Adhärenz als Schlüssel zu einer erfolgreichen HIV-Therapie

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Moderne HIV-Therapien verfügen über eine hohe Wirksamkeit und sind dabei in der Regel gut verträglich, was es Menschen mit HIV ermöglicht, ein gutes und langes Leben zu führen. Es gibt allerdings eine wichtige Voraussetzung, damit eine erfolgreiche Therapie sichergestellt werden kann: Die Medikamente müssen konsequent und richtig eingenommen werden. Von HIV-Schwerpunktärzt*innen wird in diesem Zusammenhang regelmäßig der Begriff der Adhärenz verwendet.

Unterscheidung zwischen Therapieadhärenz und Terminadhärenz

Adhärenz umfasst neben der täglichen Einnahme der Tabletten auch die Einhaltung von Arztterminen für regelmäßige Untersuchungen. Es können also zwei Arten der Adhärenz unterschieden werden: Die Therapieadhärenz – auch als Therapietreue bekannt – bezeichnet die korrekte Einnahme der Medikamente. Die Terminadhärenz hingegen beschreibt die Einhaltung der vereinbarten Arzttermine. Wenn der/die Patient*in etwa immer zu den regelmäßigen Check-Ups erscheint und Blutuntersuchungen in den vorgegebenen Intervallen durchgeführt werden können, spricht man von hoher Terminadhärenz.

Warum ist Therapieadhärenz so wichtig?

Eine hohe Therapieadhärenz ist entscheidend, um die Vermehrung von HIV im Körper zu unterdrücken und so eine erfolgreiche Therapie zu gewährleisten. Damit wird auch sichergestellt, dass HIV unter der Nachweisgrenze ist und selbst bei ungeschütztem Sex nicht mehr übertragen werden kann.1,2 Das kann nicht nur zu einer entspannteren Sexualität führen, sondern auch zu einer höheren Lebensqualität. Bei schwangeren Frauen bedeutet eine Nicht-Nachweisbarkeit zudem, dass HIV sowohl während der Schwangerschaft als auch bei der Geburt nicht mehr auf das Baby übertragen werden kann.

Wie kann es zum Vergessen der Einnahme kommen?

Selbst wenn man um die Bedeutung der Therapieadhärenz für eine erfolgreiche Therapie weiß, kann es im Leben immer Situationen geben, in denen vom bisherigen adhärenten Verhalten abgewichen und die Medikamenteneinnahme vergessen wird.

Das kann verschiedene Ursachen haben: Manchmal führen kognitive Faktoren – wie etwa eine Gedächtnisschwäche – dazu, dass die Einnahme ausbleibt. Auch besondere Lebensumstände, wie Stress, unregelmäßige Arbeitszeiten mit vielen Dienstreisen oder Substanzkonsum können mögliche Ursachen für Vergessen sein.

Klar ist: Niemand ist perfekt. Es kann in gewissem Maße normal sein, wenn man gelegentlich die Einnahme der Medikamente vergisst. Jedoch hilft es, aufmerksam zu bleiben und offen mit dem/der Ärzt*in darüber zu sprechen, falls man bemerkt, dass ein solches Vergessen häufiger wird. Denn: Eine mangelnde Therapieadhärenz kann den Erfolg der ganzen Therapie gefährden.

Foto: ViiV/ Charleston

Welche Faktoren stehen der Therapieadhärenz noch im Weg?

Nicht nur Vergessen kann eine Ursache für das Auslassen der täglichen Dosis sein. Möglicherweise macht die äußere Situation, in der man sich gerade befindet, eine diskrete Einnahme der Medikamente unmöglich und man entscheidet sich ganz bewusst, diese nicht einzunehmen. Besuchen HIV-positive Menschen beispielsweise ihre Familie im Ausland, berichten sie gelegentlich, dass sie die Tabletten gar nicht erst einpacken, um zu vermeiden, dass die Familie die Medikamente entdecken und damit über die HIV-Infektion erfahren könnte.

Ein bewusstes Nicht-Einnehmen der Tabletten kann auch mentale Ursachen haben: Auch wenn man mit HIV heutzutage gut leben kann, müssen die Medikamente ein Leben lang eingenommen werden. Dies kann dazu führen, dass man die tägliche Tablette und damit auch die tägliche Erinnerung an die eigene HIV-Infektion Leid ist, irgendwann eine Tablettenmüdigkeit entwickelt und sich dadurch häufig unbemerkt eine Nachlässigkeit in der Einnahme einschleicht.

All das sind Dinge, die der/die behandelnde Ärzt*in wissen muss, denn ein bewusstes Auslassen der Einnahme birgt ein höheres Risiko den Therapieerfolg zu gefährden als das bloße Vergessen. Es ist daher empfehlenswert, für sich selbst kritisch zu prüfen, ob man die Einnahme wirklich vergessen hat oder andere Faktoren zu einem ganz bewussten Auslassen führen.

Ehrliche Kommunikation als Dreh- und Angelpunkt der Terminadhärenz

Um die eigene Gesundheit und damit eine hohe Lebensqualität sicherzustellen, ist es wichtig, die regelmäßigen Termine zur Kontrolle der Laborwerte oder auch zur Verabreichung der Therapie – falls diese nicht in Form von Tabletten sondern als Injektion oder Infusion erfolgt – gewissenhaft wahrzunehmen.

Wenn man einmal einen Termin aus privaten Gründen nicht wahrnehmen kann, zu diesem aber einfach nicht erscheint anstelle ihn zu verschieben, so kann das auf den/die Ärzt*in unzuverlässig wirken. Aber selbst, wenn man einen Termin verschiebt oder absagt, da man beispielsweise noch ausreichend Medikamente vorrätig hat und der Termin zu einer anderen Zeit besser in den eigenen Kalender passt, weiß der/die Ärzt*in den Grund hierfür nicht – sofern man diesen nicht offen kommuniziert. So fällt diese/r womöglich selbst im Falle einer Terminverschiebung ohne genannten Grund das Urteil: Unzuverlässige/r Patient*in mit mangelnder Terminadhärenz.

Eine erfolgreiche Therapie mit hoher Lebensqualität sicherstellen

Auch wenn ein Termin einmal nicht eingehalten werden kann, ist eine offene Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg. Wenn die tägliche Einnahme der Medikamente unter bestimmten Umständen einmal schwerfällt, ist es wichtig, offen mit dem/r Ärzt*in darüber zu sprechen und mögliche Ursachen dafür zu enttarnen, um dann gemeinsam eine individuelle Lösung zu finden.

Wenn man die HIV-Medikamente konsequent einnimmt und auch die regelmäßigen Termine gewissenhaft wahrnimmt, dann gehen Therapieadhärenz und Terminadhärenz Hand in Hand. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass eine erfolgreiche Therapie mit der Viruslast unter der Nachweisgrenze sichergestellt und damit eine hohe Lebensqualität erhalten werden kann.

Weitere Informationen zum Leben mit HIV sowie persönliche Geschichten von HIV-positiven Menschen findest du unter www.livlife.de

Unterstützt von ViiV Healthcare


Quellen:

1 Eisinger RW et al. HIV Viral Load and Transmissibility of HIV Infection: Undetectable Equals Untransmittable. JAMA 2019 Feb 5; 321(5): 451–452.

2 Leitlinien der European AIDS Clinical Society (EACS), Version 11.1, Stand Oktober 2022.

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