Genetik und Ethnologie der Penisgröße

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Von jeher macht sich der Mann Sorgen um seinen Penis und dessen Erektion die Sinn stiftende Identifikation des Mannes mit sich selbst. Bislang konnte dies im männlich geprägten Macht- und Gesellschaftssystem überspielt werden. Damit ist es jedoch spätestens seit der Frauenemanzipation und Schwulenbewegung vorbei. Die Ausstattung des Mannes wurde zu einem Kriterium seiner emotionalen, körperlichen und sexuellen Präsenz.

Die individuelle Penisgröße hat eine genetische und eine ethnische Komponente. Hinzu kommt, dass das maximal mögliche Wachstum einer kritischen Modulierung durch den Anstieg von Testosteron in der Zeit der Pubertät unterliegt. Es ist durchaus realistisch, dass heutzutage dieser Vorgang nicht mehr korrekt abläuft. Immer häufiger befinden sich Jungen in einer verzögerten Pubertät, bedingt durch soziale Anpassungsschwierigkeiten in der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft, deren Familienstrukturen und in den Schulen. Der ungenügende oder verzögerte Anstieg von Testosteron in einer kritischen Wachstumsphase des Penis kann dessen optimal mögliches Wachstum verhindern.

Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine zunehmend größere Anzahl von Männern gibt, die im Leistungswettkampf unserer westlichen Industriegesellschaft mit ihren steigenden Normvorstellungen in allen Lebensbereichen trotz guter Ausstattung eine Penisvergrößerung wünschen.

DER GENETISCHE EINFLUSS

Die Entwicklung des männlichen Genitals, sein Größe, Ausformung und Funktion wird durch bestimmte Genabschnitte auf dem Y-Chromosom gesteuert. Es ist zwar anzunehmen, dass sich dort Genabschnitte befinden, die die Penisgröße direkt bestimmen, jedoch gibt es hierzu wenig Literatur. Bei einem Knaben mit einer XYY-Chromosom-Konstellation, also einer Dopplung des Y-Chromosoms, wird ein Mikropenis beschrieben. Dies gilt aber noch nicht als Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Y-Chromosom und der Penisgröße.

Bei japanischen Jungen mit einem kleinen Penis fand man eine Mutation im Gen der 5-Alpha Reduktase A2, jenem Enzym, welches die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron bewirkt. Die Penisgröße wird wesentlich mitbestimmt durch die Anwesenheit von Dihydrotestosteron während der Peniswachstumsphase in der Pubertät. Bei der angeborenen Mutation kann eine Testosterontherapie während der Pubertät den Penis weiter wachsen lassen. Die gleiche Arbeitsgruppe beschrieb, dass eine Dioxinexposition zu einem kleinen Penis führen kann. Inwieweit also Giftstoffe bei starker Umweltbelastung eine Rolle in der Entwicklung des Penis spielen, wird wohl die Zukunft zeigen.

Währenddessen hat man in Israel bei Knaben mit angeborenem Wachstumshormonmangel beweisen können, dass ein kleiner Penis durch den Hormonersatz deutlich an Größe gewinnt. Es ist aber bislang nicht belegt, dass Wachstumshormonersatz auch beim ausgereiften Mann zu einem Peniswachstum führt. Hingegen ist bekannt, dass Männer mit Akromegalie, also einem Überschuss des Wachstumshormons, auch ein verstärktes Peniswachstum haben.

DER ETHNISCHE EINFLUSS

Eine Diskussion von Daten zur Ethnologie der Penisgröße läuft Gefahr, mit rassistischen Gedanken in Verbindung gebracht zu werden. Deswegen sei an dieser Stelle klargestellt, dass im Folgenden solch ein Zusammenhang nicht gemeint ist.

