Nach Lynchmord an LGBTIQ*-Aktivist: Welt will „Gerechtigkeit für Zak“

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Drei Wochen nach der Ermordung des griechischen LGBTIQ*- und HIV-Aktivisten Zak Kostopoulos fordern Menschen in aller Welt „Justice For Zak“. 140 Documenta-Künstler schrieben einen offenen Brief an Athens Bürgermeister Giorgos Kaminis, Aktivisten demonstrieren für Aufklärung

Foto: Christian Lütjens

Drei Wochen nachdem das schockierende Video von der gewaltsamen Niederstreckung des LGBTIQ*- und HIV-Aktivisten Zak Kostopoulos (auch unter seinem Drag-Alter-Ego Zackie Oh bekannt) in den sozialen Medien einen ersten Aufschrei verursachte, werden die Forderungen nach Aufklärung des Vorfalls weltweit lauter. Laut Augenzeugen ging Kostopoulos am Abend des 21. September in sichtlicher Erregung in ein Athener Juweliergeschäft, dessen Besitzer gerade nicht im Laden war. Als danach automatisch die Tür verriegelte, schlug Kostopoulos mit einem Feuerlöscher die Scheibe ein und kroch unter der Auslage durch das zerschlagene Fenster, wo ihn die brutalen Tritte des Juweliers und eines weiteren Mannes erwarteten. Nach Eintreffen von Polizei und Krankenwagen unternahm Kostopoulos einen Fluchtversuch, bei dem er zusammenbrach. Er starb wenig später im Krankenhaus.

Von dem Vorfall, dessen Hintergründe bis heute nicht geklärt sind, kursieren im Netz diverse Videos, die in ihrer entfesselten Gewalt nicht nur schockieren, sondern auch viele Fragen aufwerfen. Die Polizei behandelte die Angelegenheit zunächst als Raubüberfall auf den Juwelier. Zudem traten auch die Polizisten nach dem offenbar bewusstlosen Kostopoulos. LGBTIQ*-Aktivisten und Künstler fordern nun mit wachsender Dringlichkeit Reaktionen von Politikern und Polizei. 

Neben spontanen Demos in Athen und einer öffentlichen Anklage durch Amnesty International wurde dabei ein offener Brief zum Zentrum der „Justice For Zak“-(„Gerechtigkeit für Zak“)-Bewegung, den 142 documenta-Künstler an Athens Bürgermeister Giorgos Kaminis richteten. Das Schreiben beginnt mit den Worten: „Alarmiert von der steigenden Anzahl von Gewalttaten, die sich gegen Minderheiten und unterprivilegierte Mitglieder der griechischen Gesellschaft richten, und der damit einhergehenden Brutalisierung öffentlicher Diskurse, fühlen sich die unterzeichnenden Künstler und Organisatoren der documenta 14 in Athen und Kassel veranlasst, Gerechtigkeit zu fordern  in diesem Fall mit Bezug auf die jüngsten, schockierenden Ereignisse, die sich am Freitag, den 21. September, in Athen ereigneten.“

Die Absender fordern ein Ende des eisernen Schweigens der griechischen Behörden und stellen heraus, dass die Attacken auf Kostopoulos „starke Ähnlichkeiten mit einem Lynchmord aufweisen“. Nach Michel Foucault und Martin Luther King sei die Aufklärung des Mordes nicht weniger als ein Akt der „Verteidigung der Gesellschaft“. Der offene Brief endet mit folgendem Appell an Kaminis: „Mit der gegebenen Dringlichkeit bitten wir Ihr Büro um eine klare öffentliche Stellungnahme, die sicherstellt, dass die Aufarbeitung des Falls offen und transparent erfolgt, bis alle Beteiligten zur Rechenschaft gezogen wurden.“

Die griechischen Behörden scheinen den Fall derweil aussitzen zu wollen. Klare Bekenntnisse blieben bislang aus. Demzufolge internationalisieren sich die Rufe nach Aufklärung. So lief auch bei der #Unteilbar-Demo, bei der am Samstag in Berlin 240.000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Rechtsruck demonstrierten, eine „Justice For Zak“-Abteilung mit. Die Demonstranten trugen ein pinkes Banner mit Zaks Konterfei und einem Pump, der ein Hakenkreuz zerschmettert, sowie der Aufschrift: „Zackie Oh, Drag-Queen, LGBTIQ*- und HIV-Aktivist, Schwuchtel, Schlampe, Freund, zu Tode gelyncht von gehorsamen Bürgern und Polizisten am 21. 09. 18 in Athen“ 

RICHTIGSTELLUNG: In einer Vorgängerversion dieses Artikel hatten wir basierend auf einigen Mediendarstellungen berichtet, Kostopoulos sei „vor einem gewaltsamen Mob in ein Athener Juweliergeschäft geflüchtet“. Ein Leser korrigierte diese Darstellung und wies darauf hin, dass der Grund für Kostopoulos „Flucht“ immer noch unklar sei (siehe Kommentar unten). Die entsprechenden Stellen im ersten und zweiten Absatz des Artikels haben wir daraufhin geändert. 

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