Experten • Sexualaufklärungen auch als Integrationshilfe

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Sexualpädagogen und Integrationsbeauftragte forderten am Donnerstag verstärkte Maßnahmen zur sexuellen Bildung von geflüchteten Personen. Auf der Konferenz zum Thema „Sexuelle Vielfalt und Flucht“ wurde unter anderem thematisiert, wie man bestehende Vorurteile abbauen kann.

Laut Veranstaltern sei die Konferenz, die in Naumburg in Sachsen-Anhalt stattfand, die bundesweit erste ihrer Art, was ein wenig verwundert, sind doch die Integrationsversäumnisse aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts und die dafür entwickelten Lösungen eigentlich bekannt. Aber: Diverse Fortbildungen und Workshops wurden angeboten, rund 180 geschulte Fachkräfte nahmen teil. Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß forderte: „Sexuelle Bildung muss bundesweit Teil der Integrationsarbeit werden“. 

Auch Damaris Berger, Leiterin des Bildungsbüros im Landratsamt Burgenlandkreis betont die Wichtigkeit des Themas. Sexuelle Bildung sei nicht nur ein Rand-, sondern ein Schlüsselthema. Dass die auf der Konferenz entwickelten Konzepte bundesweit Anwendung finden, wünscht sich auch Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck (SPD). 

Umstellung für viele Geflüchtete schwierig


Die Bedeutung der Konferenz untermauerte erst letzte Woche die Befragung von Flüchtlingen durch den unabhängigen Sachverständigenrat Migration (SVR) und der Robert Bosch Stiftung. Gegenstand der Befragung waren kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede zwischen den jeweiligen Herkunftsländern und Deutschland. 

Grafik: SVR-Integrationsbarometer 2018

Besonders beim Umgang mit Homosexualität fielen große Diskrepanzen auf. 89 Prozent gaben an, die Gleichstellung von Homosexuellen sei den Menschen in Deutschland wichtig – während es im Durchschnitt für ihre Heimat nur 30 Prozent der Befragten angaben. Besonders schwer fiel ihnen daher auch die Umstellung: Rund 40 Prozent gaben an, es falle ihnen schwer oder sehr schwer, sich darauf einzustellen.

Der Sachverständigenrat Migration forderte daraufhin: „Inhaltlich sollten Integrationsmaßnahmen noch stärker auf Aspekte der sexuellen Orientierung eingehen – besonders auf Homosexualität – und auf die emotionale Rolle der Familie“.

Hier geht’s zur Auswertung der Befragung.

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