#SchlauZuHIV • Zu Risiken und Wechselwirkungen fragen sie ihren Apotheker!

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Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass chronische Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck auftreten. Neben der HIV-Therapie kann so die dauerhafte Einnahme weiterer Arzneimittel notwendig werden. Ob und wie diese sich vertragen, ist Teil des täglichen Beratungsservice von Menschen wie Andreas Hintz und Tim Umland von der Alexander-Apotheke in Hamburg St. Georg (www.alexapo.de). Wir fragten nach.

Verträgt sich jedes HIV- Regime mit jeder sogenannten Komedikation?

Bisher ist es leider noch etwas kniffeliger. Wir befinden uns aber mit modernen Entwicklungen auf dem Weg dorthin. Die verschiedenen HIV- Wirkstoffe zeigen ein unterschiedliches Potenzial für Wechselwirkungen. Besonders „Booster“: Die Verstärker Ritonavir oder Cobicistat sind nötig, um die Wirkstärke und Wirkdauer einzelner HIV-Thearpiesubstanzen zu verbessern. Dieser Effekt ist gewollt und ein Trick, um eine einmal tägliche Einnahme zu ermöglichen oder die Menge an Wirkstoff pro Tablette zu reduzieren. Parallel hierzu können die „Booster“ aber auch die Wirkung einzelner Begleitmedikamente verstärken. Dieses kann unerwünscht sein und zu Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten führen. Medizinisch kritische Situationen können hierbei auch im Kontext von Chemsex entstehen. Daher sollte jeder Patient informiert sein, ob sein aktuelles Regime einen „Booster“ enthält oder nicht.

Beispiel: „ Booster“ erhöhen die Blutspiegel einzelner Wirkstoffe aus der Gruppe der Cholesterinsenker, sogenannter „Statine“. Das Risiko für mögliche Statin- Nebenwirkungen, wie Muskelschmerzen, kann ansteigen. Problematisch ist es, wenn „unpassende“ Statine vom Hausarzt verschrieben werden und der Schwerpunkt-Behandler hiervon erst beim nächsten Praxisbesuch in Kenntnis gesetzt wird. Es ist daher sinnvoll, regelmäßig in der Apotheke seine gesamte Medikation auf Wechselwirkungen überprüfen zu lassen. Hierbei sollten auch Produkte besprochen werden, die ohne Rezept frei in der Apotheke zu kaufen sind oder in Drogerien, Reformhäusern, Sportstudios erworben werden. Magensäureblocker oder bestimmte Mineralstoffpräparate harmonisieren nicht automatisch mit jeder ART. Zeitabstände bei der Einnahme oder Ausweichen auf alternative Wirkstoffe können notwendig sein, damit bestimmte ART- Wirkstoffe vollständig vom Körper aufgenommen werden.

Besonders nach einem Wechsel der ART oder wenn neue Begleit- Medikamente ins Spiel kommen, kann so ein Check vor unangenehmen Überraschungen schützen. Insgesamt betrachtet sind Wechselwirkungen zwischen der ART und anderen Medikamenten gut untersucht und beherrschbar.

Wenn sich etwas nicht miteinander verträgt: was sollte gewechselt werden? Das HIV- Regime oder die Begleitmedikation?

Das kommt ganz auf die medizinische Einzelsituation an. Meist ist es wichtiger, die individuell ausgewählte ART beizubehalten und für die Ko- Medikation andere Wirkstoffe mit gleichen Effekten auszuwählen. Manchmal kann die Lösung auch schon in einer angepassten Dosierung der Begleit- Medikamente liegen. In anderen Fällen wird die ART verändert, um zum Beispiel besser zu einer Chemotherapie und deren umfassender Unterstützungs-Medikation zu passen. Hierbei sind das Zusammenspiel und die Kommunikation der beteiligten Ärzte entscheidend.

Als Apotheker können wir Behandler und Patient unterstützen, indem wir rechtzeitig vor geplanten Umstellungen einen umfangreichen Interaktions- Check durchführen.

Wie kann ich sicherstellen, dass meine behandelnden Ärzte untereinander informiert sind, welche Medikamente ich einnehme?

Aus unsere Sicht ist es für eine Überprüfung auf Wechselwirkungen durch Ärzte und Apotheker essentiell, dass der Patient seine gesamte Medikation in einem Medikationsplan erfasst, gerne auch digital. Bei der Erstellung und Vervollständigung können die Teams in Apotheken helfen. In naher Zukunft sollen diese Informationen auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Der Patient kann so seinen Ärzten und seiner Apotheke den Abruf der gesamten Medikation ermöglichen. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um alle Beteiligten informiert zu halten und Medikationen schnell anpassen zu können.

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