„Der physische Kontakt ist unabdingbar“

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Foto: bjö

Die AIDS-Hilfe muss derzeit umdenken und ihr Beratungsangebot den aktuellen Hygienebestimmungen anpassen. Wie das geht erklärt Oliver Henrich, Pressesprecher der AIDS-Hilfe Frankfurt.


Die AIDS-Hilfe musste ihr Beratungsangebot einschränken; trotzdem gibt es Alternativen; welche sind das?

Wir passen unser Angebot den aktuellen Hygiene-Regeln und -Auflagen der Bundesregierung sowie des Mitarbeiter*innen-Schutzes an. Teilweise finden unsere Gruppen via Videokonferenz statt, unsere Beratungen erfolgen nun wieder auf Wunsch persönlich, dann aber mit Maskenpflicht und Abstand. Durch Terminvergaben entstehen keine Wartezeiten und Klient*innen treffen nicht aufeinander. Am Beispiel unseres Main-Tests, (der Main-Test findet momentan mittwochs im KISS, Wielandstr. 10, Frankfurt von 16 bis 18 Uhr statt, Anm.d.Red.) aber zeigt sich eine Folge der Maßnahmen: Aktuell können maximal 20 Tests inklusive Beratung in zwei Stunden erfolgen; sonst waren potenziell mehr möglich.

Foto: Agnes Jacobi

Auch die Love Rebels, das Präventionsteam der AIDS-Hilfe, hat interessante Online-Alternativen entwickelt. Könnte dies generell eine zukünftige Form der Präventionsarbeit sein? Oder anders gefragt: Wie wichtig ist der persönliche Kontakt in der Beratungs- und Präventionsarbeit?

Die Frankfurter Vorträge finden erstmals online statt, ebenso Gruppen. Nach den ersten Ausgaben wird sich sagen lassen, inwieweit wir diese Kommunikationsmodelle als Ergänzung bei Veranstaltungen dieser Art, selbstredend mit Rücksicht auf Datenschutz und etwaiger Anonymität, integrieren können.

Mit Prävention und Beratung verhält es sich anders. Über digitale Medien lassen sich unpersönliche Ja-Nein-Fragen beantworten, mitunter auch weniger komplexe Sachverhalte erörtern. Jedoch ist Prävention und Beratung stets eine intime Angelegenheit, die auf individuelle Beratung setzt. Es mögen sich zwar Fragen oder Ereignisse wiederholen, aber die Umstände durch unterschiedliche Lebensweisen und -situationen fließen bei der Beantwortung beziehungsweise Beratung mit ein. Während des persönlichen Austauschs können sich auch andere Lösungswege oder Herangehensweisen ergeben. Ergo wird auch in Zukunft der physische Kontakt zu den Klient*innen unabdingbar sein.

Foto: bjö

Das Sommerfest in der Alten Gasse und der Loveball 2020 wurden bereits abgesagt; für die AIDS-Hilfe bedeutet dies einen großen Verlust von Spenden, ohne die eure Arbeit gar nicht finanzierbar ist. Wie geht die AIDS-Hilfe damit um?

Ohne Spenden war die Arbeit der AIDS-Hilfe Frankfurt so wie wir sie kennen noch nie möglich. Wenn uns große Veranstaltungen, bei denen wir einen nicht unerheblichen Teil an Spenden sammeln, wegbrechen und wir mit dem „maincheck“ ein neues Kapitel unserer für die Szene essenziellen Arbeit aufschlagen wollen, sind wir umso mehr auf Geld-Spenden angewiesen. Nach der ersten hausinternen Umstrukturierungs-Welle durch COVID-19 eruieren wir gerade, wie wir genau vorgehen – ob es ein Mailing oder eine Spenden-Kampagne wird, kann ich noch nicht sagen.


Aktuelle Infos zu den geänderten Angeboten der AIDS-Hilfe über www.aidshilfe-frankfurt.de

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