München l(i)ebt Vielfalt

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Foto: Michael Nagy/LH München

Deren Hintergrund ist wahrlich nicht neu: Schon seit Jahren haben die Veränderungen im Glockenbachviertel wie Gentrifizierung und Partyboom Auswirkungen auf die LGBT-Szene. Ausgerechnet in dem Münchner Stadtteil, dessen Gastroszene und Bevölkerungsstruktur über Jahrzehnte von der Community geprägt war, verschwindet der Regenbogen mehr und mehr. Und damit nicht genug: Mit dem Zuzug eines Partypublikums, das bislang wenig oder keine Kontakte zu LGBTs hatte,  gehen verstärkt Berichte über respektloses Verhalten gegenüber Lesben, Schwulen und Transgendern einher. Homophobe Sprüche vor Lokalen, Beleidigungen auf der Straße, Pöbeleien, Bedrohungen und Beschimpfungen sind keine Seltenheit mehr. Grund genug für die Städtische Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen diesen Missstand anzuprangern und die Stadt um Unterstützung im Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu bitten – mit Erfolg. Oberbürgermeister Dieter Reiter selbst steht an der Spitze der Kampagne „München l(i)ebt Vielfalt“: „Die Stadtgesellschaft braucht Respekt und Anerkennung von Unterschiedlichkeit“, so der Schirmherr, der auch das Stadtjugendamt und das Kreisverwaltungsreferat ins Boot holte. Die drei städtischen Stellen sind für die Plakat- und Postkartenaktion an U-Bahnhöfen und in den rund 350 Lokalen des Viertels zuständig.

Als zweites Standbein der Kampagne hatte das Münchner "Aktionsbündnis Vielfalt statt Einfalt" bereits Anfang des Jahres alle Szene-Institutionen aufgerufen, sich in den sieben Kampagnenwochen zu engagieren. „Mit den Reaktionen sind wir sehr zufrieden“, so Dorothea Weniger, die zusammen mit Werner Gassner und Sarah Wetzel das Aktionsbündnis nach außen vertritt, das aus unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Richtungen zusammengesetzt ist. „Die Szene muss sich politisieren, denn es geht gerade rund!“, so die engagierte Streiterin aus der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Angesichts des enormen Drucks von Rechts, der sich auch gegen die LGBT-Community und beispielsweise liberale Bildungsziele richte, reichten die bisherigen Kapazitäten nicht aus. Sie warnt: „Mit der üblichen Handvoll Engagierter wird das künftig nicht mehr zu bewältigen sein!“

Die Szene scheint das ähnlich zu sehen und ist bei der Kampagne dabei. Ob Lesungen, Vorträge oder Diskussionen, ob Konzerte oder Filmvorführungen: Vieles wird in den nächsten Wochen geschehen, um für Aufklärung und gegenseitiges Verständnis zu werben und die Kernbotschaft „Respekt!“ zu transportieren.

Unter www.mehr-respekt.org erreicht man eine Informationsseite der Koordinierungsstelle, auf der die Hintergründe der Kampagne und die städtische Haltung zu Gleichstellung und Antidiskriminierung erläutert werden. Von hier  wiederum führen Links auf die Seite des „Aktionsbündnisses Vielfalt statt Einfalt“ mit dem Programm der Community-Vereine. Alle Aktionen sind auch im LEO-Terminkalender nachzulesen. •bm

www.mehr-respekt.org

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