KOMMENTAR: Eine Seefahrt, die ist lustig, eine ...

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© FOTO: HOLLAND-AMERICA REEDEREI

Kann ich mit zwanzig halb nackten Playboy-Bunnys am Strand von Dubai eine Party feiern, weil es bei uns erlaubt wäre? Kann ich als 18-Jähriger in Miami mit einer Flasche Wodka die Strandpromenade entlang flanieren, weil es auf Sylt kein Problem damit gäbe? Kann ich mit 1.600 Schwulen eine Kreuzfahrt nach Marokko machen? Alle drei Fragen sind aktuell mit Nein zu beantworten die letzte wurde zum Medienthema.

Die erste schwule Kreuzfahrt mit Stopp in einem arabischen Land warb der Veranstalter RSVP Vacations vollmundig und hat die Rechnung dabei laut Medienberichten ohne die Marokkanischen Behörden gemacht. Laut Meldungen verweigerten diese der Nieuw Amsterdam mit 1.600 Homosexuellen an Bord die Einfahrt in den Hafen von Casablanca. Entsetztes Aufbegehren in der Presse und den sozialen Netzwerken folgte umgehend, so entsetzt, dass inzwischen sogar das wirtschaftlich vom Fremdenverkehr abhängige Marokko selbst reagierte und schnell den Tourismusminister vorschickte um zu beschwichtigen. Alles nur ein Missverständnis, selbstverständlich dürfe das Schiff nun doch gerne nach Casablanca kommen. Die schwule Karawane ist allerdings inzwischen weitergezogen und eine Rückkehr nach Marokko nicht geplant.

Wissen die Kommentatoren bei Facebook und Co. nicht, dass in Marokko sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stehen? Dachten sie wegen der illustren Berichte über wilde Orgien reicher Europäer mit einheimischen Lustknaben in Marrakesch und Agadir, dass dort im Homosinne alles schön sei?

Ist es nicht und es ist gut, dass die provokante Aktion der Kreuzfahrer nun eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht hat. Boykottaufrufe und wildes Schimpfen auf arabische Sitten wird Homosexuellen in Marokko aber wenig nutzen. Hilfreicher ist politischer Einfluss der EU und eine wirtschaftliche Zusammenarbeit, die auf liberale Werte pocht um islamistischen Tendenzen entgegenzuwirken.

Ein Beispiel einer solchen Zusammenarbeit ist das marokkanische Magazin Mithly (arabisch für homosexuell), das von Spanien aus unterstützt wird. Die Webseite des ersten arabischen schwulen Magazins www.mithly.net ist zurzeit wieder von religiösen Eiferern gehackt worden. Informationen kannst du dir aber auf der Facebook-Fanpage holen. Auch die Kreuzfahrt der Nieuw Amsterdam ist dort natürlich Thema.

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