LAS VEGAS: Showtime!

by

Auch wer mit dem Thema Glücksspiel nichts anfangen kann: Als Hauptstadt des Entertainments gehört die Wüstenmetropole Las Vegas zu jenen Reisezielen, die man einmal in seinem Leben gesehen haben sollte. Denn tatsächlich findet man hier neben einarmigen Banditen einen überraschenden Mix aus Kultur, Spitzengastronomie, Shopping und Natur.

Foto: Erik Kabik for Spiegelworld

Willkommen im Wilden Westen! Wer schon immer von halb nackten Cowboys in frivolen Posen fantasierte, ist hier genau richtig. Seit 2019 gehört der im The Venetian Resort beheimatete Atomic Saloon zu den heißesten Shows auf dem Las Vegas Strip. In einem für lokale Verhältnisse winzigen Theater mit gut 200 Sitzplätzen lassen durchtrainierte Akrobaten ihre Hüllen fallen, während Cowboys in Chaps und mit nacktem Hintern anzügliche Lieder trällern. In dem 70-minütigen und ab 18 Jahren freigegebenen Programm geht es für amerikanische Verhältnisse äußerst gewagt zu, was nicht nur das europäische Publikum erfreut. Kein Wunder, dass sich Atomic Saloon gerade auch innerhalb der schwulen Community großer Beliebtheit erfreut. Noch queerer geht es in der Liveshow von Ru Paul’s Drag Race zu.

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Drag-Race-Stars auch die Bühnen von Las Vegas erobern. Im Showroom des Flamingo Las Vegas geben sich seit Januar 2020 Queens wie Asia O’Hara, Derrick Barry, Kameron Michaels, Naomi Smalls, Vanessa „Vanjie“ Matteo, Eureka O’Hara, Jada Essence Hall, Plastique Tiara und Trinity K Bonet die Ehre, um dem Publikum einen unterhaltsamen Abend zu bescheren. Per Videoeinspielungen meldet sich Mama Ru zu Wort, gut gebaute Tänzer sorgen für das nötige Eye Candy, und natürlich wird auch der ein oder andere Zuschauer in die Show mit eingebunden.

Foto: Denise Truscello / KF Publicity

Zu den Klassikern gehört dagegen der Besuch einer Show des Cirque du Soleil. Ob bei Mystère, das auch knapp dreißig Jahre nach der Premiere nichts an seiner Magie verloren hat, der hinreißenden Wassershow O oder den Musikspektakeln von Beatles LOVE oder Michael Jackson ONE – perfekte Unterhaltung ist hier so gut wie immer garantiert. Und wer seine Las-Vegas-Reise rechtzeitig plant, schafft es vielleicht, sogar Tickets für ein Konzert von Superstars wie Lady Gaga, Rod Stuart, Katy Perry, Sting, Usher oder Bruno Mars zu ergattern.

Sex & Crime

Wer heute den Las Vegas Boulevard mit seinen riesigen Casinos und Einkaufszentren entlangschlendert, kann sich kaum vorstellen, dass sich vor hundert Jahren an dieser Stelle nur heißer Wüstensand befand. Ursprünglich als Eisenbahnerstadt auf der Strecke zwischen Salt Lake City und Los Angeles im Jahr 1905 gegründet, erlebte Las Vegas mit dem Bau des in der Nähe gelegenen Hoover Dam und der Legalisierung des Glücksspiels ab 1931 seinen großen Aufschwung. Die Begleiterscheinungen lagen auf der Hand: Dem fast ausschließlich männlichem Arbeiterheer folgten Prostituierte, den Glücksspielprofiten folgte die Mafia. Der Ruf von Las Vegas als „Sin City“, der bis in die 1990er-Jahre anhielt, war geboren. Wer sich auf Spurensuche jener Zeit begeben will, sollte sich Zeit für einen Stopp im Mob Museum nehmen.

