Erster queerer Uni-Index: Köln an der Spitze

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Jedes Jahr schließen in Deutschland, Österreich und der Schweiz etwa 200.000 Abiturient*innen ihre Schullaufbahn ab und drängen zum Studium an Universitäten. 10 Prozent von ihnen sind Studien nach LGBTIQ*. Aber wie queerfreundlich sind die Unis?

Die Macher der LGBTIQ*-Networking-App Proudr bringen den ersten LGBTIQ+ Campus Index für Deutschland, Österreich und die Schweiz heraus. Erstmals macht der Index sichtbar, wie LGBTIQ* Diversity an Universitäten, Hochschulen und Akademien im DACH-Raum gelebt wird. Er ist Abiturient*innen und Studierenden eine Orientierungshilfe zu LGBTIQ* inklusiven Campuskulturen und ermöglicht Hochschulen Einblicke in das Engagement für mehr Wertschätzung auf ihrem Campus und den Vergleich mit anderen Bildungseinrichtungen. Hochschulen mit über 1.500 Studierenden erzielten im Index im Schnitt deutlich bessere Werte, als kleinere Einrichtungen.

Die Top 3 des Proudr LGBTIQ+ Campus Index: 

  1. Universität zu Köln
  2. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 
  3. CBS International Business School

Grafik: Uhlala Group / Proudr

Hintergrund und Verfahrensweise laut Proudr

Der Index bewertet die Hochschulen und Akademien nach ihrem Engagement für LGBTIQ+. Grundlage für die Liste ist ein umfangreiches Audit, das sich aus 45 Fragen in fünf Kategorien zusammensetzt. Diese reichen von Diskriminierungsschutz, über Beratungsangebote hin zum Bekenntnis zu LGBTIQ+. Die Ankündigung des Index löste an den Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz teils heftige Diskussionen und Reaktionen aus. Während viele Hochschulvertreter:innen die Initiative begrüßten und das Thema aufnahmen, fühlten sich andere bedrängt und bevormundet und lehnten eine Teilnahme vor diesem Hintergrund mit Nachdruck ab.

Insgesamt haben von den 62 teilnehmenden Hochschulen 14 Einrichtungen mehr als 60% der Punkte des Audits erhalten und zeigen, dass Sie in besonderem Maße LGBTIQ+ inklusive und wertschätzende Campuskulturen fördern. Die drei Hochschulen, die über 80% der Audit-Punkte erzielten, führen das Feld als LGBTIQ+ Diversity Champions* an. Große Einrichtungen mit mehr als 1.500 Studierenden erreichten durchschnittlich mehr Punkte (49,3% der Gesamtpunktzahl) als kleinere Universitäten, Hochschulen und Akademien mit weniger Studierenden (im Schnitt 37,7% der Gesamtpunktzahl). Prof. Dr. Christian Tietje, Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die im Index ein Ergebnis von 86,2% erzielte, erklärt zu den Beweggründen der Teilnahme am Proudr LGBTIQ+ Campus Index, dass diese für die Universität eine sehr gute Gelegenheit gewesen sei, ihr bisheriges Engagement zu zeigen und darüber hinaus herauszufinden, wo sie noch besser werden könne.

Durch den Index wurde LGBTIQ+ Diversity im Hochschulbereich in den vergangenen Monaten prominent und teils kontrovers diskutiert und thematisiert. Die teilnehmenden Hochschulen haben sich mit ihrer Teilnahme zu ihren LGBTIQ+ Studierenden bekannt und zeigen, dass sie es ihnen durch wertschätzende Lernsituationen möglich machen wollen, ihr Potential umfänglich zu entfalten. Alle teilnehmenden Hochschulen haben ihr bisheriges Engagement auf den Prüfstand gestellt und durch das Audit Anregungen zur Fortführung und Verbesserung erhalten.

Zur Teilnahme am Proudr LGBTIQ+ Campus Index wurden insgesamt 561 Hochschulen im DACH-Raum eingeladen. 62 Einrichtungen nahmen das Angebot an und beantworteten die Fragen des Audits in Form einer Selbstauskunft. Nur zwei Einrichtungen ließen ihre Angaben darüber hinaus von der UHLALA Group überprüfen. Viele Hochschulen und für Diversity zuständige Personen konnten wegen mangelnder Ressourcen eine Teilnahme nicht abbilden. Ein erschreckendes Indiz dafür, dass das Thema (LGBTIQ+) Diversity an Hochschulen häufig nicht mit einem geeigneten Budget oder genügend personellen Stellen versehen, sondern von Mitarbeitenden ehrenamtlich und neben dem Beruf gestemmt wird.

Foto: Uhlala Group

„Egal, ob die Bildungseinrichtungen 80% oder 10% der Audit-Punkte erreicht haben: Sie alle haben mit ihrer Teilnahme bewiesen, dass sie sich im Bereich LGBTIQ+ messen und verbessern wollen. Sie haben deutlich gemacht, dass sie sich für ihre LGBTIQ+ Studierenden einsetzen wollen und zeigen damit Verantwortung. Studierende sind im Schnitt acht Semester an ihrer Hochschule. Diese haben daher maßgeblich Einfluss auf die Studierenden, deren Entwicklung und ihren zukünftigen Werdegang.“

UHLALA Group Gründer und CEO, Stuart Bruce Cameron

Cameron und die UHLALA Group stehen hinter dem Proudr LGBTIQ+ Campus Index und bringen diesen mit Unterstützung vom Recruiting-Dienstleister HeyJobs heraus. „Die Karriere und somit die Möglichkeit einen erfüllenden Job zu finden beginnt [...] bereits in unserem Bildungssystem, noch bevor man Teil des Arbeitsmarkts wird”, so Moritz Gudermann, Head of Recruiting bei HeyJobs. „Aus diesem Grund hat HeyJobs sich entschieden, den Index zu unterstützen. Denn die Entscheidung für die richtige Universität ist der erste Schritt auf dem Weg zum richtigen Job und somit zu einem erfüllten Leben”, erklärt er das Engagement und die Unterstützung des LGBTIQ+ Campus Index.

Die Ergebnisse des Index werden auf der digitalen STICKS & STONES, Europas größter LGBTIQ+ Job- und Karrieremesse, am 19. Juni online vorgestellt. Im Nachgang zum Index findet am 22. Oktober 2021 außerdem der erste STICKS & STONES Student Summit statt. Dabei wird das Thema LGBTIQ+ an Hochschulen bei Talks und Panels im Vordergrund stehen und den teilnehmenden Studierenden und studentischen Referaten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit zum Netzwerken und Austausch bieten. Der LGBTIQ+ Campus Index erscheint im kommenden Jahr am 1. Juni 2022 erneut.

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