Nachgefragt: Brauchen junge LGBTIQ* eine eigene Sportgruppe?

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Hamburgs queerer Sportverein Startschuss startet eine eigene Jugendabteilung los geht es ab dem 14. August immer mittwochs ab 18:30 Uhr in St. Georg. hinnerk chattete mit dem Abteilungsleiter Luca und Dirk aus dem Vorstand.

Foto: Startschuss / stefanweeber.com

Was bietet ihr genau an?

Luca: Wir bieten eine freie Sportgruppe, also eher eine Art Treffpunkt mit Sport für Jugendliche und junge Erwachsene, und das Ganze mal außerhalb von „Wir hängen ab und trinken was.“ Außerdem die Möglichkeit, zusammen Sport zu machen, ohne sich auf ein Geschlecht festlegen zu müssen, wie es sonst oft der Fall ist. Wir machen einfach das, was uns Spaß macht – jede Woche etwas anderes: Dribbeln, Fußball, von mir aus Sackhüpfen. Die Gruppe entscheidet selbst! Wir können auch Startschuss-Trainer*innen einladen oder als Gruppe zu denen gehen.

Wie können queere Jugendliche euch erreichen?

Luca: Wir werden aktiv in die Jugendgruppen gehen und uns vorstellen. Alle Menschen, die Fragen haben, können uns schreiben: queersportsheroes@startschuss.org oder auf fb.me/QueerSportsHeroesStartschuss. Auf dem CSD wird fleißig Werbung gemacht, und wer Fragen hat, kann gerne zu unserem Stand auf dem Straßenfest kommen.

Wie bist du zu dem Projekt gekommen?

Luca: Die Idee bestand schon lange im Verein und jetzt haben wir es geschafft, das Projekt zu starten. Gut Ding will Weile haben. Und weil wir Sport geil finden und uns die ewige Definition in Männchen und Weibchen nervt. Außerdem stellt sich da dann die Thematik, wie man als Schwuler Fußball spielt, nicht, und so weiter.

Foto: Startschuss / stefanweeber.com

„Alte weiße Männer!“ ist ein Kampfbegriff geworden. Tatsächlich sind (schwule) Männer um die vierzig in queeren Organisationen überdurchschnittlich vertreten. Unabhängig von etwas verkopften queertheoretischen Debatten: Geht „uns“ der Nachwuchs aus?

Foto: Wildfaces / CC0

Dirk: Wie in allen Sportvereinen hat auch Startschuss Nachwuchsmangel, da sich heute viele lieber im Fitnessstudio stählen. Umso wichtiger ist uns der Aufbau einer Jugendabteilung, in der sich junge Queers auch selbst einbringen können.

Wie ist die Altersstruktur bei Startschuss?

Dirk: Die Abteilungsleiter*innen und auch der Vorstand sind im Schnitt vierzig plus. Gut ist daran, dass sich die „alten Hasen“ in ihrer Sparte und in der Führung eines Vereins oft gut auskennen. Allerdings kann dies auch manchen Impuls blockieren, weswegen eine gute Durchmischung wichtig ist!

Brauchen junge Queers, die sich zunehmend selbst diverser und unspezifischer einordnen, noch einen lesbisch-schwulen Sportverein?

Dirk: Diese Frage hätte ich vor 25 Jahren deutlich mit Ja beantwortet. 2019 sage ich immer noch Ja, da wir ein wichtiges Element der Community geworden sind und uns nicht mehr verstecken müssen. Wir sind nicht nur zum CSD oder beim Feiern out & proud. Viele unserer Sportler*innen wollen gemeinsam aktiv sein, Turniere bestreiten, zudem für queere Belange einstehen. Das geht schlecht in einem Heten-Verein oder Fitnessstudio. Deswegen sind queere Sportvereine auch in den 2020ern, wenn Startschuss dreißig Jahre alt wird, wichtig für junge LSBTIQ*.

www.startschuss.org

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