Pascal Oswald: Mr CSD Germany?

by

Foto: TomPe / Mr Gay Germany

In den vergangenen Wochen haben die diesjährigen Kandidaten zur Wahl des Mr Gay Germany ihr Kampagnen vorgestellt, die Teil des Auswahlverfahrens sind. Das Projekt von Pascal hat uns ein wenig die Sprache verschlagen: Make your town queer! In seiner Studienheimat Erlangen organisiert Pascal den ersten CSD, inklusive Vereinsgründung, Sponsoring und Co. und stellt die Erfahrungen seines Teams unter www.makeyourtownqueer.de als CSD-Tutorial zur Verfügung.

Ist das Projekt tatsächlich nur für die Mr Gay Germany“-Wahl entstanden? 

Alleine dieses Jahr haben engagierte Menschen aus Bayern vier neue CSDs ins Leben rufen können. Unter anderem in Amberg, einer Stadt mit rund 42.000 Einwohnern. Und obwohl meine Studienstadt Erlangen mit rund 110.000 Einwohnern sogar als Großstadt zählt, findet hier noch kein CSD statt. Und das obwohl die Voraussetzungen mit einer großen Universität und einer belebten kulturellen Szene eigentlich perfekt sind. Ich habe mich schon länger gefragt, warum es sich noch niemand zur Aufgabe gemacht hat, hier einen CSD zu organisieren. Mein Ansporn kam dann durch die „Mr Gay Germany“-Wahl, ein Wettbewerb, der den engagiertesten Community-Vertreter sucht. Hier wurde ich dazu aufgefordert, eine für die Community und für mich persönlich relevante Kampagne zu erstellen und auszuarbeiten.

Woher kam die Idee, nicht nur den CSD Erlangen zu gründen und zu organisieren, sondern auch ein Onlinetutorial als Anleitung für Nachahmer zu erstellen?

Grafik: #MakeYourTownQueer

Obwohl ich auf Nachfrage bestätigt bekam, dass es okay wäre, eine so lokale Aktion als Kampagne umzusetzen, wurde mir dies bei der Präsentation in Düsseldorf zum Vorentscheid negativ angemerkt. Deswegen kam die Idee auf, die Organisation mit all ihren Problemen und Anforderungen zu dokumentieren und als Podcast zu veröffentlichen und somit bundesweit aktiv zu sein. Dies soll Menschen dazu zu animieren, entweder einen eigenen CSD zu initiieren oder einen schon existierenden CSD zu unterstützen. Diese Idee haben wir noch ausgeweitet auf andere Bereiche des sozialen Engagements im queeren Bereich. So sind Podcasts und Interviews mit Lehrern, die ihre Schulklassen mithilfe der AidsHilfe aufklären lassen, mit studentischen Vereinigungen, Jugendgruppen, einem Zahnarzt, der gegen die Diskriminierung von HIV-positiven Patienten vorgehen will etc. pp. geplant.

Wir legen hier viel Wert auf Informationsgehalt, aber der Fun-Faktor darf nicht zu kurz kommen. So sind unsere Podcasts auch sehr lustig und unterhaltsam gestaltet. Wer wirklich noch mehr Informationen benötigt, kann diese in übersichtlichen PDFs auf unserer Webseite einsehen oder uns kontaktieren.  

Wie bist du in der Community der Stadt vorgegangen, woher kommt so schnell ein ganzes Orgateam? 

Da ich in der Nürnberger/Erlanger Szene stark verwurzelt bin, war es nicht so schwer genügend Leute zusammen zu bekommen. Aktuell zählen wir 14 aktive Mitglieder, die allesamt super engagiert sind und auf die ich sehr stolz bin. Außerdem erhalten wir noch von außen Unterstützung von der Aidshilfe-Nürnberg/Erlangen/Fürth, bei der ich auch selber ehrenamtlich in der Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit aktiv bin. Außerdem von unserer lokalen Polit-Dragqueen Uschi-Unsinn, vom RadioZ in dem wir unsere Podcasts aufnehmen dürfen, vom Nürnberger CSD Verein und vielen anderen ...

Welcher der bisherigen Schritte war für dich der anstrengendste und welcher der, der am meisten Spaß gemacht hat?

Am anstrengendsten bisher war es die deutsche Bürokratie zu bewältigen. Als Organisationsform haben wir uns für den eingetragenen Verein entschieden. Um die Eintragung am Vereinsregister und die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt zu erhalten, ist ein großer Verwaltungsakt und etwas Know-How notwendig. Am spaßigsten finde ich die Vernetzungsarbeit. Es ist erstaunlich, wie viele interessante Menschen man hierdurch kennenlernt. Sei es durch die Wahl zum Mr Gay Germany, die Vereinsgründung oder die CSD-Planung. Im Dezember treffen wir uns zum Beispiel mit dem Oberbürgermeister und der Diversity-Managerin der Stadt Erlangen, um den CSD zu besprechen.

Falls du Mr Gay Germany wirst, hast du dann überhaupt noch Zeit, dich um den CSD und den Verein zu kümmern?

Ich hoffe sehr, dass mir für die Organisation noch genug Zeit bleiben wird, wenn ich den Titel bekommen sollte. Aber falls doch mal etwas auf der Strecke liegen bleiben sollte, habe ich aber ein großartiges Team hinter mir, auf das ich mich verlassen kann. 

Kann man Mitglied werden im Verein? 

Jeder kann Mitglied bei uns werden. Ein Mitgliedsantrag wird auf unserer Webseite freigeschalten, sobald wir vom Finanzamt eine Steuernummer bekommen haben, mit der wir ein Vereinskonto gründen können. 

www.makeyourtownqueer.de


Back to topbutton