Auf die Schnelle …

by

Foto: Rachel Sussmann

Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich. Die bauernschlaue Weisheit, die einem insbesondere bei Zeitnot zur Weißglut treiben kann, zeigt das ambivalente Verhältnis, in dem der Mensch zu seiner zur Verfügung stehenden Zeit steht.

Was bedeutet die Optimierung von Zeit? Mehr Effizienz oder doch vielleicht eher ihre Verschwendung? Warum wächst die Sehnsucht nach dem Innehalten insbesondere in einer Zeit, die immer besser genutzt werden soll, um möglichst schnell irgendwo zu sein um irgendetwas zu erleben? Eines ist sicher: Nur bis zum Tod haben wir Zeit. Beziehungsweise nehmen wir sie uns.

Die Ausstellung „Tempo! Alle Zeit der Welt“, die aktuell im Bad Homburger Museum Sinclair Haus gestartet ist, widmet sich den Geschwindigkeiten pflanzlicher, technischer und molekularer Natur sowie der Rolle des Menschen als Initiator und gleichermaßen Opfer der Beschleunigung. Die Arbeiten von 14 Künstler*innen und Teams regen zum Nachdenken und vielleicht auch Umdenken an.

Foto: Bernd Schuller

Neben so logisch erscheinenden Ausstellungsstücken wie der Kulturgeschichte des Weckers zeigen zum Beispiel Rachel Sussmanns Fotografien ihres Langzeitprojekts „The Oldest Living Things in the World“ uralte Lebewesen wie zum Beispiel die Llareta -Pflanze, die bis zu 3.000 Jahre alt werden kann, oder eine 9.550 Jahre alte Fichte. Das New Yorker Künstlerduo Tega Brain und Sam Lavigne wird ganz praktisch: Aus der Erfahrung, dass die Einschränkung der Bewegungsfreiheit während der Corona Shut- und Lockdowns ironischerweise zur kurzfristigen Verbesserung der CO2-Bilanz geführt hat, folgern sie in ihrem Gedankenprojekt „Sleep Study“, dass sich das Klima verbessern würde, wenn wir nur mehr schlafen würden. Mit einer App können die Besucher*innen der Ausstellung ihre Schlafdauer erhöhen und bekommen Anregungen zum Erträumen einer besseren Zukunft.

Foto: Tega Brain, VG Bild-Kunst, 2021, und Sam Lavigne

„ Tempo! Alle Zeit der Welt“ ist noch bis zum 6. Februar 2022 zu sehen. Die Ausstellung wird wieder von einem monatlichen Podcast sowie einem digitalen und realen Veranstaltungsprogramm begleitet; mit dabei sind literarische Sonntagsspaziergänge durch den Schlosspark oder literarische Wanderungen durch Bad Homburg. Tipp: Am 17. Oktober führt Museum Sinclair Haus-Direktorin und Kuratorin Kathrin Meyer persönlich durch die Ausstellung.

Museum Sinclair Haus, Löwengasse 15, Bad Homburg, www.kunst-und-natur.de

Back to topbutton