglich, wird akzeptiert und gelebt.

Aktuell ist es uns ein großes Anliegen, neben den Freund*innen, womit in der Regel unsere heterosexuellen Mitglieder gemeint sind, unsere TT*IQ-Mitmenschen stärker für Abseitz zu interessieren.

Wir fragen uns, warum sie bisher nicht zu uns gekommen sind, was es dafür braucht, dass sich das ändert und was wir dafür zu tun haben.

Wir nennen uns bei Abseitz der „sportliche Arm der LSBTT*IQ“-Community, doch die Praxis sieht im Moment noch anders aus. Wir haben festgestellt, dass wir uns hier Kompetenz aneignen, offen und tolerant sein und unsere eigenen Vorurteile abbauen müssen.

Gerade die Beschäftigung mit diesem Thema zeigt, wo wir in unserem 25. Jahr stehen: Wir wollen eine Vielfalt leben, von der wir uns bewegen lassen. Und Bewegung bringt immer auch Veränderung mit sich. Es scheint in die Richtung zu gehen, von der wir 2013 schon gesprochen haben: Einmal ein Verein zu sein, in dem der Name „Abseitz“ nur noch eine Reminiszenz an die Gründungsjahre ist, weil wir dann in einer Gesellschaft angekommen sind, die sich als 100 Prozent Mensch(lich) begreift.

Foto: Abseitz

Gibt es eigentlich eine Erklärung dafür, wieso die meisten queeren Sportvereine aus Volleyballgruppen entstanden sind? Ist Volleyball heute auch noch eine der stärksten Abteilungen bei Abseitz?

Unsere Volleyballabteilung ist auch heute noch eine der Stärksten, zusammen mit Badminton, Schwimmen und Yoga mit jeweils an die 100 Mitglieder. Insgesamt stehen wir aktuell bei 830 Mitgliedern.

Warum Volleyball sehr oft die Gründungabteilung ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht war die Sportart in den 90ern, als sich die meisten queeren Vereine gründeten, eine besonders beliebte Sportart. Bestimmt aber war es leichter, an eine geeignete und auch kostengünstige städtische Halle zu kommen, als etwa eine Rasenfläche anzumieten, von denen sich die meisten in Besitz der „hetero“ Sportvereine befinden.

Die Ausweitung des Angebots und die damit einhergehende Suche nach geeigneten Sportstätten bestärkt diese Überlegung. Eigene Bahnen in den Schwimmbädern zu bekommen und dies vor einer Kommission begründen zu müssen, hatte, der Erzählung von André nach, inquisitorische Züge; es wurden sämtliche Vorurteile bezüglich Schwuler in Badeanstalten und unter der Dusche aufgefahren.

Der Tanzsaal mit Parkett, den unsere Tänzer*innen benötigen und den wir schließlich bei der Katholischen Hochschulgemeinde gefunden haben, war dort nur mit heftiger Argumentation anzumieten.

Aber aus jüngerer Zeit gibt es auch positive Beispiele: Als unsere Sportschützenabteilung sich nach langen Jahren eine neue Schiessstätte suchen musste, wurden wir gleich bei der ersten Anfrage vom Schützenverein Hirschlanden aufgenommen und akzeptiert.

In zwei Jahren hat sich hier zwischen den Schützen und Schützinnen aus Hirschlanden und unseren „Hot Shots“ bei Abseitz eine wirklich gute Gemeinschaft entwickelt. Wenn uns das nicht positiv in die Zukunft schauen lässt ...

Infos zu den Angeboten von Abseitz gibt’s über www.abseitz.de

Das nächste „Wild Wild South“-Multisportturnier findet vom 22. bis 24.3.2019 statt, Infos gibt’s über www.wildwildsouth.de

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