Sweeney Todd

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Foto: The English Theatre

„Sweeney Todd“ wird das Musical-Highlight der 40. Spielzeit des English Theatre sein – und es könnte nicht besser passen, denn auch das Musical selbst feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum.

Die Story von „Sweeney Todd“ ist makaber: Der einst unrechtmäßig um Frau, Kind und Vermögen gebrachte Benjamin Barker kehrt nach 15 Jahren im Exil als „Sweeney Todd“ zurück nach London und begibt sich als mordender Barbier auf einen grausamen Rachefeldzug. Todds neue Gefährtin, die Fleischpasteten-Bäckerin Mrs. Lovett, profitiert dabei auf schauerliche Weise von Todds Treiben ...

Weltweit berühmt wurde Stephen Sondheims düsteres Musical durch die Verfilmung von Tim Burton mit Johnny Depp in der Hauptrolle.

„Das wird eine gothic-blutrünstige Story, an die wir uns wagen“, meint Daniel Nicolai, Chef des English Theatre. Regisseur Derek Anderson wird sie „tailormade“ für Frankfurt neu inszenieren. Wir haben die beiden Hauptdarsteller Sarah Ingram und Stephen John Davis bei den Proben in London zum Interview gebeten!

Premiere am 2.11., The English Theatre, Gallusanlage 7, Frankfurt, 19:30 Uhr, „Sweeney Todd“ läuft bis zum 2.2.2020, Spielzeiten: Di bis Sa, 19:30 Uhr, So 18 Uhr, www.english-theatre.de


Foto: The English Theatre

Sarah, Sie haben bereits 2014 die Rolle der Pastetenbäckerin Mrs. Lovett in einer erfolgreichen „Sweeney Todd“-Inszenierung von Derek Anderson in London gespielt; wie ist das, eine Rolle noch einmal komplett neu zu erarbeiten, und was reizt Sie an Mrs. Lovett?

Sarah Ingram: Ich habe mich sehr gefreut, als mir die Rolle der Mrs. Lovett erneut angeboten wurde. Meine erste Begegnung mit Mrs. Lovett in Derek Andersons Londoner Inszenierung war nur kurz – ich hatte immer das Gefühl, mit ihr noch nicht fertig zu sein. Das Vergnügen an dieser Figur ist, dass sie auf jede neue Situation instinktiv reagiert. Und zusammen mit den wunderbaren Interpretationen meiner Schauspielkollegen ist die Arbeit an dieser Inszenierung wieder eine ganz neue Reise in Mrs. Lovetts komplexen Charakter. Ich liebe diese Vielschichtigkeit, die sich mir immer weiter offenbart.

Und was ist ihre Lieblingspastete?

Sarah Ingram: Ich bin keine besondere Naschkatze und würde eine herzhafte Pastete immer einer Süßen vorziehen. Vielleicht wurde ich deswegen als Mrs. Lovett gecastet ... bereits zum zweiten Mal!

Foto: The English Theatre

Stephen, „Sweeney Todd“ wird von Stephen Sondheim als „Operette“ bezeichnet und normalerweise in Opernhäusern aufgeführt; die Musik ist inspiriert von Bernhard Hermann, dem berühmten Hitchcock-Filmkomponisten. Finden Sie als Sänger „Sweeney Todd“ musikalisch außergewöhnlich und ist es vielleicht sogar eine ihrer Traumrollen? Welche Rollen waren Ihre bisherigen Lieblingsrollen?

Stephen John Davis: Sweeney Todd zählt zurecht zu einer der großartigsten Rollen für Bass- und Bariton-Sänger im Musical-Theater. Ich freue mich sehr, meinen Namen zur Reihe der berühmten Künstler, die diesen Part bereits übernahmen, hinzufügen zu können. Es ist außerdem eine große Freude, erneut mit Regisseur Derek Anderson und dem Choreografen Lee Crowley arbeiten zu dürfen, mit denen ich bereits bei der Inszenierung von Sondheims „Company“ in Aberdeen 2018 eine großartige Zeit hatte. Bei der Frage nach meiner Lieblingsrolle komme ich nicht um das „Phantom der Oper“ im Londoner West End herum: Die Rolle zur der 10.000. Aufführung vor den Augen von Andrew Lloyd Webber und des Original-Phantoms Michael Crawford zu spielen, war definitiv ein Karriere-Highlight!

Was reizt Sie an der Rolle des Sweeney Todd?

Stephen John Davis: Sein alleiniger Wunsch nach Rache und seine Entschlossenheit in der Umsetzung. Er wurde Opfer größter Ungerechtigkeit und stürzte in tiefste Verzweiflung. Wie er darum kämpft, sein Ziel zu erreichen, und dabei seine Wut kontrolliert und sein Trauma beherrscht, ist eine spannende Herausforderung. 

Sarah, Sie waren 2002 mit „They’re playing our song“ schon einmal zu Gast im English Theatre Frankfurt; können Sie sich noch an damals erinnern?

Sarah Ingram: Ich habe sehr gute Erinnerungen an meine Zeit in Frankfurt – eine Stadt, in die ich mich augenblicklich verliebt habe. Ich habe das Theater und seine Mitarbeiter als sehr freundlich in Erinnerung, und so war es eine leichte Entscheidung, zurückzukehren.

Foto: The English Theatre

Das English Theatre feiert in diesem Jahr sein 40. Jubiläum und ist 2003 umgezogen – hatten Sie schon von der neuen Spielstätte gehört?

Sarah Ingram: Ich war in einer der letzten Produktionen im alten Veranstaltungsort und erinnere mich an die Aufregung, als das neue Theater gebaut wurde. Mit einem Schutzhelm auf dem Kopf habe ich zusammen mit Daniel Nicolai damals die neue Spielstätte besichtigt und dachte, welch ein großartiger Raum. Ich freue mich sehr darauf, den 40. Geburtstag mit solch einer innovativen Produktion zu feiern.

Macht es einen Unterschied, ob ein Musical auch als Film Erfolge gefeiert hat, oder vergleicht das Publikum dann zwei Genres, die man eigentlich nicht vergleichen kann?

Stephen John Davis: Ich denke, eine bekannte Geschichte für ein Publikum neu zu kreieren ist immer eine Herausforderung, egalob sie verfilmt wurde oder nicht. Es ist wichtig, mit dem Quellmaterial und der von Stephen Sondheim geschriebenen Musik einen eigenen Charakter zu entwickeln, und das unbeeinflusst von den Interpretationen anderer Darsteller. Nur so kann man das Publikum für diese Figur einnehmen, damit es sich auf eine neue Erfahrung einlässt, anstatt das Gesehene permanent mit einer alten Vorstellung zu vergleichen. Glücklicherweise ist das Publikum – und gerade die Sondheim-Freunde – meistens intelligent genug, sich eine Inszenierung frei von Vergleichen anzuschauen und zu beurteilen. 

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