Foto: Dirk Baumgartl

Das „National Museum of Organized Crime & Law Enforcement“ nimmt den Besucher mit auf eine Reise durch die Zeit, in der die „Stadt der Sünde“ diesen Namen wirklich verdiente. Das in einem ehemaligen Post- und Gerichtsgebäude 2012 eröffnete Museum zeigt anhand zahlreicher Artefakte und Multimedia-Bildschirme den Aufstieg und Fall der Organisierten Kriminalität – sowohl in Las Vegas als auch in anderen Teilen der USA. Neu ist die im Keller eingerichtete Destillerie, in der das Museum die Verkostung von „Moonshine“, dem zu Prohibitionszeiten schwarzgebrannten Alkohol, anbietet. Leckerer schmecken allerdings die Cocktails in der zum Museum gehörenden Speakeasy Bar.

Foto: Dirk Baumgartl

Den wohl fotogensten Ausflug in die Geschichte von Las Vegas erlebt man auf dem Gelände des Neon Museums, auf dem die Relikte der goldenen Jahre der Casino-Ära versammelt sind. An die 250 alten und zum Teil riesigen Leuchtreklamen erzählen hier ihre ganz eigene Geschichte. Vor der Verschrottung gerettet, sind die Neonschilder nicht nur hübsche Fotomotive, die besonders in der Abenddämmerung ihre magische Wirkung entfalten, sondern zeugen auch von kreativen Design- und Logoideen.

Outdoor-Abenteuer

Während es vor allem die Nächte sind, in denen sich Las Vegas mit seinen Lichtern, Shows, Restaurants und Attraktionen wie dem berühmten Springbrunnen vor dem Hotel Bellagio erst richtig in Szene setzt, stößt man nur wenige Autominuten außerhalb der Stadt auf beeindruckende Naturlandschaften. Durch den knapp dreißig Kilometer westlich von Las Vegas gelegene Red Rock Canyon führt eine gut zwanzig Kilometer lange Panoramastraße, an der man verschiedene Stopps für Wanderungen zwischen zwei und zehn Kilometer Länge einlegen kann. Seinen Namen erhielt der Canyon dank der farbintensiven Felsformationen, zu denen unter anderen auch versteinerte Sanddünen aus der Jurazeit gehören.

Foto: Dirk Baumgartl

Auch im achtzig Kilometer nordöstlich von Las Vegas gelegenen Valley of Fire sind es versteinerte Wanderdünen, die sich vor 150 Millionen Jahren formten und nun eine durch Erosion bedingte bizarre Landschaft prägen. Las Vegas ist zudem ein idealer Ausgangspunkt für eine Tour zu den großen Nationalparks im Südwesten der USA, darunter der Zion National Park, der Bryce Canyon National Park oder der Grand Canyon. Dieser kann von Las Vegas auch per Kleinflugzeug oder Hubschrauber als Tagesausflug besucht werden. Wer sich von Las Vegas dagegen auf den Weg Richtung Südwesten nach Palm Springs macht, kann dabei die Mojave-Wüste und den Joshua Tree National Park durchqueren.

Poolparty

Um Spaß innerhalb der LGBTIQ*-Szene zu haben, muss man sich allerdings nicht von Las Vegas nach Palm Springs oder Los Angeles begeben. Als Hauptstadt der Unterhaltung und dank groß angelegter Werbekampagnen vor allem für die amerikanische Community ist Las Vegas ein beliebtes Kurzreiseziel für Schwule, Lesben und Queers. Zwar sind alle Versuche, einen schwulen Nachtklub direkt am Las Vegas Strip zu etablieren, gescheitert, jedoch nicht weit davon entfernt, etwa auf Höhe des Aria Resort & Casino, hat sich das Piranha als feste Größe im Szeneleben der Stadt etabliert – und das nicht nur wegen seiner heißen Go-go-Tänzer. Mit täglich wechselndem Programm ist in dem Klub an jedem Abend der Woche etwas los. An Wochenenden geht dann richtig die Post ab, und wer nicht früh genug kommt, muss sich auf eine lange Warteschlange einstellen.

