Interview ♫ Fortenbacher singt Streisand

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Mit ihren „Intimate Nights“ hat Musical-Star Carolin Fortenbacher einmal mehr den Nerv ihres Publikums getroffen. Es ist Inspiration, das Konzept zu adaptieren und sich nun einer Heldin ihrer Jugend zu widmen. Barbra Streisand zu singen, muss Frau sich erst einmal trauen. Carolin traut sich und sprach mit uns darüber.

Foto: Arndt Geise

Wann hast du das erste Mal einen Streisand-Song bewusst gehört, und welcher war’s?

Es war nicht ein bestimmter Song, sondern ein Film. „Funny Girl“ fand ich klasse und witzig. Das hat irgendwie zu mir gepasst. Es sind diese zwei Seiten von Barbra Streisand: die ernsthafte, die konzerthafte, die sich auf die Interpretation der Musik konzentriert, und dann die absolut selbstironische und komödiantische Seite.

Dieses Wechselspiel fasziniert dich?

Absolut.

Ist Barbra Streisand mit daran „schuld“, dass du selbst Musik zu deinem Lebensmittelpunkt gemacht hast?

Das war schon vorher da. Ich bin über den Tanz eingestiegen, über die Lust an der Bewegung – und darüber dann zum Gesang. Verbinden tut uns vielleicht das Lustige. Mir wurde zu Hause immer gesagt, ich sei eine Komikerin und solle das Talent nutzen.

Wie kam die Idee zum neuen Programm?

Mein Mann hat mich im Urlaub gefragt, was ich denn eigentlich machen wolle. Das war vor zwei Jahren. Ich war ganz erstaunt. Wie jetzt? Ich mach doch schon so viele schöne Sachen? Wir haben ja zum Beispiel unser Programm „Intimate Night“, das sehr erfolgreich läuft. Also hab ich gesagt, ich möchte mal vom Feuilleton wahrgenommen werden. (lacht) Er antwortete darauf, dass ich dafür Streisand singen sollte. Ich fand das eine tolle Idee. Nicht wegen des Feuilletons, sondern weil ich mich einfach noch nie an diese Frau herangewagt habe.

Gibt es ein Lied, vor dem du so viel Respekt hast, dass du es lieber nicht singen würdest? Wie habt ihr den Abend konzipiert?

Ich habe wirklich sehr, sehr lange in diesen Unmengen von Musik und Songs gesucht, die Streisand gesungen werden. Das ist so viel Material. Ich habe die Lieder gewählt, von denen ich meine, dass sie zu mir passen, und die in meiner Version stimmig sind. Wir haben einige Lieder ja sehr verändert – aber es war mir wichtig, dass man sie erkennt und wir die Leute damit nicht vor den Kopf stoßen. Trotzdem wird es sicherlich überraschend sein. Mein großer Dank gilt Lutz Krajenski, der das Kunststück fertiggebracht hat, diese orchestralen Werke für drei Musiker – er selbst am Keyboard, Achim Rafain, Bass, und Paul Kaiser, Schlagzeug – und mich zu arrangieren. Ich hatte ihn mir als meinen musikalischen Leiter gewünscht und habe das nicht bereut.

Foto: Arndt Geise

Kannst du dir erklären, warum Frauen wie du (im regionalen Rahmen) und Barbra Streisand (international) von Schwulen so verehrt werden?

Ich habe mich das tatsächlich schon oft gefragt, kann mir aber bis heute nicht wirklich einen Reim darauf machen. Am ehesten vielleicht die Tatsache, dass Frauen in diesen „Rollen“ eine starke Persönlichkeit in einer sonst männerdominierten Gesellschaft repräsentieren? Sich durchsetzen? Das könnte vielleicht passen.

*Interview: Christian Knuth

28.9. – 14.10., Fortenbacher singt Streisand, Schmidtchen im Klubhaus St. Pauli, Spielbudenplatz 24, Hamburg, U St. Pauli, 19 bzw. 20 Uhr, Tickets und Infos www.tivoli.de

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