Queerhass in Polen: 76 wichtige Persönlichkeiten fordern Konsequenzen der EU

by

Der spanische Filmemacher Pedro Amodóvar, die Schauspieler James Norton, Ed Harris und Stellan Skarsgård, Regisseur Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“), sowie Schriftstellerin Magaret Atwood und Philosophin Judith Butler ... Sie zählen zu den bekanntesten von mehr als 70 einflussreichen Kulturschaffenden aus der ganzen Welt, die einen eindringlichen Brief aufsetzten. Darin drückten sie ihre Sorge über die sich ständig verschlechternde Situation queerer Menschen in Polen aus und forderten sofortige Konsequenzen. Adressatin des Briefes: Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen.

Foto: Elena Ringo / CC BY 4.0 / wikimedia.org

„Wir, die Unterzeichnenden, bringen unsere Empörung über die gegen die LGBT+-Gemeinschaft in Polen gerichteten Repressionen zum Ausdruck. Wir sprechen uns solidarisch mit den Aktivisten und ihren Verbündeten aus, die inhaftiert, brutalisiert und eingeschüchtert werden.“

So beginnt der offene Brief, der von der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza veröffentlicht wurde. Anlass ist natürlich die Zunahme der offen gelebten Queerfeindlichkeit in Polen, vor allem auch im politischen Raum. Im Besonderen nahmen die Briefeschreiber auf die jüngsten Vorfälle vom 7. August Bezug, als Aktivist*innen Opfer von Polizeigewalt wurden (wir berichteten). In dem Brief ist von einem „friedlichen Protest“ die Rede – hervorgerufen durch die Festnahme der nicht-binären Aktivistin Małgorzata „Margot“ Szutowicz (wir berichteten). Margot sei in der Tat eine politische Gefangene, die wegen ihrer Weigerung gefangen gehalten wird, Demütigungen zu akzeptieren, so die Unterzeichner weiter.

Foto: Pedro J Pacheco / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

„Ihre Gruppe hatte auch Regenbogenfahnen über Statuen angebracht, darunter eine Christusstatue. Bei diesen Aktionen handelte es sich weder um 'Rowdytum' noch um 'Provokationen', wie die von der polnischen Regierung betriebenen Medien betonen, sondern um verzweifelte Widerstandsaktionen gegen erniedrigende homophobe Hassreden.“

Die Schaffenden geben für die feindliche Stimmung im Land vor allem der Partei PiS des frisch gewählten Präsidenten Andrzej Duda die Schuld, der im Wahlkampf unter anderem gesagt hatte, der queere Aktivismus sei destruktiver für sein Land als der Kommunismus (wir berichteten).

„Die homophobe Aggression in Polen nimmt zu, weil sie von der Regierungspartei geduldet wird, die sexuelle Minderheiten zum Sündenbock gemacht hat, ohne Rücksicht auf die Sicherheit und das Wohlergehen der Bürger."


EU soll unverzüglich handeln!

Foto: Miquel Taverna / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

Die Kulturschaffenden wenden sich mit ihrem Appell dann auch direkt an die polnische Regierung:

„Wir fordern die polnische Regierung auf, sexuelle Minderheiten nicht länger ins Visier zu nehmen, keine Organisationen mehr zu unterstützen, die Homophobie verbreiten, und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für unrechtmäßige und gewaltsame Verhaftungen am 7. August 2020 verantwortlich sind.“

Foto: ActuaLitté / CC BY-SA 2.0 / wikimedia.org

Und an die Europäische Kommission, deren Präsidentin Ursula von der Leyen auch die Adressatin des Briefes ist:

„Wir fordern die Europäische Kommission auf, unverzüglich Schritte zu unternehmen, um zentrale europäische Werte - Gleichheit, Nichtdiskriminierung, Respekt für Minderheiten - zu verteidigen, die in Polen eklatant verletzt werden. Die Rechte von LGBT+ sind Menschenrechte und müssen als solche verteidigt werden."

Die Unterzeichner sind berühmte Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur – vor allem aus den USA und ganz Europa, aber auch aus Südafrika (Schriftsteller John Maxwell Coetzee) oder Australien (Schriftsteller Richard Flanagan). Neben polnischen Regisseuren, Schriftstellern und Gelehrten sind auch deutsche Persönlichkeiten dabei: Der Regisseur Volker Schlöndorff, Miron Hakenbek, Dramaturg der Staatsoper Stuttgart, Schauspieler Ulrich Matthes, Soziologe Claus Offe und der Berliner Schauspieler und Regisseur Axel Ranisch

Foto: Martin Kraft / CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org

Back to topbutton