
Foto: Hans Keller
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Luis ist euer Covermodel 2024. Die große Überraschung kam beim Shooting im Studio von Fotograf Hans Keller: Luis brachte sowohl jede Menge Outfits mit als auch seine „Drag-Mutti“ Steve alias Chardonnay, um sich in sein Drag-Alter-Ego Miss Queen Marry zu verwandeln – eine echte Premiere, denn zuvor ist Luis nie größer als Drag aufgetreten. Zusammen mit dem Team im Fotostudio von Hans Keller haben wir eine etwas andere Covermodel-Story entwickelt, die sowohl Luis als auch Miss Queen Marry zeigt. Im Interview erzählt Luis über die Entstehungsgeschichte von Miss Queen Marry.
Wir haben beim Shooting mit Hans Keller die Premiere von Miss Queen Marry erlebt – seit wann gibt es Miss Queen Marry?
Die gute Frau habe ich vor sechs, sieben Monaten erschaffen. Ich hatte vorher schon immer den Traum, so etwas zu machen, aber ich konnte mir bislang keine Outfits, Perücken und so weiter leisten. Aber seit ich eine Ausbildung mache, bin ich, gefühlt, Großverdiener (lacht), und dann hab‘ ich mir gedacht, na ja, komm …
Was war denn die Initialzündung, dass du gesagt hast, ich möchte Drag machen?
Naja, ich fand Drag irgendwie schon immer cool, weil das so Over The Top ist. Ich bin als Luis ja auch schon immer Over The Top, und mit Drag habe ich dann einen Ausgleich, um in meinem „normalen“ Leben ein bisschen bodenständiger zu sein.
Was kann oder macht Miss Queen Marry, was Luis nicht tut?
Gute Frage. Es ist mit Marry einfach ein bisschen mehr von allem. Schöner, mehr Glitzer, mehr Rumschreien, mehr Aufmerksamkeit, mehr alles.
Hast du Vorbilder?
Jein. Also, das bezieht sich immer so auf verschiedene Parts. Was die Outfits betrifft, habe ich zum Beispiel Maxima Love als Vorbild, allgemein zum Aussehen ganz klar meine Drag-Mutti Chardonnay.
Wie hast du Chardonnay kennengelernt?
Wir haben uns im FREUD kennengelernt. Als ich dann dort auch angefangen habe zu arbeiten, wurde der Kontakt ein bisschen enger. Er ist dort sowohl als Steve an der Bar und auch als Chardonnay. Er hat mitbekommen, dass ich mich für Drag interessiere und mir seine Hilfe angeboten.
Das FREUD war für dich der Einstieg in die Frankfurter Szene. Wie war das damals?
Dort ist einfach alles vertreten, jede Art von Persönlichkeit. Und ich habe dort die Möglichkeit, mich so anzuziehen und zu zeigen, wie ich möchte, ob freizügig oder mit Eyeliner und roten Lippen oder sonst irgendwie. Das war für mich auch ein Sprungbrett, mich als Dragqueen zu präsentieren.
Du hast das FREUD also als echten Safer Space erlebt? Also als Raum, wo du dich entfalten kannst?
Ja, das kann dort ja grundsätzlich jeder.
Vorher warst du gar nicht größer in der Frankfurter Szene unterwegs?
Naja, schon, aber eben also nur als „Normalbürgerlicher“ zum Feiern. Aber eben nicht so extrem.
Du wirst nicht nur von deiner Drag-Mutter Chardonnay unterstützt, sondern auch deine echte Mutter supportet dich als Queen; beim Shooting hast du erzählt, dass du für Outfits schon mal die BHs deiner Mutter zur Verfügung gestellt bekommst.
Meine Mutter findet Miss Queen Marry total geil und sie supportet mich. Eigentlich steht meine komplette Familie hinter mir. Selbst meine Oma, mit der ich seit einem guten Jahr wieder Kontakt habe. Sie schickt mir für Drag ab und zu mal Halsketten oder so. Wenn ich was brauche, ist eigentlich jeder am Start.
Dann hatte deine Familie wahrscheinlich auch kein Problem mit deinem Coming-out?
Meine Mutter überhaupt nicht, schon eher meine Oma, zumindest ein bisschen. Sie ist ein wenig konservativer, kommt aus Italien und ist so „alteingesessen“. Sie hat immer zu mir gesagt „Man kann ja schwul sein, aber man muss es ja nicht auf der Stirn tragen“. Aber dafür bin ich die falsche Person! Sie findet es nicht so richtig toll, was ich da mache, vor allem wenn es so nach außen strahlt. Aber letztendlich ist es das, was mich glücklich macht. Sie müsste mich nicht supporten, das erwarte ich gar nicht, aber insgeheim tut sie es dann doch, auch wenn sie es nach außen nicht so zeigt. Ihr Bruder ist auch schwul und mit einem Mann verheiratet, das war ihr jetzt nicht ganz fremd. Was ihr fremd war, ist die Drag-Geschichte, aber naja … Als ich noch jünger war und mich noch nicht so getraut habe, hat sie für mich in der Drogerie nach Concealer gefragt. Der Support von allen Seiten ist da!
Du bist sehr zielstrebig. Beim Covermodel-Contest auf dem CSD Frankfurt hast du zu mir gesagt „dieses Jahr will ich gewinnen“ …
Ich habe gesagt: „dieses Jahr werde ich gewinnen“ (lacht)!
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… hast du für deine Drag-Persona auch Ziele, die du erreichen möchtest?
Bei Drag ist es bei mir sowohl als auch. Also, ich kann jetzt nicht sagen, so und so, das sind meine Ziele, weil ich ja in der Szene auch überhaupt noch nicht so bekannt bin. Ich hoffe, das ändert sich jetzt! Eines der großen Ziele wäre, als Queen auf Mode-Shows mitzulaufen, mit den weiblichen Models.
Wie wichtig ist es dir, einen eigenen Stil zu finden? Hast du eine klare Idee, wie Miss Queen Marry ist oder entsteht das alles spontan?
Das ist immer situationsabhängig und eher spontan. Ich wollte schon immer schrill und Over The Top sein, was ich teilweise auch bin. Aber ich gehe zum Beispiel auch als Miss Queen Marry zu Veranstaltungen, ohne Glitzer und Show-Outfit, ganz normal im Blazer und normalen Make-up.
Was würdest du anderen empfehlen, die auch Drag machen möchten oder die das fasziniert?
Einfach anfangen. Und Hilfe suchen. Das ist der Schlüssel!
www.instagram.com/queenmarry.officially/
Credits:
Fotograf: Hans Keller, www.hanskeller.com
Model: Luis / Miss Queen Marry
AD: Björn Berndt
Assistentin: Bella Götzmann
Head of Styling: Wango Deligiannis
Styling: Steve
Location: Onlight Studio
Checkt hier das Making-of des Shootings!
Interview: Björn Berndt