TECHNIK: Kerle und Karossen

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Foto: Motorboys

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Die Motorboys, Deutschlands größter schwuler Autoclub, veranstalten einmal im Jahr eine bundesweite Trophy. Doch nicht nur dort triffst Du die queeren Autoliebhaber.

Über 100 „Gipfelstürmer“ erklommen während Fronleichnam die österreichischen Alpen rund um Zugspitze und Hahntennjoch. Ob in den flachen Alleen Brandenburgs (2019) oder in den hübschen Hügeln des Sauerlands („Mille Montagne“, 2022): Die jährliche Trophy haben viele Motorboys fest im Kalender stehen. Das ist geliebte Tradition, seit 2005 die Elfentour zwei Tage lang zwischen Rennsteig und Wartburg durch Thüringen führte.

Schwul und Schraubenschlüssel? Passt! Stoppuhren und Concours-Gewinner gibt es woanders. Die Motorboys gehen ihre Trophys trotz des sportlichen Titels entspannt an. Während Pausen bleibt genügend Zeit zum Quatschen, Motorhauben öffnen und Probesitzen. Neben dem Fahren geht es immer auch ums Schrauben und bei Pannen zeigen die Motorboys: Tunten und Technik, das passt! Denn ein bisschen Öl am Blaumann kann ganz schön sexy sein und wer sein Auto selbst repariert, kommt seinem rollenden Schätzchen viel näher. Bei Stammtischen und Ausfahrten entstehen Schrauberfreundschaften, die länger halten als eine Tankfüllung.

Von 30 auf 335 in 20 Jahren: Die Motorboys, am 10.  August 2002, ins Vereinsregister eingetragen, haben 335 Mitglieder und sind damit der größte schwule Autoclub des Landes. Die beiden autobegeisterten Freunde Uli und Aschwin hatten sich vor über 20 Jahren gedacht: „Es muss doch möglich sein, Gleichgesinnte zu finden.“ Gesagt, gemacht: Auf Anzeigen im Gayforum kamen die ersten Reaktionen. „Bei der Gründungsversammlung waren wir schon 30 Leute. Und es wurden schnell mehr“ erinnert sich Uli, der zehn Jahre im Vorstand war. „Viele Gesichter gibt es heute noch“, sagt er. Manche hätten bei den Motorboys ihr Coming-out gehabt. Dabei stand Politisches nie im Vordergrund:

 „Wir machen das, was uns Spaß macht und sind zufällig schwul“

So fasst der Gründungsvorsitzende das damalige Motto zusammen. Im Prinzip gilt das immer noch. Heute haben die Motorboys 335 Mitglieder und sind damit etwas größer als die Queerlenker – die dieses Jahr 25 Jahre alt werden. Glückwunsch an dieser Stelle! In fünf Regionen – Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen – treffen sich die Motorboys zu monatlichen Stammtischen, Ausfahrten oder ganz spontan privat. Bundesweite Freundschaften sind entstanden, das gemeinsame Thema ist nicht nur die Begeisterung für alles, was sich dreht und bewegt, sondern auch das Leben, die Männer und der ganze Rest.

Arbeiter oder Arzt? Willkommen! „Willkommen ist jeder, ob er Fiat fährt, Mercedes sammelt oder auf Exoten steht. Eine Baujahresgrenze gibt es nicht – coole Neuwagen sind ebenso dabei wie ältere Semester mit historischem Kennzeichen. Der Besitz eines Autos ist nicht Voraussetzung, es gibt genügend Beifahrerplätze. Ob Arzt oder Arbeiter, Bäcker oder Bänker. Egal, ob Du lieber die Hosen anhast oder Röcke trägst: Du bist in der bunten Gemeinschaft willkommen.“ motorboys.org

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