Foto: Luxor.com

Wer jedoch nach einem Showbesuch Lust auf eine schwule Party hat, kommt am Piranha nicht vorbei. Wer es entspannter mag, schaut sonntagnachmittags im Luxor Hotel & Casino vorbei. Während der Sommermonate ist die schwule Poolparty Temptation Sundays das Highlight der Woche. Zwischen Mai und September tummeln sich seit über zehn Jahren jeweils am Sonntag ab 13 Uhr Hunderte von Einheimischen und Besuchern im Schatten der markanten Hotel-Pyramide. Die heißen Beats der Gast-DJs und kalte Cocktails sorgen dabei für gute Stimmung und einen entspannten Nachmittag.

Pride im Oktober 

Seinen Pride feiert Las Vegas im Oktober mit einer der wenigen Nachtparaden der USA. Diese wird 2022 am 7. Oktober nach einer Blockparty auf der 4th Street durch die Straßen von Downtown ziehen. Tags darauf findet ein großes Pride-Festival im Craig Ranch Regional Park statt. Doch damit nicht genug. Las Vegas wäre nicht Las Vegas, wenn es dort nicht auch eine queere Veranstaltung der Superlative gäbe. Der seit 2008 stattfindende Event Sin City Classic ist heute laut den Veranstaltern mit über 8.000 Teilnehmenden und mehr als 500 Teams das größte jährlich stattfindende LGBTIQ*-Sportereignis der Welt. Was als Softballturnier begann, lockt inzwischen Sportbegeisterte aus insgesamt 24 Disziplinen im Januar an, dazu wird ein großes Rahmenprogramm mit Kultur und Partys geboten. Und schließlich kommen im September die Fans der Cowboy-Kultur auf ihre Kosten: Beim BigHorn Rodeo, einer der größten Gay-Rodeo-Veranstaltungen des Landes, messen sich die Cowboys und -girls in Kategorien wie Bullenreiten und Lassoschwingen. Abseits der Arena wird getanzt, gelacht, gefeiert und gegrillt. Und vermutlich findet der ein oder andere auch seinen Weg in den Atomic Saloon.

INFO

www.visitlasvegas.com

ANREISE

Die Schweizer Fluggesellschaft Edelweiss Air fliegt bis zu dreimal wöchentlich von zahlreichen deutschen Flughäfen über Zürich nach Las Vegas. www.flyedelweiss.com/viazuerich

Foto: flyedelweiss.com

HOTEL

Das zur MGM-Gruppe gehörende Aria Resort & Casino liegt zentral am Las Vegas Strip und überzeugt durch sein modernes Design, große Zimmer und ein exzellentes Gastronomieangebot. Zu den insgesamt 13 Restaurants gehören zum Beispiel Julian Serrano Tapas, Jean Georges Steakhouse, die Bardot Brasserie oder das neu eröffnete Din Tai Fung mit seiner großen Auswahl an Dim Sum. Herausragend ist das im Hotel befindliche Sportstudio sowie der Spa mit getrennten Bereichen für Männer und Frauen. Insgesamt drei Pools sorgen im heißen Wüstenklima Nevadas für Abkühlung. http://aria.mgmresorts.com

Foto: mgmresorts.com

Show

Heiße Cowboys, flotte Sprüche, großartige Artistik und starke Drinks. Die im The Venetian Resort beheimatete Show Atomic Saloon ist zwar längst kein Geheimtipp mehr, die intime Atmosphäre des nur gut 200 Sitzplätze fassenden Theaters ist jedoch eine gelungene Abwechslung von den sonst in Las Vegas vorherrschenden Showbühnen. www.spiegelworld.com

TERMIN

Als eine der wenigen Städte der USA feiert Las Vegas seinen Pride mit einer Nachtparade. Termin für die durch Downtown ziehende Parade ist in diesem Jahr der 7. Oktober, tags darauf findet ein großes Pride-Festival im Craig Ranch Regional Park statt. https://lasvegaspride.org

Back to topbutton