Kolumne: Wer soll das bezahlen …?

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Foto: Towfiqu barbhuiya/Unsplash

Die CSD-Saison im GAB-Land liegt hinter uns. Eine der größten Veranstaltungen war dabei wie üblich der Frankfurter Christopher Street Day. Ein grandioses Fest, bei dem die Veranstalter*innen sich redlich bemüht zeigten, mit der Zeit zu gehen und an der einen oder anderen Stelle Neuerungen zu wagen. Ein trauriger Tiefpunkt war der gewaltsame Übergriff auf queere Polizeiangehörige, die selbst an der Demo-Parade teilnahmen. Nun treibt die Diskussion die Frankfurter Szene um, wie gewährleistet werden kann, dass künftig wirklich alle CSD-Teilnehmer*innen sicher vor Gewalt und Ausgrenzung sind.

Doch beinahe hätte das 31. Christopher Street Festival auf der Konstablerwache in diesem Jahr kurzfristig abgesagt werden müssen und monatelange Vorbereitungen wären ins Leere gelaufen. Ende April hatte sich der CSD-Verein in einem Brandbrief an Stadtpolitik und Stadtgesellschaft gewandt, weil 69.000 Euro zur Finanzierung der Veranstaltung fehlten. Der Verein schrieb, dass aufgrund der Inflation und Tarifanpassungen Dienstleistende zwischen 4 und 50 Prozent Mehrkosten veranschlagten. Als CSD Frankfurt, der mit wenigen Köpfen, Händen und Schultern ehrenamtlich arbeite, sei es nicht mehr länger möglich, alle umfangreichen Aufgaben rund um diese Großveranstaltung ohne finanzielle Unterstützung der Frankfurter Politik und Stadtgesellschaft zu stemmen, hieß es in dem Appell.

Foto: Stephan Maka

Foto: bjö

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Gerettet … dieses Mal

Der Hilferuf zeigte Wirkung: Das Stadtparlament beschloss zusätzlich zur Förderung von 10.000 Euro für 2023 einen Zuschuss von 20.000 Euro. Sponsoren und Spender*innen sprangen ein und der CSD war gerettet. In diesem Jahr. Das strukturelle Defizit der Veranstaltung wird sich aber schon im kommenden Jahr wieder auftun. Vorbei sind die Zeiten, in denen Pride-Events erwirtschaftete Überschüsse an queere gemeinnützige Organisationen wie beispielsweise die AIDS-Hilfen spenden konnten. So wird die finanzielle Schieflage auf andere Institutionen der Community übertragen. Auch die Frankfurter AIDS-Hilfe kann sich ihr familiäres Sommerfest in der Alten Gasse nicht mehr leisten.

Foto: bjö

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Queere Events in Bedrängnis

Die Gründe für die Finanzierungslücken queerer Veranstaltungen liegen nicht etwa in rückläufigen Besucher*innenzahlen oder unwirtschaftlicher Planung. Es sind großteils die Kosten für die Erfüllung der behördlichen Auflagen und der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. Nicht zuletzt sind aber auch die Besucher*innen selbst schuld, die ihre Getränke billig im Kiosk statt an den Ständen der Szene-Gastronom*innen kaufen. Grundsätzlich müssen Stadtgesellschaft, -politik und Community erkennen, dass eine lebendige und sichtbare Subkultur mit überregionaler Strahlkraft, buntem Image, ausgebuchten Hotels und queerer Gastronomie nicht nur einen hohen Wert hat, sondern auch einen Preis.

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