„Folsom Feeders“: San Franciscos Queercommunity hilft sich selbst

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Die Powerhouse Bar, eine beliebte Lederbar in San Franciscos queerem Viertel SoMa (South of Market) wurde Mitte Dezember aufgrund eines coronabedingten Lockdowns gezwungen, ihre Türen zu schließen. Barmanager Carlton Paul, Dragqueen Lady Bear und der Koch Cory Armenta setzten sich zusammen und überlegten, wie man den Lockdown nutzen kann, um in Not geratenen Queers zu helfen – und fanden eine Lösung. Wir stellen vor: Die „Folsom Feeders“.

Mitarbeiter der Powerhouse Bar taten das, was in dieser Krisenzeit viele Menschen tun – wenn auch leider nicht alle: Sie sahen über ihren Tellerrand. Da nicht nur sie von der Pandemie betroffen waren, beschlossen sie, die Bar als Lebensmittelbank wieder zu eröffnen, um der Community zu helfen. Kurzerhand nannten sie die Bar um in die „SoMa Food Pantry“, um Hunderte von warmen Mahlzeiten sowie Lebensmittel für Menschen bereitzustellen, die während der Pandemie um Nahrung kämpften.

Aber auch Helfer brauchen Hilfe: In einer wunderbaren Gemeinschaftsleistung spendete die lokale Community nach einem Aufruf über Facebook mehr als 18.000 Dollar für das Projekt, so dass die Freiwilligen, die sich selbst „Folsom Feeders“ nannten, die entscheidende Unterstützung leisten konnten.


Queers sorgen für Queers

Die Helfer versorgten sechs Wochen lang Barkeeper, Friseure und andere Menschen ohne Arbeit, die während der Krise zu kämpfen hatten, sowie über 65-Jährige mit Verbindungen zur Queer- und Ledercommunity mit Mahlzeiten – auch über die Feiertage. 

Im Gespräch mit SFist erzählte Carlton Paul, dass sie ihrer Liste mit jeder Woche neue Namen hinzufügen konnten – weitere Menschen, die ihre Hilfe brauchten. Während sie in der ersten Woche kurz vor Weihnachten 40 Tüten mit Lebensmitteln zusammenstellten und 150 warme Mahlzeiten zubereiteten, waren es in der vergangenen Woche 114 Tüten und 270 warme Portionen.

Nun kehrt in San Francisco langsam wieder Normalität ein: Die Ausgangsbeschränkungen werden aufgehoben, die Außenbereiche der Veranstaltungsorte dürfen wieder geöffnet werden. Aus der SoMa Food Pantry wird heute wieder die Powerhouse Bar. Paul gibt zu, er habe gemischte Gefühle und betont: Die Lebensmittelunsicherheit in der Stadt wird nicht so schnell enden. Zum Glück stehen andere Lebensmittelbanken bereit, um die Lücke zu füllen.

„Wir haben unser Ziel erreicht, wir wollten eine temporäre Essensausgabe machen und die Bedürfnisse dieser kleinen Gruppe über die Feiertage ansprechen. Aber das bedeutet nicht, dass diese 114 Familien das Essen oder Geld haben, um nach unserer letzten Lieferung morgen über die Runden zu kommen.“


Die Krise kann jeden treffen

Eine Message ist Paul sehr wichtig: Die meisten der Menschen, die sie versorgten, waren noch nie in einer Lebensmittelausgabe. Viele haben durch Corona ihren Job verloren, sind mittellos geworden – und mussten sich plötzlich Gedanken machen, wie sie sich und ihre Lieben durch den Winter bringen.

Auch Paul (49) selbst hatte aufgrund von Arbeitsmangel während der Krise zu kämpfen. Er betont, er habe als Barkeeper immer ausreichend Beschäftigung gefunden und sei nie arbeitslos gewesen – bis Corona kam. Aber in jeder Krise steckt auch etwas gutes, sagt der Manager der Powerhouse Bar. Er ist menschlich daran gewachsen: 

„Ich war im Dezember in einer tiefen Depression und konnte nur an meine eigenen Probleme denken, und diese Erfahrung hat mir auf eine Weise die Augen geöffnet, die wirklich tiefgreifend ist. Ich war politisch immer eher ein Gemäßigter, aber jetzt sehe ich, wie groß die Not da draußen ist, wenn eine Krise kommt, und wie sich die Dinge ändern müssen.“

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