Die Kolumne von Felix Müller

Foto: Andreas Klose

AZ-Lokalchef Felix Müller stellt in seiner kommunalpolitischen Kolumne dieses Mal den neuen starken Mann der Rosa Liste fürs Glockenbachviertel vor, erklärt eine Studie mit erschreckenden Zahlen zur Homophobie an Münchens Schulen – und, warum die U-Bahn-Wache bald Dienst-Dackel bekommen könnte (kein Witz).

In Münchens Behörden waren heuer am 1. April besondere Spaßvögel am Werk. Fast im Minutentakt lieferten sie Nachrichten wie die, dass die Feuerwehr ein Löschboot für die Isar eingeweiht habe oder dass Bayerns Polizisten bald mit Flugtaxis unterwegs seien. Doch aus einem dieser April-Scherze könnte bald ernst werden. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) meldete, dass sie bei der U-Bahn-Wache Dienst-Dackel einsetzen wolle. „Auf den ersten Blick mag die Wahl der kurzbeinigen Hunderasse als ungewöhnlich erscheinen“, hieß es in dem Schreiben der MVG. „Jedoch zeichnet sich der Dackel unter anderem durch großes Selbstbewusstsein, Willensstärke und ein hohes Maß an Loyalität“ aus. Außerdem komme ihm „im Gedränge der U-Bahn seine geringe Größe gerade in der Hauptverkehrszeit entgegen“. Den Münchnern gefiel die Idee, auch und gerade jenen, die den Scherz ernst nahmen und erstmal begeistert in den sozialen Netzwerken kommentierten. Das wiederum veranlasste die Stadtrats-CSU ernstzumachen. Sie beantragte offiziell Dienst-Dackel für die U-Bahn. Aus jeder zweiten Bahn wird es wohl trotzdem erst einmal nicht bellen. Zwei, drei Dackel heißt es aus der Fraktion, könne man ja anschaffen, um zu testen, wie das Ganze wirkt. „Der Dackel ist ein Sympathieträger“, betonte Bürgermeister Manuel Pretzl auf jeden Fall. „Die Münchner mögen die Idee und die Hunde könnten ja tatsächlich deeskalierend wirken.“

Andreas Klose: „Es macht mich stolz, dass die Rosa Liste weiterhin den BA-Chef stellt.“

Während sich das Rathaus mit Dackeln beschäftigt, hat im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA) der Nachfolger des verstorbenen Alexander Miklosy die Arbeit aufgenommen. Andreas Klose arbeitet im SUB – und ist bei der Rosa Liste, die damit künftig weiterhin den Viertel-Bürgermeister für das Glockenbachviertel stellt. Klose betonte zum Einstieg vor allem die Gemeinsamkeiten mit Miklosy, den er „meinen politischen Mentor und einen guten Freund“ nennt. Der 52-Jährige sagte zum Amtsantritt der AZ, es mache ihn „stolz“, dass die Rosa Liste weiter den BA-Chef stelle. Er selbst sei „ein Mann der leisen Töne“, sagte er. Und das ist offenbar wörtlich zu nehmen. „Wie Alexander werde ich ein Mikrofon für die Leitung der Sitzung brauchen, denn ich schreie die Leute ungern an.“ Sein größter Wunsch für’s Glockenbachviertel? „Eine sehr gute Fahrraddurchquerung!“

Im Glockenbach sind Sichtbarkeit und Akzeptanz der Szene immer noch groß. Deutlich schlechter als von vielen gehofft sieht es hingegen offenbar an Münchens Schulen aus. Das zeigt die neueste Schulklimabefragung, die kürzlich im Rathaus vorgestellt wurde. Darin wird das soziale Klima in städtischen Schulen erforscht – auch im Bezug auf queere Jugendliche. Die Ergebnisse sind vor allem an den Realschulen schlecht. Während an Berufsschulen 87 Prozent der Befragten angeben, sich unabhängig davon, welche sexuelle Orientierung sie haben, akzeptiert zu fühlen und es an Gymnasien immerhin noch 81 Prozent sind, fällt dieser Wert an Realschulen mit 64 Prozent deutlich niedriger aus. Besonders schlecht sind diese Werte bei Schüler*innen, die als Geschlecht für sich

„Weiteres/Sonstiges“ angegeben haben. Von ihnen fühlen sich zum Beispiel an Gymnasien nur 53 Prozent akzeptiert, an Realschulen nur 40 (!) Prozent. Bei den Lehrer*innen, die in der Studie ebenfalls befragt wurden, sind die Werte übrigens deutlich erfreulicher. Dort fühlt sich „nur“ jede neunte Lehrkraft, die als Geschlecht „Weiteres/Sonstiges“ angegeben hatte, sozial nicht akzeptiert.

Der neue Chef der Münchner Grünen, Dominik Krause betont, dass die Akzeptanz-Werte unter den Schülern für die sexuelle Orientierung deutlich unter anderen Aspekten (Hautfarbe, Wohnort, Geschlecht, Religion usw.) liegen. „Die Zahlen sind schockierend“, sagt er. „In München wird viel für die Gleichstellung von LGBTI getan. Trotzdem zeigt sich hier, dass noch mehr getan werden muss.“ Krause regt an, ähnlich den Projekten „Schule gegen Rassimsus“ explizite Aktionen gegen Homophobie an Schulen zu starten.

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