Studie: Queerer Bevölkerungsanteil steigt, Akzeptanz sinkt

Stimmungsmache von AfD, CDU, CSU und angeschlossene Mediennetzwerke wirkt

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Eine internationale Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigt, dass die Akzeptanz für die rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland seit 2021 gesunken ist. Dennoch befürwortet eine klare Mehrheit der Deutschen nach wie vor die Ehe für alle und das Adoptionsrecht für Homosexuelle.

Foto: Thomas Schwarz / AFP

62 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Paare legal heiraten dürfen sollten. Weitere 12 Prozent sind für eine Art rechtliche Anerkennung, aber gegen die Ehe, während 13 Prozent gegen jegliche Form der Anerkennung sind. In anderen westlichen Ländern wie den USA, Italien, Großbritannien und Kanada ist ebenfalls eine Abnahme der Unterstützung für LGBT+-Rechte zu beobachten. In der Türkei spricht sich nur ein Fünftel (20%) für die Ehe für alle aus, was den niedrigsten Wert unter allen befragten Ländern darstellt.

Mehr als zwei Drittel der deutschen Bevölkerung (68%) glauben, dass gleichgeschlechtliche Paare genauso erfolgreich Kinder großziehen können wie heterosexuelle Paare. Daher sind auch 67 Prozent der Meinung, dass Homosexuelle bei der Adoption die gleichen Rechte haben sollten. Im Vergleich zu 2021 ist die Zustimmung allerdings um zwei Prozentpunkte gesunken, während vor einem Jahrzehnt noch 71 Prozent dafür waren.

Transfeindlichkeit in Deutschland enorm

Spanien hat derzeit die größte Akzeptanz für Regenbogenfamilien (80%), während Polen (33%) und die Türkei (35%) die niedrigste Akzeptanz aufweisen. Es gibt aber nicht nur regionale, sondern auch geschlechts- und altersbezogene Unterschiede in den Meinungen. Frauen und jüngere Menschen sprechen sich häufiger für LGBTIQ*-Rechte aus, während Männer und ältere Befragte die Gleichstellung seltener befürworten.

Die Studie befragte auch erstmals Menschen zur Einstellung gegenüber trans Personen. In Deutschland stimmen 47 Prozent der Meinung zu, dass trans Menschen immer noch stark diskriminiert werden, während dieser Wert im Durchschnitt der 30 untersuchten Länder bei 67 Prozent liegt. Zwei Drittel der Deutschen (68%) sind grundsätzlich dafür, dass Trans ´vor Diskriminierung geschützt werden sollten. Deutschland liegt damit unter dem globalen Durchschnitt von 76 Prozent, aber höher als Ungarn, Rumänien, Polen und der Türkei.

Bei anderen Antidiskriminierungsmaßnahmen gibt es größere Meinungsunterschiede. 57 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass trans Menschen die Nutzung von nach Geschlechtern getrennten Einrichtungen wie öffentlichen Toiletten gestattet sein sollte, während 28 Prozent dagegen sind. Die USA und Großbritannien bilden hier das Schlusslicht mit je 40 Prozent Zustimmung. In Deutschland stimmen 56 Prozent der Maßnahme zu, dass Teenager mit Zustimmung der Eltern geschlechtsbejahende Behandlungen erhalten sollten.

Hoffnung Jugend

Die Studie zeigt auch, dass sich mehr als jeder zehnte Deutsche (11%) als Teil der Queercommunity identifiziert. Der größte Anteil von LGBTIQ* findet sich in Brasilien (15%), Spanien (14%) und der Schweiz (13%). Bei jungen Erwachsenen, insbesondere der Generation Z, ist die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt deutlich größer als bei älteren Befragten. In dieser Altersstufe (1997 und spätere Geborene)  nähert sich der Anteil einem Viertel der Gesamtbevölkerung an. Ganze 22% der Gen Z bezeichnet sich als Teil der LGBTIQ*-Community. 

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