Homopaare beim Opernball? Nicht mit Mörtel Lugner!

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Es ist eine kleine Sensation: Beim diesjährigen Wiener Opernball bilden zwei Freundinnen das erste gleichgeschlechtliche Debütant*innenpaar. Opernball-Urgestein Richard Lugner regte sich darüber auf und erklärte, zwei Frauen hätten dort nichts zu suchen.

Foto: infraredhorsebite - Flickr.com / CC BY 2.0


Am 20. Februar findet wie gewohnt der Wiener Opernball in der Wiener Staatsoper statt. Er gilt als Highlight der Ballsaison. Seine Ursprünge hat der Ball in der Zeit des Wiener Kongresses 1814/1815. Traditionell eröffnet wird der Tanz von den rund 150 Debütant*innenpaaren. In diesem Jahr findet sich darunter erstmals ein Paar, das nicht aus einem Mann und einer Frau besteht: Die Musikstudentin Sophie Grau (21) und die Medizinstudentin Iris Klopfer (22) hatten sich um die Teilnahme beworben und wurden von den Organisatoren akzeptiert.

Die beiden Baden-Württembergerinnen sind kein Liebespaar, möchten aber für die Chancengleichheit von gleichgeschlechtlichen Paaren bei konservativen Veranstaltungen werben. Zudem bezeichnen sie sich als „queer“, denn Iris möchte Sophie beim Aufbrechen der Geschlechternormen unterstützen. Die Kleiderordnung bleibt bestehen: Sophie wird beim Tanz einen schwarzen Smoking tragen, Iris ein weißes Kleid.

Mörtel meckert über Homopaare

Foto: Marcel4995 / CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org

Der 87-Jährige Bauunternehmer Richard „Mörtel“ Lugner gilt als bekanntestes Gesicht und eine Art schillerndes Maskottchen des Wiener Opernballs. Immer wieder tauchte er seit 1992 in Begleitung von Promis auf, darunter Pamela Anderson, Paris Hilton, Kim Kardashian und Dieter Bohlen. Zu entscheiden hat er beim Opernball allerdings nichts – zum Glück, möchte man sagen.

Laut der österreichischen Tageszeitung Kurier regte Lugner sich darüber auf, dass es nun erstmals ein nicht-gegengeschlechtliches Debütant*innenpaar gibt. Er prangerte an, dies könne das Image des Balls zerstören. Der Opernball sei der größte Traditionsball der Welt mit zeremoniellen Regeln – deshalb sollten die Tanzpaare aus einer Frau und einem Mann bestehen, fordert er und verdeutlichte seine Einstellung zu Homosexualität:

„Wenn sich zwei Frauen lieben, so wird das heute akzeptiert, aber bei der Eröffnung des Opernballs haben die nichts verloren“

Opernball-Organisatorin Maria Großbauer verteidigte das Paar und die Entscheidung, die beiden Frauen in das Komitee aufzunehmen. Sie machte deutlich:

„Ich fand und finde es absolut richtig, das Frauen-Paar ins Komitee aufzunehmen, schließlich erfüllen sie das wichtigste Kriterium, und das ist, den Linkswalzer zu beherrschen.“


Lugner hat Hausverbot beim Life Ball

Foto: www.lifeball.org


Richard Lugner erfreute die Boulevardpresse jahrelang mit seinen wechselnden Ehefrauen, denen er tierische Spitznamen gab und die mit seinem zunehmenden Alter immer jünger wurden. Er liebte in seinem bewegten Leben einen ganzen Zoo: Mausi, Hasi, Käfer, Bambi, Katzi, Kolibri und Spatzi. Der höchste Altersunterschied betrug immerhin 57 Jahre. Doch die vielen Spötteleien aufgrund des Altersunterschiedes brachten ihn offensichtlich nicht dazu, anderen Liebespaaren gegenüber toleranter zu sein.

Bereits in der Vergangenheit äußerte er sich abwertend über Homosexualität. Mit Blick auf Helmut Berger und seinen Lebensgefährten Florian Wess teilte Lugner 2015 die Befürchtung, der Opernball würde zum Homo-Fest. 2012 erteilte die Benefiz-Veranstaltung Life Ball dem heute 87-Jährigen Hausverbot, weil er in einem Interview erzählt hatte:

„Ich habe jetzt unlängst ein Buch gelesen, also ein Kapitel über Homosexualität, und da habe ich gelesen, wie gefährlich das ist und was da alles für Gefahren schlummern. Deswegen wird man eben aidskrank.“

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