Ägypten: Polizei verfolgt Schwule auf Dating-App

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In einem neuen Dokumentarfilm der BBC („Queer Egypt Under Attack“) deckt der Journalist Ahmed Shihab-Eldin die Zusammenarbeit krimineller Banden mit korrupten ägyptischen Polizeibeamten auf. 

Foto: Amr Mahmoud / AFP

Schon seit Jahren nutzt der Staat die Dating App, um Schwule zu identifizieren. Diese werden unter Anklage der „Ausschweifung“ inhaftiert und anschließend im Gefängnis gefoltert. 

Foto: M. Rädel

Mithilfe sozialer Medien und Apps wie Grindr erstellt die ägyptische Polizei gefälschte Profile, mit denen sie Schwule, Lesben, Bi- und Trans-Personen trifft, die dann willkürlich verhaftet werden. Die Polizei durchsucht dabei unrechtmäßig den Inhalt ihrer Telefone, um ihre Inhaftierung zu rechtfertigen und Anklage gegen sie zu erheben. Laut einer in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation werden sie auch Opfer sexueller Gewalt oder gezwungen, sich einer Analuntersuchung zu unterziehen. Menschenrechtsgruppen berichten auch, dass die Behörden verstärkt Verhaftungen und strafrechtliche Verfolgungen von LGBT+ Personen vornehmen, die sich öffentlich als Aktivisten zu erkennen geben.

Der Dokumentarfilm geht neben der Misshandlung der einheimischen LGBTQ+ Gemeinschaft aber auch auf die Gefährdung von Ausländern ein. Dabei wird ein Opfer namens Matt gezeigt, der von der Polizei über Grindr angelockt, festgenommen und schließlich abgeschoben wurde.

Was tut die Bundesregierung? 

Das Auswärtige Amt in Deutschland warnt schon seit 2017 davor, dass die Behörden den Straftatbestand „Unzucht“ zum Anlass nehmen, offen gezeigte Homosexualität zu bestrafen. Dieser Paragraf ist in einem Gesetz von 1961 zur Bekämpfung der Prostitution verankert. Auch auf die mögliche Verhaftung und Abschiebung von Ausländern wird hingewiesen. Transsexuelle haben von Fällen berichtet, bei denen ihnen die Einreise verweigert wurde, wenn der Name oder das Foto im Pass nicht der „Geschlechtsidentität entsprachen“. 

Vom queerpolitischen Sprecher der Bundesregierung, Sven Lehmann, ist hingegen als letztes nur ein euphorischer Tweet über das transsexuelle Outing der Tochter eines ägyptischen Schauspielers aus dem Jahr 2020, vor seiner Amtszeit, bekannt. 

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