Gegen Gewalt und für ein Viertel ohne Angst

Foto: Mark Kamin

Dr. Kai Kundrath, Sub-Geschäftsführer, über die wachsende Homo- und Transphobie zwischen Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel.

Seit seiner Gründung 1986 erfasst das Anti-Gewalt-Projekt im Sub Übergriffe gegen schwule Männer. In den letzten Jahren sind die Zahlen wieder gestiegen – und das, obwohl nur wenige Opfer die Vorfälle zur Anzeige bringen. Mit einer Solidaritätsaktion wirbt das Sub für ein Miteinander.

Das Sub legt in diesem Jahr den Schwerpunkt auf homophob motivierte Gewalt im Viertel. Ist das denn nötig?

Definitiv, wir beobachten seit einigen Jahren eine Zunahme von verbalen, aber auch körperlichen Übergriffen zwischen Glockenbach und Gärtnerplatz. Diese Entwicklung wollen wir ernst nehmen. Unser Anti-Gewalt-Projekt führt eine Statistik, aber leider bringen noch viel zu wenige schwule Männer die Angriffe zur Anzeige – meist aus Scham. Wir merken aber in unserer Beratungsstelle, dass die Übergriffe wieder zunehmen, auch hier im Viertel.

Sind wir denn nicht als Szene in der Mitte der Münchner Stadtgesellschaft angekommen?

Natürlich sind wir das: Es gibt seit Sommer vergangenen Jahres die Ehe für alle, Deutschland hat das 3. Geschlecht eingeführt – die Gesellschaft ist schon weiter, als wir uns das noch vor ein paar Jahren erträumen konnten. Aber mit dem Mehr an Sichtbarkeit und der Gleichstellung, dem Erstarken rechter Kräfte in Deutschland grassieren eben auch wieder Homo- und Transphobie. Man leistet sich das wieder.

Warum gerade hier? Im Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel galt doch die Szene als etabliert.

Aber das Viertel verändert sich. Inzwischen ist die Müllerstraße & Co. eine Partymeile für junge Leute. Das ist längst kein reines „Schwulenviertel“ mehr, im Gegenteil. Einige der Partygäste haben Berührungsängste, manche sind auch aggressiv. Man wird hier nachts schon mal angepöbelt, wenn man Hand in Hand durch die Müllerstraße läuft. Es gab diverse Zwischenfälle in den vergangenen Jahren.

Was möchte das Sub hier tun?

Wir starten jetzt eine Solidaritätsaktion mit den Lokalen im Viertel, um für Akzeptanz und Vielfalt zu werben. Außerdem sind wir bei der alljährlichen Demo zum Internationalen Tag gegen Homo-, Inter- und Transphobie IDAHIT am 17. Mai dabei. Ein großes und beliebtes Event ist auch unsere Magic Bar Tour – in diesem Jahr vor Fronleichnam am 30. Mai. Selten im Jahr ist unser Viertel so belebt wie an diesem Tag. Viele Lokale beteiligen sich und tragen so einen wesentlichen Teil zur Zusammengehörigkeit bei.

Eine Solidaritätsaktion?

Wir wollen den Lokalen im Viertel mit Plakaten und Aufklebern die Möglichkeit geben, ihre Solidarität auszudrücken und das Miteinander in unserem Viertel zu stärken. Sie können damit Flagge zeigen: Ja, wir sind für ein buntes Viertel, in dem alle willkommen sind. Gleichzeitig wollen wir die nächsten Monate auch nutzen, um die Menschen in München insgesamt für das Thema zu sensibilisieren. Wir wollen erreichen, dass Opfer Vorfälle zur Anzeige bei der Polizei bringen. Neben der Täterverfolgung geht die Anzeige in die Statistik ein und macht die breite Öffentlichkeit und die Politik auf das Thema aufmerksam.

Das Sub steht euch mit dem Anti-Gewalt-Projekt mit Rat und Tat zur Seite, denn wir sind für alle schwulen Männer Münchens da – auch mit unseren vielen anderen Angeboten.

www.subonline.org

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