Samsung zieht Werbung in Singapur zurück

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Samsung hat einen Werbespot, in dem eine muslimische Mutter zu sehen ist, die ihren Sohn als Dragqueen unterstützte, eingestellt. Teile der muslimischen Gemeinschaft Singapurs fanden den Spot anstößig.

Die Kampagne „Listen to Your Heart“ sollte die neuen Produkte Galaxy Buds2 und Watch4 des südkoreanischen Tech-Giganten Samsung bewerben. Im Werbespot werden die Reaktionen mehrerer fiktiver Personen gefilmt, während sie aufgezeichnete Botschaften ihrer Lieben anhören. Bei einem der teilnehmenden Personen handelte es sich um eine muslimische Frau mit Kopftuch, die eine Nachricht ihres Sohnes erhält. „Es stört dich einfach nicht, wenn die Leute dich anders ansehen oder beurteilen, weil du einen Sohn hast, der als Drag auftritt“, so die Botschaft. Am Ende des Clips treffen die beiden aufeinander und umarmen sich herzlich.

Gegenreaktionen im Netz ...

In Singapur, wo der Spot ausgestrahlt wurde, sorgte die Szene, in der die Hijab-tragende Mutter ihren Drag-Queen-Sohn umarmt, für Empörung und löste eine Flut negativer Kommentare in den sozialen Medien aus. Ein Facebook-Nutzer schrieb, das Video habe „viel Verwirrung und Fragen in der (muslimischen) Gemeinschaft aufgeworfen“. Andernorts war zu lesen, der Werbespot störe „die Harmonie innerhalb der malaiisch-muslimischen Gemeinschaft“, sei unsensibel und anstößig gegenüber der muslimischen Gemeinschaft. Singapur hat eine ethnische malaiische Minderheit, die sich überwiegend als religiös muslimisch bezeichnet. Nichtsdestotrotz stellt der Islam nach dem Buddhismus und dem Christentum lediglich die drittgrößte Religionszugehörigkeit des Landes dar.

Nutzer Syed Dan schrieb auf Facebook, er halte den Spot „für einen unglücklichen Versuch, die Ideologie der Homosexualität in einer weitgehend konservativen muslimischen Gemeinschaft zu verbreiten“. Und weiter: „Man könnte es sogar so auslegen, dass ausländische Organisationen versuchen, sich in unsere lokale Politik einzumischen. Der Versuch, Homosexualität in der Öffentlichkeit zu verankern und 377A aufzuheben, ist ein politischer Akt. Im Islam ist die Freiheit zu lieben nicht bedingungslos.“ „Wir sind gegen die Ideologie, Homosexualität und Transgenderismus in einer konservativen Gesellschaft zu verankern“, so Syed Dan.

Obwohl das Thema Homosexualität in Singapur seit einigen Jahren in der Öffentlichkeit diskutiert wird, bleibt der Inselstaat in queeren Themen weitgehend konservativ. Homosexualität wird stark tabuisiert, schwuler Sex ist immer noch illegal, wie erst 2020 vom Obersten Gerichtshof bestätigt wurde (wir berichteten).

... lassen Samsung einknicken.

Nur kurze Zeit später löschte der Elektronikriese das Werbevideo von allen seinen Plattformen und entschuldigte sich öffentlich auf Facebook.

Singapurs LGBTIQ*-Community enttäuscht

Die Entfernung des Videos durch Samsung wurde ebenso kontrovers diskutiert. Viele verwiesen darauf, die Entscheidung von Samsung, die Anzeige zurückzuziehen, würde der Aussage widerspreche, dass „Innovation und Wachstum durch Vielfalt und Inklusion vorangetrieben werden“. „Wenn die Werbung nicht gegen Gesetze verstößt … und eine positive Botschaft über die Akzeptanz von Randgruppen hat, sollte Samsung bei seiner Stange bleiben“, sagte ein Facebook-Nutzer laut BBC. „Stellen Sie sich vor, Sie würden von der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind beleidigt und bedroht“, schrieb ein Instagram-Nutzer.

Sehr enttäuscht über die Entfernung des Werbespots äußerten sich Mitglieder der LGBTIQ*-Community Singapurs. „Als queerer malaiischer Mann bin ich traurig, ein Video zu sehen, das bedingungslose Liebe zum Ausdruck bringt und aufgrund des gesellschaftlichen Drucks einer Gruppe von Menschen mit konservativen Werten abrupt abgeschaltet wird“, erklärte Hilmi, Leiter der lokalen LGBTIQ*-Organisation Oogachaga gegenüber BBC News. Der Spot sei das erste Video gewesen, „das von einer Minderheit stammt und die Beziehung zwischen Mutter und Sohn zum Thema hat, [und es] war so bestätigend“.

Der Geschäftsführer von Cheil Singapur, einer der größten Werbeagenturen Singapurs, Anand Vathiyar, sagte, der Sinn der Kampagne hätte darin bestanden, dass die Menschen genau das ausdrücken, was sie ihren Lieben gegenüber oft verschweigen. Deshalb, so Vathiyar gegenüber MARKETING-INTERACTIVE, sei es bedauerlich, dass die Liebe und Unterstützung einer Mutter für ihren Sohn, unabhängig davon, was er beruflich macht, in diesem Fall herausgegriffen wird. Es sei aber ermutigend, sagte Vathiyar,

„dass es neben denen, die angesichts dieses Vorfalls plötzlich politisch korrekt werden, viele andere gibt, vor allem jüngere Singapurer, die zu verstehen scheinen, dass wir besser daran tun, einander mit der gebotenen Sorgfalt, Empathie, Respekt und Rücksichtnahme zuzuhören“.

In einem auf Instagram geposteten Video versicherte die als Vyla Virus bekannte Drag-Performerin, dass es sowohl Mutter als auch Sohn aus dem Werbespot „gut geht“. „Ich werde nicht über die Kommentare sprechen, die in [diesem Video] gesagt wurden“, sagte Vyla Virus und erklärte nochmals: „In diesem Video ging es nur um die Liebe einer Mutter, sonst wurde nichts erwähnt.“

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