Gypsy: Mut statt Schande

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Foto: www.facebook.com/gypsy.qween.35

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In Bochum lebt und wirkt diese grandiose Dragqueen, die nicht nur auf Instagram eine stetig wachsende Fangemeinde vereint. Wir sprachen mit der queeren Influencerin.

Fühlst du dich als Kurdin und Dragqueen in Deutschland diskriminiert?

Auf jeden Fall. Ich bin doppelt stigmatisiert.

Von welcher Seite kommen die Anfeindungen?

Wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist und „südländischer“ aussieht, wird man mitunter von anderen „Südländern“ angesprochen, die fragen, welche Nationalität man hat. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kommentare und die Ablehnung größer sind, wenn ich kurdisch sage, als wenn ich sage, ich sei deutsch. Die sagen dann Dinge wie: „Du bist ja eine Schande!“ Oder: „Wie kannst du als Bruder von uns so etwas machen?“ Da ich bei einer ehrlichen Antwort eher in gefährliche Situationen komme, so ist es mir in NRW schon oft passiert, verschweige ich es häufig. Viele mit Migrationshintergrund finden es eher okay, wenn ich sage, dass ich deutsch sei, denn dann gehöre ich ja zu „den Deutschen“.  

Wie gehst du mit Hass und Bodyshaming um?

Ich versuche herauszufinden, woran das liegt, dass Leute andere beleidigen. Es kann eigentlich nur sein, dass diese Menschen sehr traurig und mit sich selbst unzufrieden sind. Ich versuche, dem Hass und den Beleidigungen keine Aufmerksamkeit zu schenken. Mit der Zeit wurde mir der Hass egal, aber ich zeige ihnen, dass ich trotzdem da bin, und das gibt mir Stärke.

Foto: www.facebook.com/gypsy.qween.35

Ist Bochum ein schwieriger Ort für Dragqueens?

Bochum ist sehr tolerant, ich habe da kaum gefährliche Situationen erlebt. Es gibt nur leider sehr wenige Möglichkeiten, sich zu entfalten, es gibt keine queeren Cafés oder Partys wie in Köln oder Berlin.

Wie sieht es in deinem Umfeld aus, was sagt zum Beispiel deine Familie?

Ich studiere Soziale Arbeit, daher ist mein Umfeld generell tolerant, und viele feiern mich ... In meiner Familie ist es etwas komplizierter ... „Das geht gar nicht!“, war die Reaktion auf mein Fremd-Outing. Meine Familie kommt aus einem Dorf in der Türkei, die kennen das nicht. Nach vielen Gesprächen wird es jetzt toleriert, aber nicht als gut empfunden. Einige folgen mir sogar auf Social Media! Meine Schwester schaut meine Interviews an und versteht mich dadurch viel besser. Teile meiner Familie sorgen sich aber auch um mich, wenn sie den ganzen Hate sehen, der zuweilen unter meinen Beiträgen steht.

Ist Social Media für dich Segen oder Fluch?

Ein bisschen von beidem, aber vor allem ein Segen. Ich hatte als Kind keine Vorbilder, und jetzt bekomme ich mit, wie viele Menschen ich erreichen kann, wie vielen ich Mut machen kann.

*Interview: Michael Rädel

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