KLuST

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CSD in Köln, das bedeutet ColognePride, Dyke*March, Partys, Bühnenshow, Lesungen und vieles mehr. Dahinter steht seit 26 Jahren der KLuST, der Kölner Lesben- und Schwulentag. Wir sprechen mit sieben der neun Vorstandsmitglieder über den Verein, CSD, Aktionsradius und Ziele.

Aufbau und Organisation

Der Verein, der über 300 Mitglieder hat, beschränkt sich nicht nur auf die Organisation des CSD, sondern ist in vielen Bereichen des queeren Lebens und Alltags involviert. Wir fragen nach den Erfolgen der letzten Monate. Ina Wolf, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: „Wir organisieren den ColognePride, den CSD. Das Hauptwochenende, das Straßenfest und die Parade. Mit nur zwei Monaten Vorlauf haben wir den größten CSD Deutschlands, wenn nicht sogar Europas, gestemmt. Außerdem haben wir in den letzten Monaten, nach meinem ersten Vorstoß in der Stadt AG vor über drei Jahren, die sicheren Wohnungen für geflüchtete LSBTI, und was die Buchstabensuppe noch so hergibt, und noch vieles mehr erhalten. Wir haben erreicht, dass die Mitarbeiter der öffentlichen Krankenhäuser, die der Stadt unterstellt sind, geschult werden für Menschen mit Inter- und Transhintergrund. Die sind in der Vergangenheit Mangels Kenntnis oder Transphobie nicht optimal behandelt worden. Wir unterstützen auch das Programm, dass lesbische politische Aktivist*innen aus Partnerstädten nach Köln zum Pride kommen.“

Die Gesamtkosten für den CSD 2017 lagen bei knapp 300.000 Euro. Erwähnenswert ist, dass die Stadt den Pride nicht mit einem Cent unterstützt. Um trotzdem einen schönen Pride zu feiern, braucht es viel Geld und eine Menge helfender Hände. Natalie Hagen: „Ich bin mit Dennis Herrmann zusammen für das Sponsoring zuständig. Ich kann nicht sagen, dass wir groß gegen Widerstände ankämpfen, man ist diesem Thema gegenüber sehr offen, weil hier auch sehr viele Menschen erreicht werden.“ Das bestätigt auch Finanzvorstand Jens: „2017 war sehr erfolgreich, ich hoffe, dass wir 2018 genauso erfolgreich werden.“

Aber Geld alleine macht noch keinen guten Pride, erst durch den persönlichen Einsatz wird ein Schuh (Stöckel) draus. Patrick Gloe, Mitgliederverwaltung: „Es ist ganz wichtig zu sagen, dass wir über 250 Ehrenamtler hatten, ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre. Da wollen wir noch einmal Danke sagen. Das ist ein Grundpfeiler des Pride. Da könnten wir so viel arbeiten, wie wir wollen, ohne Ehrenamtler wird es nicht klappen.“ Wer sich beim ColognePride 2018 als Ehrenamtler mit einbringen möchte, schickt bitte eine Mail an p.gloe@colognepride.de 

Wir machen mehr als nur den CSD

Erfolg bemisst sich nicht nur am Erreichten, genauso wichtig sind die Ereignisse, die erst angestoßen werden müssen. Dennis: „Es gibt beim KLuST ganz viele laufende Prozesse, unter anderem haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir uns als Organisation verstehen, die die Community mehr zusammenführt. Wir haben z. B. zur „Ehe für alle“ eine Veranstaltung gemacht, die wir mit der Wirtegemeinschaft der Community innerhalb von drei Tagen auf die Beine gestellt haben.“ 

Um heiraten zu können, muss man aber erst mal das heiratsfähige Alter erreicht haben. Und genau dieser Gruppe, den Heranwachsenden, hat sich der KLuST auch angenommen, konnten sie doch das Jugendamt überzeugen, sich dem Thema „Queere Kids“ zu widmen. Besonders die Fachkräfte in den Heimen und der Jugendhilfe wurden noch einmal extra sensibilisiert, um zu schauen, welche Kids betroffen sind und ob bzw. wie ihnen Hilfe bezüglich ihres Coming-outs unterbreitet werden kann. Das soll sich auch im CSD-Motto 2018 niederschlagen, so der Vorstand „Wir wollen Jugendliche und Heranwachsende begeistern.“ 

