Finnlands Regierung: jung, weiblich und ein bisschen queer

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Sanna Marin ist die neue Ministerpräsidentin Finnlands. Die bisherige Verkehrs- und Kommunikationsministerin wurde am 10. Dezember mit 99 zu 70 Stimmen zur neuen Regierungschefin des Landes gewählt. 

Mit erst 34 Jahren ist Marin die jüngste amtierende Regierungschefin der Welt – einer bemerkenswert jungen wie auch weiblichen Regierungskoalition. Alle fünf Parteien der Koalition werden ausschließlich von Frauen angeführt, von denen vier jünger als 35 Jahre sind. Im Kabinett sitzen elf Ministerinnen und sieben Minister. 

Sanna Marin fühlte sich ausgegrenzt

Marin wuchs in einer Regenbogenfamilie auf – ihre Eltern trennten sich, als sie ein Kind war, und sie wurde von ihrer Mutter und der Partnerin ihrer Mutter erzogen. Ihre LGBTIQ*-Familie „war etwas, worüber man nicht sprechen konnte“, erklärte Sanna Marin 2015 in einem Interview mit der finnischen Zeitschrift Me Naiset. „Erst im 21. Jahrhundert hat die Debatte über Regenbogenfamilien begonnen, ziemlich offen zu werden.“

„Diese Unsichtbarkeit verursachte ein Gefühl der Unzulänglichkeit. Wir wurden nicht als echte Familie oder gleichberechtigt mit anderen anerkannt.“

Diese Erfahrungen haben allerdings ihre Werte als Politikerin beeinflusst und sind laut eigener Aussage zum Fundament ihrer politischen Überzeugung geworden. 

Gleichheit aller Menschen keine Ansichtssache, sondern moralische Grundlage

„Menschenrechte und die Gleichheit aller Menschen waren für mich nie eine Frage der Meinung“, schreibt Marin auf ihrer Webseite. „Sie sind die Grundlage meiner moralischen Auffassung. Ich bin der Politik beigetreten, weil ich Einfluss darauf nehmen will, wie die Gesellschaft ihre Bürger und ihre Rechte sieht.“ Themen wie Gleichstellung und soziales Wohlergehen, aber auch der Klimawandel stehen ganz oben auf der Agenda der Ministerpräsidentin, der man zuschreibt, der rechtsextreme Partei „Wahre Finnen“ den sicher geglaubten Wahlsieg in Finnland abgerungen zu haben. 

Wir dürfen gespannt sein: Finnland hat aktuell noch die EU-Ratspräsidentschaft inne. 

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