ESC 2022 • Russland nicht dabei

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Russland wird nicht am diesjährigen Eurovision Song Contest teilnehmen. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) reagierte auf den Angriffskrieg von Putin gegen die Ukraine und kündigte an, Russland die Teilnahme am 66. ESC zu verweigern.

Zunächst hieß es noch, der ESC sei ein nicht-politisches, kulturelles Event, das Nationen vereine. Somit sei Russland zur Teilnahme am ESC in Turin weiterhin zugelassen. Nachdem mehrere teilnehmende Länder die EBU für diese Entscheidung kritisiert hatten, gab die Europäische Rundfunkunion (EBU) am 25. Februar nach längeren Beratungen bekannt, Russland auf der Grundlage der Regeln des Events und der Werte der Rundfunkunion doch von der Teilnahme auszuschließen. Die Entscheidung spiegele „die Besorgnis wider, dass angesichts der beispiellosen Krise in der Ukraine die Aufnahme eines russischen Beitrags in den diesjährigen Contest den Wettbewerb in Verruf bringen“ würde.

Mehrere Rundfunkanstalten drohten mit Boykott

Die Ukraine hatte sofort, nachdem Russland in die Ukraine einmarschiert war, die EBU-Mitgliedssender dazu aufgefordert, Russland vom diesjährigen ESC in Italien auszuschließen. Eine Teilnahme Russlands am ESC sah der ukrainische Rundfunk an sich schon als Politisierung des Wettbewerbs und als Regelverstoß an.

Auch der norwegische Rundfunksender NRK, der dänische Sender Pendant DR und der schwedische Rundfunksender SVT äußerten sich gegen eine Teilnahme Russlands. Die Chefin der schwedischen EBU-Mitgliedsanstalt SVT Hanna Stjärne sagte, sie sympathisiere mit der Grundidee des ESC als unpolitischer Veranstaltung, aber Russlands Invasion in der Ukraine überschreite alle Grenzen. „Die EBU muss umdenken“, so Stjärne.

Finnland drohte sogar damit, keinen Beitrag zum ESC zu schicken, wenn Russland teilnehmen werde. Russlands Angriff auf die Ukraine widerspreche allen Werten, die Finnlands öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Yle und andere europäische Sender vertreten, sagte Ville Vilé, Direktor der Creative Content and Media Unit von Yle in einer Pressemitteilung.

„Yle verteidigt stets die westliche Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit, die Meinungsfreiheit und die Menschenwürde. Yle kann nicht an einer Veranstaltung teilnehmen, bei der Russland, das diese Werte offen angegriffen hat, eine der bekanntesten Marken Europas nutzen kann, um seine eigenen Interessen voranzutreiben.“ 

ARD und ZDF begrüßten die Entscheidung der EBU. ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger und ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärten am Freitag in einem kurzen Statement, der ESC sei „ein musikalisches Fest der Völker Europas“ und repräsentiere „Werte wie Freiheit und Vielfalt“.

„Wenn ein Teilnehmerland des ESC von einem anderen angegriffen wird, sind wir innerhalb der europäischen ESC-Familie solidarisch. Deshalb ist die Entscheidung gegen die Teilnahme Russlands an dieser Stelle richtig.“

Konsequenzen auch im Sport

Die Formel 1 sagte den Grand Prix von Russland ab. Die Entscheidung fiel nach einem Treffen mit dem FIA-Verwaltungsgremium und den 10 Teams. Es sei „unmöglich, den Großen Preis von Russland unter den gegenwärtigen Umständen abzuhalten“, hieß es in einem Statement. Zuvor hatte Formel-1-Pilot Sebastian Vettel bereits angekündigt, am Rennen in St. Petersburg nicht teilzunehmen.

Auch die UEFA reagierte und verlegte das Champions-League-Finale, das nach bisheriger Planung am 28. Mai 2022 in der Gazprom-Arena in Sankt Petersburg stattfinden sollte, nach Paris.  Sicherlich keine einfache Entscheidung für die UEFA, zu deren Hauptsponsoren der russische Konzern Gazprom gehört.

Politiker*innen und Fans hatten den Dachverband stark unter Druck gesetzt, weshalb die UEFA laut Financial Times derzeit sogar prüft, wie sie ihre langjährige Partnerschaft mit Gazprom beenden kann. Schon im nächsten Monat, wenn die Champions-League-Spiele wieder aufgenommen werden, soll das Gazprom-Logo nicht mehr zu sehen sein.

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