Party, Politik und Programm

Im Unterschied zu anderen Städten findet die Parade immer am Sonntag statt und ist Höhepunkt des zweiwöchigen ColognePride. Mit diesem Konzept setzt sich der Kölner CSD von den anderen in Deutschland und Europa ab. Martin: „Letztlich sind diese zwei Wochen die Zeit für die Community, wo man als Communitymitglied Informationsveranstaltungen, Partys etc. bekommt, während das Wochenende dafür da ist zu sagen ,wir sind da‘, um auch mit den Leuten zu feiern, die nicht Szene sind. Die zwei Wochen werden von der Kölner Community wahrgenommen. Da haben wir viele Veranstaltungen, die sehr gut besucht sind.“ Schließlich geht es um Inhalte, und die gibt es beim ColognePride satt. Uwe Weiler, Kultur und Bühnen: „Wir haben auch dieses Jahr geschafft, auf drei Bühnen an drei Tagen 60 Stunden Programm auf die Beine zu stellen. Wir gucken schon, dass wir das mit politischen Inhalten, soweit das bei so einer Großveranstaltung geht, füllen. Das ist uns dieses Jahr auch gut gelungen, da hatten wir eine ganz gute Mischung. Wir bieten ja auch informelles Programm, wir haben eine Bühne, wo wir mehr Informationen, die queere Themen angeht, rüberbringen.

Präsenz ist das Stichwort, denn die Arbeit des KLuST bündelt nicht nur die Community mit ihren verschiedenen Institutionen, sie hievt sie auf die Bühne und schafft dadurch Sichtbarkeit nach außen. Martin, Leitung Straßenfest und technische Organisation: „Der KLuST, einschließlich seiner Vorgänger, hat sich immer als offene Plattform verstanden. Die Demo ist eine Demonstration, da kann jeder, der sich mit dem Thema verbunden fühlt, mitgehen. Genauso sind auch unsere Bühnen für alle communitynahen, und auch ferneren Organisationen offen. Als Veranstalter stellen wir nur die Plattform bereit, das heißt: inhaltlich sind wir davon abhängig, dass sich die Parteien, wie AIDS-Hilfe, Anyway, Rubicon etc. mit dem Thema auseinandersetzen und Input liefern.“

Mitmachen statt meckern

Besonders am Rahmenprogramm mit seinen über 120 Veranstaltungen sieht man, wie vielfältig und divers unsere Kultur ist. Schade, dass besonders die Mainstreammedien diesem wenig Beachtung schenken und meist nur das Schrille oder Abgefahrene in den Vordergrund rücken. Was uns zu den Wurzeln des KLuST führt, der damals gegründet wurde, um mit der Parade und dem Rahmenprogramm zu zeigen, dass wir nicht ein Haufen von Paradiesvögeln sind, sondern dein Bäcker, Arzt, Postbote, Friseur, kurz: dein Nachbar. Darum ist es heute immer noch wichtig, dass viele mitmachen, sich einbringen, mit der Veranstaltung identifizieren. Uwe: „Wir sind offen für neue Ideen, in allen Bereichen. Wir finden es wichtig, dass die Leute VOR dem ColognePride zu uns kommen und sagen ‚wir schlagen das und das vor‘ anstatt danach zu nörgeln. Wir stecken da ganz viel ehrenamtliche Arbeit, Mühe und Zeit rein. Wenn man uns vorher Ideen gibt, kann der KLuST darüber nachdenken und es umsetzen.“

Jens: „Im Prinzip ist die Marke egal, ob da jetzt ColognePride draufsteht oder was anderes. Wichtig ist, dass all diese Dinge stattfinden.“ Und schön, dass sie jedes Jahr aufs Neue stattfinden können. Vielleicht bist Du ja beim nächsten Mal mit dabei?

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