„Gesund bleiben und weiterraven“

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Foto: Simon Vorhammer

Vor einem Jahr hat der Blitz Club seine Tore auf der Museumsinsel geöffnet. Anlässlich dazu führte Jonas Mayer ein Gespräch mit den Bookern des Hauses, Branimir Peco und David Muallem.

Ein Jahr Blitz Club. Was ist euer Fazit?

Branimir: Jedes Wochenende wieder Eröffnung ...

David: Es ist schon ein Kampf, unsere Vision durchzusetzen. (beide lachen)

Branimir: Wir wurden ja beide nicht erst vom Bananenbaum geschüttelt, sondern haben durch Registratur, Kong, Bob Beaman und Charlie schon viele Erfahrungswerte gesammelt. Es gab eine ganze Menge Ideen und wir wussten auch ziemlich genau, was wir nicht wollen. Es dauerte eine Weile, bis wir und unser Publikum zusammengefunden haben. Das Fazit nach einem Jahr ist, dass sich vieles eingegroovt hat. Von internationaler Seite bekommen wir sehr gutes Feedback, und die Münchner Kleingeistigkeit kann man eigentlich nur mit Freiheit strafen. (lacht)

David: Es war eine turbulente Achterbahnfahrt, in positiver wie negativer Hinsicht. Alles hier ist ein großer Prozess. Und unsere Ansprüche sind sehr hoch. Trotzdem sind wir weit davon entfernt, perfekt zu sein.

Was ist denn eure Vision von Klub und kulturellem Raum?

David: Es ist wichtig, einen Ort der Toleranz und Freiheit zu schaffen und den Wurzeln der Klubkultur treu zu bleiben. Wir wollen unsere Vision von Musik und Klub verwirklichen und der Stadt einen geilen Ort bieten.

Das bedeutet konkret ...?

Branimir: Dass einem der eigene Idealismus beim klassischen Geldverdienen auch mal im Weg steht. Zum Beispiel, wenn es um unsere No-Photo-Policy geht, die wichtig für den Klub als Ort der Freiheit und der Begegnung ist. Wir haben bewusst Flüchtlinge als Auszubildende in den Klub integriert, die gerade aufgrund der Sprachbarriere mehr Aufmerksamkeit brauchen. Viel Gegenwind von außen haben wir für unsere No-Fur-Policy bekommen, wobei es ja nie darum ging, Leute auszuschließen.

David: Wir wollten einfach eine gewisse Haltung zeigen. Im Jahr 2018 ist man aufgeklärt genug, um zu wissen, dass es scheiße ist, Tiere zu töten, damit man sie sich um den Hals hängen kann. Aber eigentlich steht bei uns der Inklusionsgedanke im Vordergrund. In den Ursprüngen der Klubkultur der 70er-Jahre ging es darum, Orte der Freiheit für Homosexuelle und Minderheiten generell zu schaffen. Daher ist der Ausdruck Queer Culture im Kontext von Klubkultur extrem wichtig. Ich denke dabei an einen Ort wie Paradise Garage, wo Schwule, Ethnic Minorities, Junkies, Investmentbanker und Madonna zusammen feierten.

Die Location ist sicherlich auch eine Herausforderung.

Branimir: Genau, man hat hier natürlich ganz andere Größendimensionen. In manchen Klubs können dreißig, vierzig Leute schon ein Stammpublikum bilden, hier verschwinden die dreißig in einer Toilette.

Foto: Simon Vorhammer

Wie ist euer Bezug zur Gay Community in München?

David: Durch Nächte wie Cruise oder Playground haben wir uns eigentlich von Anfang an klar positioniert.

Branimir: Wobei wir komischerweise von außen manchmal noch nicht so wahrgenommen werden. Aber die Idee des Queer-Klubs ist fundamental fürs Blitz.

Wie stellt ihr euch die Zukunft vor?

Branimir: Ich würde gerne mehr Liveacts bringen. Es gibt so viele interessante Künstler an der Schnittstelle zwischen Avantgarde, Pop und Electronica, die wir gerade noch nicht so buchen können, weil uns die Strukturen fehlen. Zudem sind das oft die Abende, wo mehr Leute auf der Bühne als im Publikum sind. (lacht)

Gibt es Pläne für post Blitz?

David: So weit denken wir nicht.

Branimir: Es gibt kein post Blitz. Nachdem ich nichts anderes gelernt hab, heißt die Devise: Gesund bleiben und weiterraven! (lacht)

www.blitz.club

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