30 Jahre Völklinger Kreis

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Moritz Leick Fotografie

Vor drei Jahrzehnten aus dem Zwiespalt gegründet, sowohl einer sogenannten Randgruppe anzugehören als auch einen Beruf auszuüben, der dem gesellschaftlichen Leitbild entsprach, ist der „Berufsverband schwuler Führungskräfte und Selbständiger“ heute eines der größten schwulen Netz- werke für gesellschaftliche und berufliche Themen in Deutschland. Seinen 30. Geburtstag im Herbst 2021 feierte der Völklinger Kreis mit einem Festakt und einer digitalen Sonderausgabe der Veranstaltungsreihe DiverseCity: „30 Jahre schwules Leben in Deutschland – Veränderungen in Gesellschaft und Beruf“.

WIE ALLES BEGANN

Alles begann 1990 mit einer Kleinanzeige in der Magnus, einem damals bundesweit erscheinenden schwulen Magazin. Die Anzeige stieß auf Resonanz und es fanden sich 19 Männer, darunter Olaf Alp, die am 14. September 1991 den Berufsverband „Völklinger Kreis e.V.“ gründeten – benannt nach dem Wohnort Völklingen bei Saarbrücken von Martin Zölch, der die Anzeige geschaltet und die Initiative ins Leben gerufen hatte. Dass die Verbandsmitglieder allesamt mitten im wirtschaftlichen Leben standen, machte es möglich, Schwule in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und eine Veränderung zugunsten der LGBTIQ*- Community zu bewirken. Denn eines stand fest: Ein „Guppie-Club“ wollte der Völklinger Kreis nie sein. 1993 führte der Verband den Untertitel „Bundesverband Gay Manager” ein, 2004 wurde aus „gay“ „schwul“ und auch der Untertitel wurde in „Bundesverband schwuler Führungskräfte“ geändert.

Foto: Völklinger Kreis

NETZWERK

Viel Zeit ist seither vergangen. Der Umgang mit Schwulen in Alltag und Beruf ist unverkrampfter und selbstverständlicher geworden. Auch die Community hat sich seit den Gründungstagen ausdifferenziert. Ihre Vielfalt ist sichtbarer geworden und damit auch die Anforderungen an die Gesellschaft, mit dieser Vielfalt umgehen zu können. Mit über 700 Mitgliedern in bundesweit 22 Regional- und 17 Fachgruppen bietet der Völklinger Kreis seinen Mitgliedern heute eines der größten schwulen Netzwerke für gesellschaftliche und berufliche Themen in Deutschland. Für den 28-jährigen Lukas Garhammer, Mitglied im Völklinger Kreis und Teilnehmer des Mentoring-Programms „Future Leaders“, ist das Netzwerk eines des wesentlichsten Bestandteile des Verbands:

„Die Stärke des Völklinger Kreises für seine Mitglieder sind die Geschichten, die man teilt, die Menschen, die dahinter stehen.“

Um für die Community möglichst viel zu erreichen, vernetzte sich der Verband frühzeitig mit anderen Organisationen. Zusammen mit den zehn Jahre jüngeren Wirtschaftsweibern aus Deutschland und diversen Partnerverbänden gründete der Völklinger Kreis 2020 das European Pride Business Network (EPBN). Dazu zählen u. a. auch Network und Wybernet aus der Schweiz sowie AGPro und Queer Business Women aus Österreich. Zahlreiche Veranstaltungen prägen das Jahr im Verband. Mit den drei großen Bundesprojekten Max-Spohr-Preis, DiverseCity, Diversity-Studie, die vom Vorstandsvorsitzenden Matthias Weber geleitet werden, legt der Völklinger Kreis seinen Schwerpunkt auf Diversity Management.

MENTORING-PROGRAMM „FUTURE LEADERS“

Für junge schwule Männern hat der Völklinger Kreis das Mentoring-Programm „Future Leaders“ ins Leben gerufen. In diesem Programm werden interessierten zukünftigen Führungskräften für ein volles Jahr erfahrende Mitglieder des Verbands als Mentoren zur Seite gestellt. Dabei profitiert nicht nur der Mentee vom Mentor. Durch „den Austausch von Mentor und Mentee“ setze vielmehr ein „Verflüssigen von Sichtweisen“ ein, sagte Alf Spröde, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands des Völklinger Kreis.

DIVERSECITY: „30 JAHRE SCHWULES LEBEN IN DEUTSCHLAND – VERÄNDERUNGEN IN GESELLSCHAFT UND BERUF“

Im Herbst 2021 feierte der Völklinger Kreis seinen 30. Geburtstag mit einem Festakt und einer digitalen Sonderausgabe der Veranstaltungsreihe DiverseCity. Den Kern von „DiverseCity: 30 Jahre schwules Leben in Deutschland – Veränderungen in Gesellschaft und Beruf“ bildete ein Generationenpanel, in dem die Lebensrealitäten von schwulen Männern unterschiedlicher Generationen in Deutschland durch Zeitzeugen(-berichte) beleuchtet wurden. Dabei stand der gesamtgesellschaftliche Bezug, etwa die Auswirkungen des § 175 StGB, ebenso im Fokus wie die auch heute noch vorhandenen Ängste junger schwuler Talente im Kontext von Coming-out und Karriere.

„100 PROZENT GLEICH, AUCH IM JOB.“

„Auch wenn wir schon vieles erreicht haben, ist es keine Selbstverständlichkeit“, so Janis McDavid im Generationenpanel. Tatsächlich haben die letzten Jahre gezeigt, dass die Errungenschaften der LGBTIQ*-Community fragil sind. Somit hat der Völklinger Kreis auch heute nichts von seiner Bedeutung verloren und bleibt eine wichtige Institution in Gesellschaft, Beruf und Politik. 

Wir gratulieren – und hoffen auf weitere 30 Jahre!

vk-online.de, vk-future-leaders.de, max-spohr-preis.de, diversecity.de

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