HOMOPHOBER WIEDERHOLUNGSTÄTER AUF DEUTSCHLANDTOUR

© Foto: Jamaicaobserver.com

Für den 13. November wird im Berliner Klub Yaam ein Auftritt des jamaikanischen Dancehall-Stars Beenie Man angekündigt: „Mehr als rar gesät waren in den letzten Jahren die Auftritte des selbsternannten Königs der Tanzhalle. Nun kommt der King Of Dancehall endlich wieder auf Europatour und macht auch Station in Deutschland.“ Schon am 1. November soll er im Wuppertaler u-Club auftreten. Auch im Hamburger Waagenbau ist ein Konzert geplant. Rar waren seine Auftritte durchaus, denn schwule Aktivisten und der LSVD erwirkten immer wieder Auftrittsverbote. Eine Historie von Lügen und Hinhaltungen des Künstlers rund um dessen hasserfüllten Texte:

2007 waren Boykottaufrufe gegen Beenie Man erfolgreich. Sie bezogen sich auf Titel wie „Damn“ und „Bad Man Chi Chi Man“, in denen der Musiker zum Mord an Schwulen aufruft. Allerdings schränkt Beenie Man später ein: „Wir brauchen sie nicht zu töten. Wir müssen den Menschen nur das Richtige sagen, weil ich kein Unterstützer des schwulen Lebensstiles bin, weil das nicht gesund ist." Das Management ließ dann verbreiten, dass Beenie Man eine Erklärung (Reggae Compassionate Act 1) unterschrieben habe, in der er sich verpflichtet, nicht mehr zur Gewalt gegen Schwule aufzurufen. Nach einem Auftritt in Köln widerrief der Sänger diese Aussage und gab an, eine solche Erklärung nicht unterschreiben zu wollen.

2008 unternahm der LSVD einen weiteren Anlauf, Beenie Man ein öffentliches Bekenntnis gegen Homophobie abzuringen und scheiterte. Wieder wurden Auftritte abgesagt. Im November 2009 gab sich Beenie Man dann laut Wikipedia in einem Interview geläutert und erklärte, seine Homophobie überwunden zu haben und sie aus Unwissen mit dem Kampf gegen Pädophilie verwechselt zu haben. Er sagte zu, seine homophoben Texte nicht mehr aufzuführen. Nur einen Monat später berichteten ugandische Medien dann, dass er bei einem Auftritt in dem Land, in dem gerade über die Einführung der Todesstrafe für Schwule diskutiert wurde, „ein Schwert der Wörter in schwule Menschen hineingesteckt (habe) durch Singen und Reden.“

2012, kurz vor weiteren Auftritten in Europa und den USA, veröffentlichte Beenie Man dann dieses Video:

Jamaikanische Fans, die Öffentlichkeit sowie Kritiker unterstellen dem Künstler, seine homofreundlichen Aussagen nur zu tätigen, um lukrative Konzerte im Ausland spielen zu können. Zuhause auf Jamaika wird er dafür verspottet (Bild).

Nun ist Beenie Man also wieder auf Europatour – wir sind gespannt, ob und wie diesmal mit den homophoben Texten umgegangen wird. Fakt ist, auch Beenie Man scheint in einem Dilemma zu stecken. •ck

HINTERGRUND

Jamaika ist eines der schwulenfeindlichsten Länder der Welt. LGBT leben in einem ständigen Klima der Angst, werden auf offener Straße oder in Wohnungen angegriffen. Die Staatsmacht steht im Verdacht Hassverbrechen nicht ordnungsgemäß zu verfolgen – selbst homophobe Übergriffe von Polizeibeamten sind bekannt geworden. Viele Künstler der von dort stammenden Dancehall-Szene greifen die gesellschaftlich vorherrschende homophobe Stimmung in ihren Texten auf und rufen analog zu einigen Strömungen des amerikanischen Hip Hop zu Gewalt gegen Homosexuelle auf. •ck

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