Homophobie im Fußball: Josh Cavallo schwulenfeindlich beleidigt

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Im Oktober hatte der Adelaide United-Spieler Joshua Cavallo seine Homosexualität öffentlich gemacht (wir berichteten). Was folgte, war eine weltweite Welle der Unterstützung. Nur zwei Monate später wurde Cavallo während eines Spiels der australischen A-League-Men, der höchsten Spielklasse im australischen Fußball, Opfer homophober Beleidigungen.

Nach seinem 36-minütigen Auftritt in der zweiten Halbzeit des Spiels zwischen Adelaide United und Melbourne Victory am Samstagabend im Melbourne Rectangular Stadium war Josh Cavallo von Victory-Fans auf der Tribüne übelst homophob beleidigt worden. Als er nach dem Spiel auch in den sozialen Medien ins Visier genommen und schwulenfeindlich beschimpft wurde, reagierte der 22-Jährige mit einem eigenen Beitrag auf Instagram. „Ich werde nicht so tun, als hätte ich die homophoben Beschimpfungen beim Spiel gestern Abend nicht gesehen oder gehört“, schrieb Cavallo.

„Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie enttäuscht ich war. Es zeigt, dass wir als Gesellschaft im Jahr 2022 immer noch mit diesen Problemen konfrontiert sind. Das sollte nicht akzeptabel sein, und wir müssen mehr tun, um diese Menschen zur Verantwortung zu ziehen.

Der Hass wird niemals gewinnen. Ich werde mich nie dafür entschuldigen, dass ich meine Wahrheit lebe und seit kurzem auch außerhalb des Fußballs so bin, wie ich bin.

Anschließend wandte Cavallo sich an junge Menschen, die ebenfalls unter Homophobie zu leiden haben, und riet ihnen, ihren Kopf aufrecht zu halten und weiter an ihren Träumen festzuhalten.

An alle jungen Menschen, die homophob beschimpft wurden: Haltet den Kopf hoch und verfolgt weiterhin eure Träume. Wisst, dass es dafür keinen Platz im Fußball gibt. Fußball ist ein Spiel für alle, unabhängig davon, wer ihr seid, welche Hautfarbe ihr habt oder woher ihr kommt.“

Instagram und Social-Media-Plattformen kritisierte Cavallo für ihren Umgang mit homophober Gewalt im Netz.

@instagram Ich möchte nicht, dass irgendein Kind oder ein Erwachsener die hasserfüllten und verletzenden Nachrichten erhält, die ich erhalten habe. Ich wusste, dass ich, so wie ich wirklich bin, auf so etwas stoßen würde. Es ist eine traurige Tatsache, dass eure Plattformen nicht genug tun, um diese Nachrichten zu stoppen.“

Cavallo sagte, er sei dankbar für die Unterstützung von Personen, die beim Spiel Stellung bezogen haben, und für die positiven Nachrichten, die er danach erhalten habe.

„Vielen Dank an all die positiven Nachrichten, die Liebe und die Unterstützung, die die Negativität bei weitem überwiegen. An all die Menschen, die sich gemeldet haben, nachdem sie bei dem Spiel Stellung bezogen haben. Ich empfehle euch. Vielen Dank an die Fans, ihr habt mich gerührt.

Die Liebe wird immer siegen 🤍.“

Vorfall soll untersucht werden

Cavallos Verein und die Gewerkschaft der australischen Fußballspieler Professional Footballers Australia (PFA) verurteilten den Vorfall scharf. „Wir sind entsetzt über die Beschimpfungen, die Josh gestern Abend von den Fans im AAMI Park erhalten hat“, sagte Nathan Kosmina, Geschäftsführer von Adelaide United. „Adelaide United ist stolz darauf, ein inklusiver und vielfältiger Fußballverein zu sein, und es ist enttäuschend und beunruhigend, dass einer unserer Spieler homophoben Beschimpfungen ausgesetzt war.“

Der Verein Melbourne Victory schloss sich dem an. „Melbourne Victory wurde auf homophobe Kommentare aufmerksam gemacht, die gegen den Spieler von Adelaide United, Josh Cavallo, während des Spiels gegen die Reds am Samstagabend im AAMI Park gerichtet waren“, hieß es in einem offiziellen Statement zum Vorfall.

Auch die australische A-League reagierte bereits und kündigte an, die Vorfälle während des Spiels zu untersuchen und Sanktionen gegen alle Personen verhängen zu wollen, bei denen festgestellt wurde, dass sie beteiligt waren. „Unsere Spieler, Mitarbeiter und Fans haben das Recht, sich auf und neben dem Platz sicher zu fühlen“, sagte A-League-CEO Danny Townsend

„Es gibt keinen Platz für Mobbing, Belästigung oder Missbrauch im australischen Fußball und wir werden dieses schädliche Verhalten nicht tolerieren.“

Strukturelle Homophobie 

Verbale Übergriffe wie dieser ereigneten sich nicht zum ersten Mal, gab Adelaide-Geschäftsführer Nathan Kosmina in einer Pressekonferenz am 10. Januar bekannt. Seit Cavallos Coming-out im Oktober habe es insbesondere in den sozialen Medien viele beleidigende und schwulenfeindliche Kommentare gegeben. Cavallo sei ein sehr resilienter junger Sportler, erklärte Kosmina. „Er ist ein wirklich belastbarer junger Mann. Wir haben oft über seinen Mut gesprochen, den er in Bezug auf sein Coming-Out gezeigt hat, und alles, was damit einherging. Der Druck, der auf ihm als globale Stimme der LGBTIQ*-Community lastete, war groß“, so Kosmina. Der Vorfall am Samstag sei einer zu viel gewesen, weshalb sich Cavallo dazu entschlossen habe, an die Öffentlichkeit zu gehen. 

„Es war keine Einzelperson. Es war eher eine kollektive Stimme, die von der Nordtribüne schallte, und er [Cavallo] sagte im Grunde: ‚Genug ist genug. Ich mache das öffentlich‘. Und wir sagen: ‚Wir stehen hinter dir, Josh.‘“

Wie The Sydney Morning Herald berichtete, erhielt Josh Cavallo mittlerweile sogar Morddrohungen. Der Fall wird nun von der South Australia Police untersucht. 

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