Erstmals zeigten Phillip und seine Mitarbeiter in einer Studie aus Israel die ethnische Differenz der Penislänge zwischen neugeborenen Juden und Beduinen. Weitere Studien aus Singapur von Lian und Lee ergaben eine Längendifferenz der Penisse zwischen Neugeborenen Chinesen (3,5 Zentimeter), Malaien (3,6 Zentimeter) und Jungen indischer Abstammung (3,8 Zentimeter). Offensichtlich gibt es bereits bei der Geburt ethnische Differenzen in der Penislänge, wobei die der asiatischen Neugeborenen sich nicht wesentlich von den kaukasischen zu unterscheiden scheinen. In einer anderen Studie aus Kanada hingegen konnten Cheng und Chanoine darstellen, dass chinesische Neugeborene einen kleineren Penis hatten als westeuropäische ein Unterschied, der dann bei Erwachsenen signifikant wird.

Rushton und Mitarbeiter zeigten 1988 in einer viel beachteten Studie deutliche ethnische Unterschiede in der durchschnittlichen Penisgröße, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Asiaten 10 bis 14 Zentimeter, Weißeuropäer 14 bis 15 Zentimeter, Schwarzafrikaner 15,5 bis 20 Zentimeter. Auch der Kinderarzt Donald Greydanus aus Michigan hat sich viel mit Entwicklungsmedizin beschäftigt und folgende Daten zur Ethik der Penislänge publiziert (Mittelwerte): Schwarzafrikanische Männer 17 Zentimeter, Asiaten 13,5 Zentimeter, Weißeuropäer 15,8 Zentimeter, Südamerikaner 15,6 Zentimeter, weiße Nordamerikaner 14,4 Zentimeter.

Foto: www.eurocreme.com

Kurios ist beispielsweise, das die Männer der indischen Inseln French West von der orientalischen Penis-Norm abweichen. Zurückzuführen ist dies auf eine Vermischung mit afrikanischem Erbgut. Grundsätzlich haben arabische Männer, die ein hohes Maß an genetischer Mischung mit schwarzen Männern aufweisen, größere Penisse als Weißeuropäer.

Ethnische Differenzen gibt es auch bei den Hodengrößen. So zeigten Messungen des Hodenvolumens bei lebenden Männern und bei Autopsien, dass sowohl das Volumen als auch das Gewicht asiatischer Männer (9 Gramm) um etwa die Hälfte geringer ist, als das der Europäer (21 Gramm).

Nach so vielen Zahlen zur Penisgröße fragt sich manch einer, was er davon hat. Viele Klischees werden nicht nur bedient, sondern auch noch bestätigt. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass man sich weder sein genetisches Material noch die ethnische Herkunft aussuchen kann. Doch schon jetzt bietet die plastische Chirurgie auch auf diesem Gebiet die Möglichkeit, sich dem gesellschaftlichen Leistungsdruck zu beugen und bei der Penisgröße sein größtmögliches Potenzial zu nutzen. 

HATTE DAVID EINEN BLUTPENIS?

Bekanntlich existieren zwei Penistypen. Der Fleischpenis ist in schlaffem Zustand relativ groß und wächst bei der Erektion im Gegensatz zum Blutpenis nur noch geringfügig an. Umgekehrt ist der Blutpenis ohne Erregung recht klein, wächst aber durch die Erektion erheblich.

Der wohl am häufigsten nackt abgebildete Mann der Kunstgeschichte, Michelangelos David, hat ebenso wie griechische Männerstatuen einen auffallend kleinen Penis. Offensichtlich aus moralischen Gründen, denn wenn man dessen Hände und seinen Penis vergleicht, stellt man eine erhebliche Diskrepanz fest. Schließlich ergaben Untersuchungen von Spyropoulos, dass es eine Größenrelation zwischen der Länge der Finger und des Penis gibt. Wollte Michelangelo möglicherweise die sexuelle Identität seines Models verbergen?

Foto: Baresh25 / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org

Messungen von Harding und Golombok in London ergaben einen Mittelwert der Penislänge bei Schwulen von 15,3 Zentimetern. Demgegenüber steht der Mittelwert einer Studie der Universität Essen von 14,4 Zentimeter bei heterosexuellen Männern. Den Ergebnissen nach würde ein überdurchschnittlich großer Penis David als schwul outen können. Es bleibt also die Frage, ob der Künstler Michelangelo schon damals über ein solch intimes Wissen verfügte und sein Model bewusst unterprivilegiert erscheinen ließ. *Olaf Alp

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