Budapest verpasst homophobem Bürgermeister Regenbogenkur

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Am Wochenende wurde beim Budapest Pride für LGBTIQ*-Rechte und gegen Homophobie demonstriert. Die Veranstaltung sieht sich seit Jahren Anfeindungen von Gegnern ausgesetzt, zu denen auch Bürgermeister István Tarlós gehört. Die Community antwortet mit Humor.

Foto: facebook.com/budapestpride

Der Marsch am Samstag führte vom Kossuth Tér am ungarischen Parlament bis zum Platz des 15. März auf der anderen Seite der Donau. Er verlief weitgehend friedlich, auch wenn laut Hungary Today einige LGBTIQ*-Feinde unter Führung des rechtsradikalen Anwalts und Politikers Tamás Gaudi-Nagy am Rande des Umzugs mit „Normal“- und „Hetero“-T-Shirts gegen die Anliegen der LGBTIQ* demonstrierten. Die Gegendemo wurde aber von der Polizei vom Pride-Umzug abgeschirmt. 

Derweil bekannten die Pride-Demonstranten deutlich Farbe gegen die rückschrittliche LGBTIQ*-Politik in Ungarn, die unter der Ägide des nationalkonservativen Ministerpräsidenten Victor Orbán und seiner Fidesz-Partei LGBTIQ*-Rechte nicht nur auf Landesebene eine Absage erteilt (unter anderem mit Gesetzen zur Verhinderung gleichgeschlechtlicher Ehen), sondern sie auch auf europäischer Ebene zu blockieren versucht (blu berichtete). In Budapest selbst sorgte letztes Jahr ein vorübergehendes Aufführungsverbot für das Musical „Billy Elliott“ für Aufsehen (blu berichtete), während Bürgermeister István Tarlós seit jeher keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen LGBTIQ* und Pride-Veranstaltungen macht, die er unter anderem 2015 als „unnatürlich“ bezeichnete. 

Ein besonderer Hingucker beim Budapest Pride 2019 war somit eine überlebensgroße Pappfigur von Bürgermeister Tarlós, die mit einem Regenbogenheiligenschein und einem Pride-Schal ausstaffiert war. Die Pride-Organisatoren kommentierten augenzwinkernd: „Was für ein Glück, dass unsere Parade in diesem Jahr auch von István Tarlós begleitet wird.“ Bei aller Ironie ist der Budapest Pride 2019 aber als Erfolg zu werten. Nachdem es bei der Veranstaltung 2008 brutale Zusammenstöße mit rechten Gegendemonstranten gegeben hatte und die Parade 2011 verboten worden war (blu berichtete), hat sich die Lage beruhigt. Ein Grund zum Ausruhen ist das aber nicht. So wiesen die Redner am Kossuth tér vehement darauf hin, dass LGBTIQ* von der ungarischen Politik noch immer als Zweite-Klasse-Bürger behandelt werden, was sich unter anderem durch Gerüchte bestätige, dass die Regierung für September eine Verfassungsänderung plane, die LGBTIQ*-Eltern Adoptionen verbiete.

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