Interview: Wie mit der Psyche umgehen?

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Der HIV-positive schwule Mann gehört zu einer Minderheit innerhalb der Minderheit. Das verursacht erheblichen seelischen Stress. Besonders belastend sind neben einem positiven Testergebnis der Beginn oder eine Umstellung der Behandlung. Auch das Outing gegenüber Freunden und Partnern kann eine große Hürde darstellen. Dr. med. Steffen Heger ist Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit eigener Praxis in Köln und unter anderem Fachmann für das Informationsangebot von www.my-micromacro.net

Welche psychischen Probleme beobachten Sie bei HIV-Positiven?

Am häufigsten treten in diesen Zusammenhängen depressive und Angstreaktionen oder psychosomatische Symptome auf, die jeweils mit Schlafstörungen einhergehen können. Mancher reagiert auch mit gesteigertem Alkohol- oder Drogenkonsum. Das schafft dann mittelfristig eine Menge weiterer Probleme.

Sind Behandler in den Schwerpunktpraxen darauf vorbereitet?

Ärzte in den Schwerpunktpraxen sind üblicherweise die ersten und wichtigsten Ansprechpartner für Betroffene. Sie sind in den meisten Fällen sehr gut darauf vorbereitet, die Betroffenen in Krisensituationen aufzufangen und zu unterstützen. In bestimmten Fällen werden sie dennoch begleitend eine spezialisierte psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung empfehlen.

Was können Freunde und Familie eventuell tun bzw. wo können sie sich informieren, wenn sie Veränderungen feststellen?

Zunächst sollte man den Betroffenen offen auf wahrgenommene Veränderungen ansprechen, ohne ihn zu bedrängen: da sein, ihm zuhören, ihn ernst nehmen. Freunde sind meist die wichtigste Stütze für Menschen, die mit HIV leben. Im Idealfall können sie der Fels in der Brandung sein, indem sie unbeirrt an der Seite des Betroffenen stehen und sich nicht zurückziehen, selbst wenn die Wogen gerade hoch gehen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Wenn man sich damit unsicher fühlt, kann man sich selbst Unterstützung holen. Die lokalen Aidshilfen informieren und beraten nämlich auch Angehörige und Freunde. Darüber hinaus kann man sich im Internet zum Thema HIV und Psyche informieren. Man sollte allerdings darauf achten, dass entsprechende Seiten fachlich kompetent betreut werden.

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