Vivienne Westwood: Punk, Ikone, Aktivistin

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Foto: DOGWOOF / PIERRE VERDY/AFP/Getty Images

Vivienne Westwood sitzt auf einem dunkeltürkisen Plüschsessel, schlägt die Hände vors Gesicht und schüttelt den Kopf: „Wie auch immer. Ich werde alles erzählen. Es ist nur so langweilig über all das zu reden“, meint sie genervt.

Regisseurin Lorna Tucker hatte ihre liebe Not, mit der mitunter kratzbürstigen Westwood einen Dokumentarfilm zu drehen. Denn Westwood ist offensichtlich keine Frau für nostalgische Gefühle. Vielleicht gerade weil sie um die verführerische Kraft der Nostalgie weiß und diese – zumindest formal – auch in ihren Kollektionen verarbeitet.

Und natürlich plaudert Westwood im Film dann doch aus dem Nähkästchen: Von den Anfängen, als das Mädchen aus der Arbeiterklasse sich von tradierten Rollenbildern emanzipieren musste, von der wirtschaftlichen Achterbahnfahrt ihres Unternehmens oder von den legendären Punk-Zeiten, deren Revolutionsgedanken sie heute differenzierter sieht: Punk hat die Gesellschaft nicht unterwandert, sagt Westwood, sondern sie im Gegenteil sogar bestärkt, indem sie den Rebellen mit Toleranz begegnete, um sie hinterher viel leichter zu verschlingen.

Foto: DOGWOOF

Wie man denn ihre Arbeit als Luxus-Designerin mit der Punk-Attitüde vereinbaren könne, wird sie gefragt. „Ich wollte nie ‚Underground’ bleiben“, antwortet Westwood. „Ich wollte vielmehr größtmögliche Aufmerksamkeit erregen“.

Mode scheint für Westwood nur Mittel zum Zweck – eigentlich möchte sie noch immer die Welt verändern. Heute nutzt sie ihr mit nur wenigen, dafür umso ungeliebteren Kompromissen aufgebautes Unternehmen, um sich als Polit- und Umweltschutzaktivistin zu engagieren.

Foto: DOGWOOF

Lorna Tucker nähert sich in ihrer Doku mit viel Feingefühl der komplexen Persönlichkeit Westwoods und zeichnet dabei ein liebevolles, aber niemals geschöntes Bild. Die oftmals unkommentierten Aufnahmen verraten dabei mindestens ebensoviel über Vivienne Westwood wie die Statements der Designerin, ihrer Mitarbeiter und ihrer Familie.

20.12., Cinema, Roßmarkt 7, Frankfurt, 20:30 Uhr, www.arthouse-kinos.de

20. – 23.12. und 26.12., Mal seh’n Kino, Adlerflychtstr. 6, Frankfurt, 18 Uhr, www.malsehnkino.de

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