Die „Deutschen Eiche“ steht Felsenfest – auch in Zukunft!

Foto: Deutsche Eiche

Die „Deutsche Eiche“ ist einer der ältesten Treffpunkte der Szene in München. Queen-Sänger Freddie Mercury und Filmemacher Rainer Werner Fassbinder waren schon Stammgäste. Dietmar und Sepp übernahmen 1993 das Haus“, hierzu gehören Restaurant, Hotel, Sauna und eine der schönsten Dachterrassen Münchens.

Dietmar, Sepp und Roger sitzen an diesem Mittwochmittag in ihrem Restaurant und wir reden über die Zukunft. Über Hochzeit. Über Adoption. Und über ein ganz großes Fest. „Das werden wir 2018 feiern“, sagt Dietmar, „aus vierfachem Anlass: Sepp und ich sind vierzig Jahre zusammen, die Deutsche Eiche ist seit 25 Jahren in unserem Besitz, wir haben nochmals Ja gesagt und sind nun Eheleute und wir werden Roger adoptieren.“

Ihr wart auf dem Standesamt – ihr traut euch was?

Sepp: Dietmar und ich haben geheiratet, Roger war unser Trauzeuge, wie wir übrigens Trauzeugen bei ihm vor ein paar Monaten waren, als er sich mit seinem André verpartnert hatte.

Von großer Party war aber nichts zu hören, das passt ja gar nicht zu Euch!

Dietmar: Es war ja nur ein bürokratischer Akt, der unsere Ehe endlich erstklassig machte. Wir feiern erst im nächsten Sommer, da gibt’s dann viele Anlässe auf einmal: Sepp und ich sind dann vierzig Jahre ein Paar, Sepp wird 65, vor 25 Jahren erwarben wir die „Deutsche Eiche“ – und wir werden Roger adoptieren!

Einen Erwachsenen zu adoptieren ist eher ungewöhnlich …

Roger: Das gibt es öfter, als man glaubt. In Japan zum Beispiel ist das gang und gäbe. Ich bin sehr glücklich, dass Sepp und Dietmar in mir so etwas wie einen Sohn sehen.

Aber so lange kennt ihr euch noch gar nicht, oder?

Roger: Ich bin 2012 von Ungarn zur „Deutschen Eiche“ gekommen, weil ich wegen der dortigen teils unterschwelligen, teils offenen politischen Hetze gegen Schwule seitens der Orbán-Befürworter für uns keine Zukunft sah.

Sepp: Roger beherrscht unter anderem sechs Sprachen, da haben wir ihn sofort für die Hotelrezeption angestellt. Und dort hat er einfach so viel Herzblut eingebracht, es entwickelte sich sehr schnell ein sehr vertrauensvolles, inniges Verhältnis. Als Dietmar 2013 dann durch Ärztefehler und eine verheerende Fehldiagnose beinahe am Ende seines Lebens war, mussten wir auch über die Zukunft der „Deutschen Eiche“ nachdenken. Wir fühlen uns gegenüber unseren rund fünfzig Mitarbeitern und deren Familien verantwortlich.

Roger: Ich erinnere mich gut an diese schreckliche Zeit. Alle Mitarbeiter waren sehr besorgt, die Stimmung im ganzen Betrieb war bedrückt.

Sepp: In der Phase war Rogers Beistand besonders wichtig, und es wurde uns klar, wie schnell ein Leben vorbei sein kann, und dass wir einen Nachfolger brauchen.

Foto: Deutsche Eiche

Aber du, Dietmar, hast doch zwei tüchtige Neffen?

Dietmar: Stimmt, sie sind aber erst 17 und 20 Jahre alt, haben ganz andere Interessen, und ob sie schwul sind – ich vermute eher nicht, finde aber, dass man unser Unternehmen als Homosexueller führen und damit verbunden sein sollte.

Sepp: Roger versteht sein Handwerk – er hat in Kanada und Australien BWL studiert, war in Mailand als Volkswirt bei Italiens größter Bank beschäftigt, und bevor er zu uns kam, war er in Budapest als Chefvolkswirt für die zweitgrößte Bank Ungarns tätig.

Wir haben schnell gemerkt, was wir an Roger haben. Es war nicht nur das Fachliche, er hat sich von Anfang an als besonderer Mensch herausgestellt. Er ist bescheiden, ernsthaft, und wir liegen auf einer Wellenlänge. Wenn vor der „Deutschen Eiche“ Papier auf dem Boden liegt, räumt Roger es weg. Er fühlt sich eben verantwortlich für das Haus, für das große Ganze. Vor allem können wir ihm vertrauen! Ja, das Vertrauen ist das Wichtigste. Nachdem Dietmar krank geworden war, setzten wir Roger schon als Geschäftsführer ein.

Wird Roger dann auch das Unternehmen erben?

Dietmar: Wir sind gerade dabei, die rechtlichen Grundlagen dafür zu schaffen. Das ist aber nur der materielle Aspekt. Roger geht auch eine große Verpflichtung ein. Sepp und ich sind schon über sechzig Jahre alt, einer wird den anderen überleben und hoffentlich kein Pflegefall werden. Trotzdem wird Roger am Ende für einen von uns da sein müssen.

Sepp: Wir spüren beide, nein alle drei, dass wir diese enge Bindung eingehen wollen, deshalb hoffen wir, dass die Adoption problemlos erfolgen wird.

Man merkt, dass zwischen den Dreien etwas gewachsen ist. Sie gehen vertraut und entspannt miteinander um. Es passt. Möge der Fall der Erbfall noch eine ganze Weile dauern, ein Prosit auf die Familie und auf eine glückliche Zukunft der „Deutschen Eiche“!

Back to topbutton